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Bevor hier etliche Kommentare kommen, wollte ich euch daran erinnern, dass diese Story in der Vergangenheit spielt. Also nicht 2018!

Charlie Spencer

Gut gelaunt setzte ich mich auf die Couch. Mia funkelte mich noch leicht böse an. "Du und der Kleine also?", fragte Dad und setzte sich neben mich. "Anscheinend", lächelte ich und sah ihn an.

"Du bist jetzt anders. Du strahlst und bist so ruhig. Das ist schön zu sehen", lächelte er.

Breit grinste ich. Keine Ahnung, was Jamie mit mir machte, aber es tat verdammt gut, keine Sorgen zu haben.

"Nie hätte ich gedacht, dass es möglich ist, für jemand anderen Gefühle zu entwickeln. Und dann auch noch für Jamie!"

Mum hievte sich neben mich auf die Couch. "Ich freue mich so für dich." Lächelnd strich Mum mir durch meine Haare. "Auch wenn ich noch etwas skeptisch bin, da er Drogen nimmt." Ich schüttelte meinen Kopf. "Das war eine einmalige Sache. Das hat er mir versprochen. Und mit seinen  Eltern ist auch alles geklärt. Alles läuft super... irgendwie zu super."

"Jetzt mach dir nicht wieder so einen Kopf darüber."

Stumm nickte ich und gähnte. "Was habt ihr eigentlich getrieben?", fragte Mia interessiert. "Geredet, gegessen, Filme geschaut und dies und das." "Was meinst du mit 'dies und das'?", fragte Mia.

"Gekuschelt und so." "Und so?", hakte sie erneut nach, weshalb ich meine Augen verdrehte. "Küssen, Mia. Wir haben uns geküsst."

Ich stand auf und lief in mein Schlafzimmer. Dort schaute ich auf mein Handy.

Jamie hatte mir ein Bild geschickt. Ich lud es herunter und verdrehte meine Augen. 'Du bist untervögelt', war meine Antwort gewesen.

Das Bild zeigte ihn im Bett liegend, mit Sicherheit nackt. Denn er hatte sich bis zum Anfang seiner Intimzone fotografiert.

'Nein, dieser Körper ist nur einsam und wartet darauf, mit deinem kuscheln zu können. Außerdem ist mir total langweilig, denn ich habe keine Ahnung, wo alle sind.'

Ich überlegte. Rein theoretisch gesehen könnte ich zu Jamie fahren, denn Mia würde mich sonst noch den ganzen Tag nerven und ausfragen.

Und ich würde gerne mehr Zeit mit ihm verbringen, denn wir hatten schon viel Zeit vergeudet. Wer wusste denn schon, wie lange wir noch eine gemeinsame Zeit hatten?

Also packte ich meinen Rucksack mit ein paar Klamotten- sicher war sicher. Bei Jamie konnte man nie wissen!

Mit einem "Bis später", verabschiedete ich mich und lief zum Auto, warf den Rucksack auf die Ladefläche und stieg ein, fuhr los.

Zu Jamie ging es wie immer recht schnell. Ich parkte und stieg aus, nahm den Rucksack und lief zur Haustür, klingelte.

Nach einigen Sekunden wurde die Tür geöffnet. Jamie stand vor mir in einer Jeans, welche sehr tief hing. Er hatte keine Boxershorts an.

"Du hast Langeweile?", fragte ich und richtete meinen Blick wieder auf sein Gesicht. Jamie grinste und trat beiseite.

Als die Tür ins Schloss gefallen war, zog er mich zu sich und küsste mich. Ich erwiderte und legte meine Arme um ihn, zog Jamie ganz nahe an mich.

Trotz das ich Angst hatte, erneut verletzt zu werden, musste ich auch gleichzeitig dieses Risiko eingehen.

"Charlie? Ich brauche deine Hilfe. Am Mittwoch ist das Abendessen aber ich möchte, dass alle dabei sind." Verwirrt sah ich Jamie an. "Was meinst du?" "Ich hab was gefunden. Etwas, was mir nicht mehr aus dem Kopf gehen will. Die Bilder für dich waren als Ablenkung gedacht, aber es funktioniert nicht. Ich muss mit dir reden."

Jamie zog mich der Wendeltreppe hinauf. Die Luke zum Dachboden war geöffnet. "Ich habe nicht gedacht, dass ich fündig werde, aber ich bin es." Mein Freund kletterte der Treppe hinauf.

Seufzend folgte ich ihm. "Was wollen wir hier?" Ich hockte mich neben ihn. "Das hier..., habe ich gefunden."

Jamie schob mir eine Metallbox hin. "Das Ding war ganz schön tief vergraben." "Was ist das?" fragte ich. "Ich habe einen Bruder, von dem ich nichts weiß."

Verwirrt und leicht überfordert öffnete ich die Box. Zum Vorschein kamen ein Ultraschallbild, eine Geburtsurkunde und ein Babyfoto. "Als ich klein war, sah ich Mum oft weinen. Dad hat sie immer getröstet und gesagt: 'irgendwann siehst du ihn wieder'. Ich habe es schon lange vergessen gehabt, aber als ich das Bild gesehen habe, habe ich mich irgendwie wieder dran erinnert."

Auf der Rückseite des Fotos standen Daten:

Leonardo

31.12.1990

"Okay, deine Eltern haben ein Kind?" Ich sah mir das Formular an. Zur Adoption freigegeben. "Nein, nur Mum. Meine Eltern haben sich erst '91 kennengelernt."

"Jungs?" Es war die Stimme von Gabriela. "Frag sie." Einige Sekunden, vielleicht eine Minute, später betrat sie den Dachboden. "Was macht ihr hier?" Dann fiel ihr Blick auf die Box und sie schloss ihre Augen.

"Das ist mein Bruder, oder?", fragte Jamie leise. "Dein Sohn." Mum atmete tief ein und aus, setzte sich zu uns. "Ja... mein kleiner Leo.." Vorsichtig nahm Gaby das Bild aus meiner Hand. "Wieso hast du ihn weggegeben?" Würde Gaby überhaupt so etwas tun? Ihr eigenes Kind weg geben? So schätzte ich sie nicht ein.

"Hab ich nicht." Eine Träne lief über ihre Wange. "Leo ist der Grund, warum ich keinen Kontakt zu meinen Eltern habe. Sie haben ihn damals zur Adoption freigegeben. Nicht ich. Ich wollte ihn unbedingt..."

"A-aber was ist passiert?" "Ich litt damals unter schweren Depressionen. Meine Eltern wollten schon die ganze Zeit, dass ich abtreibe, doch ich wollte es nicht. Doch mein Zustand verschlechterte sich immer und immer mehr. Und ich war 16, Jai..." "Und da sie es nie wollten, war das ihre Lösung", vollendete ich den Satz. Gaby nickte zur Bestätigung.

"Ich habe nie erfahren, was mit Leo passiert war. 24 Jahre ist er schon und ich habe nie etwas gehört." "Hast du denn versucht, ihn zu finden?" "Natürlich. Aber keiner wollte oder durfte mir etwas sagen. Es ist hoffnungslos, Jai."

Traurig legte Gaby das Bild zurück in die Box und verließ den Dachboden. Ich wusste nun genau, was Jamie vorhatte. "Wenn sie ihn schon nie gefunden hat, schaffst du das auch nicht", meinte ich.

"Aber vielleicht Onkel Jays Kollege. Er ist richtig gut bei vermissten Personen. Er wird uns garantiert helfen."

Und Jamie würde nicht aufgeben, das wusste ich.

heavy past | boyxman ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt