neunzehn

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Die Tage zogen an mir vorbei und das Wetter wurde immer winterlicher, düsterer und kälter. Passend zum Wetter änderte sich auch meine Stimmung, was dafür sorgte, dass ich mich immer mehr zurück zog. Ich badete in Selbstmitleid und gestattete mir, mich gehenzulassen. Zwar hatten die Abende mit den Jungs geholfen, mich abzulenken, aber während alle anderen ihrem geregeltem Alltag nachgingen, hatte ich nichts zu tun. Meine einzige Aufgabe bestand darin, morgens aufzustehen. Ich musste gestehen , dass ich an manchen Tagen selbst das nicht schaffte.

Für die schlechte Phase machte ich das Wetter verantwortlich, denn so war es früher schon gewesen: Sobald es im Winter grau und trist wurde, fühlte ich mich ebenso. Wenn im Frühling dann allerdings die ersten Sonnenstrahlen aufkamen, überfiel mich oftmals ein regelrechter Energieschub.

Henrik versuchte mehrmals, mich aus meinen Schneckenhaus rauszuholen und beim seinem, geschätzt 100. Versuch, gab ich schließlich nach und stimmte zu, am Wochenende mit ihm und den Jungs zum Minigolf zu gehen.

♦♦♦

Ich war spät dran. Julian und die Jungs wollten mich um 16 Uhr abholen. Jetzt war es bereits 15:50 und ich war noch nicht einmal angezogen. Fluchend rannte ich durchs Haus und suchte mir meine Kleidung zusammen, die teilweise im Keller auf der Wäscheleine, teilweise in den Wäschekörben in meinem Zimmer verteilt war. Normalerweise war ich kein unpünktlicher Mensch, doch heute hatte ich mir etwas zu viel Zeit unter der Dusche gelassen. Hoffentlich würde Nic heute seine Klappe halten und sich seine anzüglichen Kommentare sparen. Ich könnte wirklich darauf verzichten, ein Du-Hast-Mit-Meinem-Besten-Freund-Geschlafen-Gespräch mit Henrik zu führen.

Als ich zehn Minuten später komplett gestresst nach draußen lief, wartete Julian bereits in seinem Auto. Ich stieg ein und schaute mich verdutzt um, als mir klar wurde, dass weder Nic noch Luca im Auto saßen. Julian war der Einzige. Fragend drehte ich mich zu ihm: „Wo sind die anderen?"

„Ähm... Luca ist krank geworden und Nic.. Nic hatte so eine Art familiären Notfall." „Oh nein! Ich hoffe es ist alles in Ordnung?",rief ich besorgt.

„Mach dir keine Sorgen. Wird schon halb so wild sein", achselzuckend schaute Julian mich an. „Wo bleibt denn dein Bruder?", suchend warf er einen Blick Richtung Haustür.

„Er hat gesagt, wir treffen uns dort. Er muss etwas länger arbeiten.", erwiderte ich und schnallte mich an.

Julian nickte verständnisvoll und lenkte dann seinen Wagen Richtung Innenstadt.

Kurz bevor wir unser Ziel erreichten, vibrierte mein Handy. Eine Nachricht von Henrik

Henrik 16:20: Schaff's nicht pünktlich. Zu viel Arbeit. Tut mir leid. Bis heute Abend.

Frustriert stöhnte ich auf. „Was ist los?", fragte Julian, ohne seinen Blick von der Straße abzuwenden.

„Henrik schafft es mal wieder nicht. Er muss länger arbeiten." Ich wollte mir meinen Unmut nicht anmerken lassen, aber es störte mich, dass Henrik ständig Überstunden schieben oder kurzfristig einspringen musste.

„Der Kerl schuftet sich irgendwann noch zu Tode.", murmelte er.

Ich sah Julian stirnrunzelnd an: „Musst du gerade sagen."

„Was? Ich?", empört warf Julian mir einen Blick zu. „Ich habe eine sehr gute Work-Life-Balance."

„So würde ich das nicht nennen. Du arbeitest den ganzen Tag und gehst die ganze Nacht feien. Dabei trinkst und rauchst du ohne Ende." Frech grinste ich ihn an.

Seine Antwort bestand aus einem unverständlichen Grummeln und einer Grimasse. Lachend wendete ich mich wieder meinem Handy, zu um eine schnelle Antwort an meinen Bruder zu tippen.

LET LOVE GROWWhere stories live. Discover now