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James-Cormac MacKinley

"James-" "Lasst mich in Ruhe!", grummelte ich und drehte mich weg. "Das ist jetzt schon seit zwei Wochen so. Es geht so nicht weiter. Irgendwann musst du mit uns reden. Lieber jetzt als später."

"Lieber später", meinte ich und stand auf, wollte aus der Küche laufen, als Dad vor mir stand. "Nein, jetzt. Es geht so nicht weiter." "Ihr wisst doch, ihr könnt zu uns kommen." Mum legte ihre Hände auf meine Schultern, stand hinter mir.

"Ich will aber nicht darüber reden! Ich will es vergessen!", fuhr ich die beiden an. "Also in der Hinsicht nehmt ihr beide euch nichts! Ihr seid so stur!" Mum klang sauer.

Als es klingelte, zuckten wir alle zusammen. "Wer ist das?" Wir drei liefen zur Tür. Mum öffnete unsere weiße Holztür. "Anya", meinte Dad überrascht.

Sie stand mit einer Tasche vor uns, sah uns traurig an. Mir fiel das blaue Auge auf. "Was ist denn passiert? Komm rein!" Mum zog sie sofort ins Haus, Dad nahm ihre Tasche.

"Ich weiß nicht, wo ich sonst hin soll. Mein Dad ist aufgetaucht, wegen der Scheidung. Und naja... er hat mich geschlagen, weil ich halt jetzt auch noch in einer Beziehung bin. Mum meinte, es ist besser, wenn ich zu jemanden gehe, von dem Dad nicht weiß und Izzy hat er schon gesehen."

"Natürlich kannst du hier bleiben. James, sage bitte Jai Bescheid." Leicht nickte ich und lief der Wendeltreppe hinauf.

"Jamie?" Ohne zu klopfen riss ich seine Tür auf und hielt mir sofort meine Augen zu. "Igitt! Holst du dir gerade einen runter?!"

"Alter klopf vorher mal an, man! Und ja, habe ich aber du hast es versaut. Meine Fresse!" Er klang wütend. Ojemine.

"Anya ist hier. Sie wird wohl ein paar Tage bleiben. Ihr Dad hat sie geschlagen. Ich gehe dann mal in mein Zimmer." Ohne ein weiteres Wort lief ich in mein Zimmer und setzte mich auf mein Bett, als mein Handy klingelte.

Genervt stand ich also wieder auf und lief zu meinem Schreibtisch, schnappte mir mein Handy und ging ran. "Hallo?" "Na du. Ich wollte dir nur sagen, ich bin auf dem Weg zu dir." Ich riss meine Augen auf. "Nein! Vergiss es! Wag es dir ja nicht, hier her zu kommen! Meine Eltern sind da!"

"Ich weiß. Und ich habe Izzy dabei. Anya ist bei euch und da wollte sie gleich mitkommen. Ich muss sowieso was mit dir besprechen." "Nein! Du kannst sofort wieder umdrehen!", rief ich panisch.

"Zu spät." Ich hörte, wie Diego die Handbremse anzog. "Du Arschloch!", rief ich wütend und knallte mein Handy weg, sprintete aus meinem Zimmer nach unten.

"James, was-" Die Vier saßen im Wohnzimmer, als ich die Tür aufriss. "Verschwinde!", meinte ich kühl. "Wieso denn?" Diego lehnte sich an den Türrahmen. "Du hast mir versprochen, dich zu ändern."

"Hallo?! Darf ich mal?!" Diese schwarzhaarige quetschte sich an uns vorbei. "Diego, ich-" "ah, der junge Mann aus dem Krankenhaus. Sie haben James gefahren." Mum legte einen Arm um mich. "Ein wirklich netter Kerl, James."

"Ja und er wollte gerade gehen!", knurrte ich und sah den schwarzhaarigen wütend an. "Ach so ein Unsinn. Kommen Sie doch rein. Wie heißen Sie denn?" "Diego, M'am. Und Sie können mich Duzen."

"Süßer Mann. Geht doch hoch und James, sei bitte nicht so verklemmt!", mahnte sie mich. "Mum! Ich bin nicht Schwul!", knurrte ich. "Bla bla bla. Ich kann es wirklich nicht mehr erhören. Ich habe zwei Schwule Söhne und basta."

"Ja genau und deine Söhne sind Zwillinge. Also ziemlich unwahrscheinlich, dass BEIDE Schwul sind!"

"Diego, sein Zimmer ist gleich oben das dritte Links, einfach der Wendeltreppe hinauf. Wärst du so lieb?" Grinsend sah Diego mich an. "Aber gerne."

Ehe ich mich versah, hatte der Idiot mich über seine Schulter geschmissen!

"DIEGO!", rief ich wütend und haute auf seinen Rücken, als er sich in Bewegung setzte. "Jamie hilf mir!", rief ich und streckte meine Arme aus, mein Bruder jedoch grinste nur und wackelte mit seinen Augenbrauen.

In meinem Zimmer schmiss er mich auf mein Bett und kletterte über mich. "Diego! Geh von mir runter!"

"Wieso denn? Du wolltest dich ändern." Als Diego mich küssen wollte, drückte ich ihn zur Seite. "Lass das!" Ich setzte mich auf.

"James", seufzte er. "Ich habe es dir schon mal gesagt: ich mache das nicht mehr lange mit! Du hast es mir versprochen! Du willst dich ändern!"

"Ich kann das einfach nicht. Ich möchte das nicht. Ich meine, Schwule sind... ekelhaft." "Also findest du dich selbst ekelhaft." "Ich bin nicht Schwul."

"Schau mich an und sag mir das ins Gesicht." Widerwillig sah ich Diego an. "Ich... bin... nicht..." Diego kam mir immer näher. "Ja?" Ungewollt küsste ich ihn. In mir sträubte sich alles, doch ich wollte bei ihm sein.

Ich spürte Diegos Grinsen. "Hör auf, meine Eltern sind da", murmelte ich. "Du willst es. Wieso leugnest du es denn nur? Eine Beziehung kann so schön sein. Du hast immer jemanden, der für dich da ist, verstehst du?"

Seufzend lehnte ich mich an ihn. "Alle hassen mich. Ich bin nicht mehr in der Mannschaft, habe keine Aussicht mehr auf ein Stipendium und habe keine Ahnung, was ich machen soll."

"Dann bastel dir einen neuen Plan. Denke über deine Stärken und Schwächen nach." "Du hast leicht reden. Bei dir scheint alles so perfekt." "Das stimmt nicht. Meine Eltern sind tot, mein Sohn ist krank, mein Geld ist knapp. Und doch liebe ich mein Leben."

Diego strich mir über meine Wange. "Als meine Eltern starben, habe ich ihnen vorher versprochen, mein Leben zu leben und niemals aufzugeben, wenn etwas nicht klappt. Und dieses Versprechen halte ich. Ich musste es versprechen... es war..." Nachdenklich sah er mich an. "Es war als wüssten sie, dass sie an diesem Tag Sterben. Die Polizei hielt mich damals für verrückt, als ich meinte, dass sie wussten, dass sie sterben. Psychisch instabil haben Sie mich genannt."

Stumm sah ich ihn an. Ich war noch nie gut in Worten.

"Als Jai mit Zehn den Unfall hatte, habe ich mir im Krankenhaus geschworen, dass wenn er aufwacht, ich ihn immer beschützen würde. Ihn immer lieb haben würde. Und ich habe so oft versagt."

heavy past | boyxman ✔️Where stories live. Discover now