dreizehn

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Julian

Am nächsten morgen saß ich bereits um 8 Uhr morgens im Büro. Auch wenn ich in der letzten Nacht nur wenige Stunden geschlafen hatte war ich wach wie noch nie. Mein gesamter Körper stand unter Strom, es war, als würde pure Elektrizität durch meine Adern fließen. Gerade beschäftigte ich mich mit nicht gerade spannenden Quartalsberichten, als Luca, mein bester Freund und Geschäftspartner, in mein Büro kam.

„Alter du siehst scheiße aus.", war das erste, was er zu mir sagte.

„Was eine nette Begrüßung Luca.", mit einem seufzen lies er sich auf einen der zwei ausladenden Sesseln gegenüber meines Schreibtisches fallen.

„Was kann ich für dich tun?", fragend blickte ich von meinem Bildschirm auf und sah in das besorgte Gesicht. Wie automatisch wanderte mein Blick zu der Narbe oberhalb seines rechten Auges. Ich musste schlucken

„Hast du heute schon mal in den Spiegel geschaut? Deine Augenringe reichen beinah bis zum Boden. Wann hast du das letzte mal richtig geschlafen?", Luca fuhr sich mit den Fingern durch seine kurzen, dunklen Haare. Auch wenn er schon länger aus dem Dienst ausgestiegen war, blieb er seinem Haarschnitt treu.

„Ich schlafe gut.", achselzuckend musterte ich ihn.

„Bist du dir sicher? Du hast in den letzten zwei Wochen beinahe jede Nacht im Secrets verbracht. Ich mach mir Sorgen. Es ist fast wie vor ein paar Jahren Jules."

„Ich weiß deine Sorge zu schätzen man, aber mir geht es gut.", sagte ich und lächelte ihn an.

„Lüg mich nicht an Jules. Ich war damals dabei. Ich weiß, wie du aussiehst wenn es dir nicht gut geht.", genervt fuhr ich mir mit den Händen übers Gesicht. Ich konnte verstehen, dass Luca sich Sorgen machte, doch dieses mal war sie unbegründet.

„Ich habe jemanden kennen gelernt. Vor zwei Wochen im Secrets." Ich erzählte ihm die gesamte Geschichte von mir und Lin.

„Scheiße Jules, das alles wegen einer Frau?", Luca wirkte überrascht.

„Du hättest sie sehen müssen. Sie hatte etwas an sich. Ich .. ich kann es gar nicht in Worte fassen."

Fuck. Die hat es dir ja echt angetan. Siehst du sie wieder?", auf seinem Gesicht bildete sich ein sanftes Lächeln ab.

„Nein.", ich schüttelte den Kopf. „Und wahrscheinlich ist das auch besser so. In meinem Leben ist kein Platz für eine dauerhafte Beziehung. Und jetzt entschuldige mich. Ich habe noch eine Menge zu tun. Aber wir sehen uns heute Abend oder?"

„Natürlich:", antwortete Luca und erhob sich mit einem ächzen aus dem Sessel. Beim gehen stütze er sich auf einen Gehstock, der seit knapp zwei Jahren sein treuster Begleiter war. Bei dem Anblick zog sich etwas in meinem Inneren schmerzhaft zusammen.

„Luca?"

„Ja?", er drehte sich noch einmal zu mir um.

„Danke, das du nach mir gesehen hast." Er nickte einmal knapp und verließ dann mein Büro. So war es schon immer zwischen uns gewesen. Wir konnten uns auch ohne viele Worte miteinander verständigen.

Ich griff nach dem Päckchen Gauloises in der Schublade meines Schreibtisches und trat hinaus auf den Balkon. Ein eisiger Wind erfasste mich und sorgte dafür das ich eine Gänsehaut bekam. Wie automatisch wanderte meine Hand zu der großen Narbe die sich von meinen Rippen bis zur Mitte meines Bauches zog. Noch heute glaubte ich manchmal, dass ich den Schmerz noch spürte, fast so, als wäre es eben erst passiert.

Ich zündete mir eine Zigarette an und atmete tief ein. Meine Hände zitterten leicht. Es gab gute Tage und welche, die weniger gut waren. Mittlerweile überwiegen die Guten, doch hier und da übermannten mich meine Erinnerungen.

Bilder drängten sich in mein Unterbewusstsein. Ich und Luca in eine Gasse, nichts als Dunkelheit um uns herum. Zwei Kerle, die mit gezogenen Waffen auf uns zu kamen. Luca und ich, wie wir uns wehrten. Ein Ohrenbetäubender Knall, dann ein stechender Schmerz in meiner rechten Schulter. Heißes klebrige Blut, was auf den harten Betonboden sickerte. Lucas Schreie, ein brennender, alles verzehrender Schmerz in meinem linken Oberbauch , dann Stille. Nichts als Dunkelheit und Stille.

Ich schloss die Augen und atmete zitternd den Rauch aus. In dieser Nacht wäre ich fast gestorben, doch ich habe es überlebt. Wir haben es überlebt. Eine Tatsache, die ich mir immer wieder bewusst machen musste.

♦♦♦

Hier hattet ihr die Möglichkeit, Jules ein bisschen kennen zu lernen.

Was haltet ihr von ihm?

LET LOVE GROWDonde viven las historias. Descúbrelo ahora