Kapitel 54

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Do not know yourself. I want to continue to surprise myself.
- Arielle Dombasle -

Etwas unsicher schauten wir einander an und lachten dann wieder.
"Wir sollten rausgehen, du bist eiskalt," sagte er schließlich und strich mir über den Arm, auf dem sich eine Gänsehaut ausgebreitet hatte.
Ich nickte, bevor er voraus schwamm, aus dem Wasser stieg und mich dann, als wäre ich ganz leicht, an meiner Taille aus dem Wasser zog.
Vorsichtig setzte er mich auf dem Sand ab.
Ich starrte ihn an.

Der weiße Anzug klebte vom Wasser fast durchsichtig an seiner braunen Haut.
Sein Brustkorb hob und senkte sich stetig und die Bewegung, mit der er die langen Strähnen seiner dunklen, tropfenden Haare nach hinten schob, ließ mein Herz wieder schneller werden.
Als er meinen Blick bemerkte, räusperte ich mich verlegen und schaute schnell weg.
Ich sah ihn grinsen, als er seine Jacke vom Boden aufhob und sie mir um die Schultern legte.
Dabei konnte ich nicht anders, als zu bemerken, dass er mich genauso anschaute wie ich ihn eben.
Unsicher zog ich die Jacke, die mir etwas zu groß war, vorne zusammen. Immerhin ließ die Kombination aus dem Wasser und dem weißen Kleid nicht viel Platz für Interpretation.

"Woher weißt du von diesem Platz?," fragte ich nach einer Weile, in der Hoffnung, das Thema zu wechseln.
"Ich hab ihn ganz am Anfang entdeckt, als ich hierher gekommen bin."
"Wann war das eigentlich?"

Langsam liefen wir, Hand in Hand, die Düne wieder hoch und dann den Weg zurück zum Lager.

"Vor vier Jahren."
"Lange Zeit."
Er nickte. "Damals war ich noch ein Outsider," fügte er nach einer Pause hinzu.
Ich blieb stehen und sah ihn an.
"Du warst keine... Mutation von Anfang an?"
Er schüttelte den Kopf und sah nach unten.
"Nein. Ich bin als einfacher Mensch hergekommen."
"Aber wieso? Wenn ich fragen darf."
"Ich bin Waise."
Bestürzt sah ich ihn an.
"Jai, ich hatte ja keine Ahnung. Das tut mir furchtbar leid."
"Alles gut. Das ist schon lange her."
"Ich kann mir nicht vorstellen, meine Eltern jemals zu verlieren. Auch wenn sie nicht unbedingt die besten Eltern der Welt waren."
"Das heißt nicht, dass sie dich nicht lieben."
Ich sah ihn unsicher an. "Doch. Sie haben sich sogar gefreut, dass ich weg bin."
"Aber sie waren doch furchtbar traurig, als Leo verschwunden ist," sagte er mit einem Stirnrunzeln.
"Nein, das war nur Show." Meine Stimme zitterte leicht.
Fragend sah er mich an.
"Ich habe sie gesehen. In Houston. Bei der Mission."
Er schaute überrascht. "Warum hast du nichts gesagt?"
"Keine Ahnung. Ich schätze, ich will einfach nicht wahrhaben, dass meine Eltern kaltherzige Monster sind."
Meine Augen wurden nass und schnell sah ich nach unten.
"Weißt du, sie sahen kein bisschen traurig aus. Sie haben eher gefeiert. Mit einem Festessen und allem möglichen. Das haben wir nie gemacht, als Leo und ich noch da waren. Sie sahen glücklicher und wohlgenährter aus als ich sie jemals in meinem Leben erlebt habe. Sie freuen sich, dass wir weg sind," fügte ich hinzu, doch bevor ich in Tränen ausbrach, zog mich Jai schon in seine Arme.

"Ich verspreche dir etwas," wisperte er mit dunkler, bedächtiger Stimme in meine nassen Haare. "Wir werden das hier aufklären. Wir werden jedes Geheimnis herausfinden, das vor uns versteckt wird. Wir werden uns die Stadt zurückholen. Und unsere Familien."
Beim letzten Satz zitterte nun auch seine Stimme. Ich fragte mich, was mit seinen Eltern passiert war. Doch ich traute mich nicht, ihn zu fragen.
Ich löste mich von ihm.
"Danke. Das machen wir."
"Zusammen," fügte er hinzu und sah mich tief an.
"Zusammen," sagte auch ich.

"Ich mag dich, Quinn Roberts," sagte er und küsste mich schon wieder auf die Nase.
"Ich wollte es mir erst nicht eingestehen, aber ich mag dich. Sehr."
"Warum wolltest du es dir nicht eingestehen?"
Er zuckte die Schultern.
"Gefühle beeinträchtigen die Arbeit. Ich wollte nicht, dass irgendjemand denkt, ich bevorzuge dich."
"Das würden sie bestimmt nicht," sagte ich.
"Doch. Sie sehen mich nicht so wie du."
"Ja das stimmt" erwiderte ich und küsste ihn. "Sie wissen gar nicht, wer du wirklich bist. Dass du warmherzig bist und klug und nett und lustig. Und dass du die schönsten Augen der Welt hast, wie ein Sternenhimmel in der Wüste," sagte ich und sah nach oben, wo die Sterne auf uns hinunter strahlten.

Er lächelte und hob mich hoch. Jauchzend schlang ich die Arme um seinen Hals und hielt ihn ganz fest.

Hai finito le parti pubblicate.

⏰ Ultimo aggiornamento: Aug 28, 2020 ⏰

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