zwanzig

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Ich war mir ziemlich sicher, dass Nic seine Klappe gehalten hatte, denn Henrik hatte mich nicht auf die Beziehung zwischen Julian und mir angesprochen. Ich versuchte, so viel Zeit wie möglich mit meinem Bruder zu verbringen, auch wenn das nicht immer einfach war. Er musste viel arbeiten und wenn er gerade nicht arbeitete, war er müde von der Arbeit.

Am nächsten Tag, einem Samstag, trafen sich alle, inklusive meines Bruders, bei Julian um den Abend miteinander zu verbringen. Ich entschied mich, zu fahren, damit mein Bruder ein paar Bier mit seinen Jungs trinken konnte. Das hatte er sich wirklich verdient.

Mit einem breiten Grinsen öffnete Nic uns die Tür zu Jules Wohnung. Er umarmte zuerst meinen Bruder und begrüßte anschließend mich. Seine Haare standen wirr in alle Richtungen ab. Ein paar Locken hingen ihm in die Stirn und verliehen ihm einen perfekten Out-Of-Bed Look. Seine blauen Augen funkelten amüsiert, als er beobachtete, wie Julian mit einem Strahlen auf mich zukam.

Er nahm mich in den Arm und hielt mich einen Moment länger fest, als nötig. Sofort hüllte mich sein sauberer, männlicher Geruch ein. Julian führte uns in das große Wohnzimmer. Augenblicklich stiegen Erinnerungen in mir hoch. Ich blieb wie erstarrt stehen. Dabei stieß Luca, der gerade aus der Küche kam, gegen mich und verschüttet den Rotwein, den er in seiner Hand hielt über meinem weißen Shirt.

„Oh fuck Lin. Das tut mir Leid", zerknirscht schaute er mich an. Julian reichte ihm eine Serviertte und Luca versuchte den Schaden so gut es ging zu beheben.

„Schon gut Luca. Das ist nicht deine Schuld. Ich bin plötzlich stehen geblieben", beruhigte ich ihn.

„Vermutlich solltest du das Shirt ausziehen", frech grinste Julian mich an. In seinen grünen Augen lag ein verschmitztes Funkeln.

„Und dann Jules? Soll ich den Abend mit euch oberkörperfrei verbringen?"
Julian Grinsen wurde breiter. „Ein paar von uns hätten sicher nichts dagegen."

„Ich allerdings schon", mischte sich mein Bruder ein und stelle sich mit verschränkten Armen neben mich. Ich beobachtete die Situation belustigt.

„Komm runter. Das war nur ein Spaß" wendete Julian sich an mich. „Wenn du magst, kannst du ein Shirt von mir anziehen. Deins ist vermutlich eh nicht mehr zu retten."

Ich stimmte zu und Julian lief vor mir her zu seinem Schlafzimmer. Dort angekommen ging er zielstrebig zu seinem Kleiderschrank und fischte ein weißes Shirt heraus. Er warf es mir zu.

„Hier das kannst du anziehen."

„Danke", abwartend sah ich ihn an doch er machte keine Anstalten sich von der Stelle zu bewegen

„Willst du dich nicht umdrehen?"

„Es gäbe doch nichts, was ich nicht eh schon gesehen hätte", seine Augen verdunkelten sich einen kurzen Moment und seine Stimme klang rauer, als zuvor.

„Dreh dich sofort um!", rief ich und warf das Erstbeste, dass ich finden konnte, nach ihm. Das Kissen verfehlte ihn meilenweit doch er drehte sich um.

Während ich mir blitzschnell das alte Shirt aus und das neue anzog, war mir Jules' Anwesenheit überdeutlich bewusst.

„Wie sehe ich aus?", betont dramatisch drehte ich mich zu Julian um.

Julian, der gerade sein Handy in der Hand hielt, drehte sich ebenfalls um. Er ließ das Handy sinken und starrte mich an. Seine Augen huschten über das Shirt, dass mir eindeutig zu groß war.

„Es sieht ganz bezaubernd aus", er räusperte sich. Seine Stimme klang rauer, härter als sonst. Er schüttelte kurz den Kopf und fuhr sich mit der flachen Hand über den Nacken.

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