Kapitel 12 - Freunde.

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Zuhause angekommen hatte ich plötzlich das Bedürfnis weinen zu müssen und verdammt, dass mochte ich ganz und gar nicht. Er ist so ein Idiot! Du bist auch nicht grade die Hellste. Ich weiß. Ich weiß. Aber was ich ihm gesagt hab, war alles die Wahrheit und ich habe kein einziges Mal gelogen. 

Erstmal zog ich meine nassen Sachen aus und wechselte in etwas Bequemes, bevor ich rauf in mein Zimmer ging, die Balkontür öffnete um etwas frische Luft zu kriegen und mich auf mein Bett setzte. Blair hatte mich angerufen und mir ungefähr 2 Stunden die Ohren vollgelabbert, wie sie einen Jungen kennen gelernt hatte und was alles zwischen ihnen passiert ist. Später rief mich auch noch Melissa an, um sich zu vergewissern, dass ich wirklich nicht sauer auf sie war, weil sie Ryder meine Nummer gegeben hatte. Und da war er wieder. Der Gedanke an Ryder. Ständig muss ich daran denken, dass ich ihn vielleicht mit meinen Worten verletzt hatte, vielleicht hätte ich nicht so grob sein müssen. Grob? Ich glaube du hast ihm mental die Eier abgerissen. Aber was hätte ich denn tun sollen? Ich war doch selber verletzt und verwirrt und ich wollte, dass er das weiß. Man kann nicht immer still sein, ich musste ihm sagen, dass er mich entweder normal behandelt oder er lässt mich in Frieden. Der Junge wollte deine Freundschaft und du hast ihm einen Vortrag gehalten, warum du nie in deinem Leben mit ihm befreundet sein würdest. Ich glaube du hast ihm Grund genug gegeben, dich in Ruhe zu lassen. 

Wie auch immer, ich ging früh ins Bett, da ich müde genug war eine ganze Woche ausschlafen zu könnn, aber es dauerte nicht lange und ich wachte mitten in der Nacht wegen einem komischen Geräusch auf. Aus Panik öffnete ich meine Augen und sah im Zimmer eine Gestalt neben dem Schrank wandern, aber ich war zu veränstigt irgendwas zu tun. In der Regel töten Diebe nur Menschen, die sie bei ihrer Tat gesehen haben, also wenn ich so tue, als würde ich schlafen und nichts bemerken, lässt er mich am Leben oder? Still und mit einem Herzschlag von 200 Schläge pro Sekunde, beobachtete ich wie dieser Gestalt immer näher und näher kam, aber ich wartete auf den richtigen Moment. Glaubt was ihr wollt, aber ich war vorbereitet und versteckte immer irgendwas hartes in meiner Gegenwart, falls es mal hart auf hart kommen sollte, so wie jetzt. Diesmal war es eine alte Trophäe die noch mein Dad gewonnen hatte, als er 15 war. Die war aus reinem Eisen, also war es ein guter Gegenstand für sowas, aber ich wartete noch bis sein Gesicht nahe genug kam. Leise versuchte ich gleichzeitig zu atmen, damit er ja nichts merkt und es fehlte nur noch ein bisschen. Na, los. Noch ein wenig. Noch ein wenig. Verdammt, das ist kein guter Zeitpunkt in Zeitlupe zugehen. 

Jetzt!, schrie sie mich an und ich traf den Dieb genau ins Gesicht, wobei er ein schmerzenden Schrei ausließ. Rasch schaltete ich das Licht an und sah ihn mir genau an. Moment.

''Ryder?'' fragte ich verwirrt und sah die riesige Schwellung in der Nähe seines Augenbrauns, was wohl ich gewesen sein muss. Aber er hatte reichlich andere Verletzungen, eine aufgeschlagene Unterlippe, ein leicht blaues Auge, ein paar Schlürfungen auf der Handoberfläche und Kratzer auf seiner Stirn, zumindest waren das die einzigen die ich erkennen konnte.

''Warum zum Teufel erschlägst du mich?!'' fragte er und jammerte immer noch herum, während er sich aufrichtete. 

''Ic-Ich dachte du wärst ein Dieb! Was zum Teufel machst du hier, mitten in der Nacht? Und was ist mit dir passiert?'' ich klang mehr als nur panisch, schon fast histerisch.

''Du hast mich erschlagen, schon vergessen?'' meinte er sarkastisch und setzte sich auf mein Bett, wobei er einen erschöpften Seufzer rausließ.

''Was ist mit dir passiert? Und warum bist du hier?'' mein Puls senkte sich langsam wieder und meine Stimme bebte nicht mehr vor Panik, aber ich war immer noch verwirrt. Wie kam er hier überhaupt rein? 

Du solltest dir nächstes Mal besser überlegen, ob du mit offener Balkontür schläfst.

''Ich bin kein guter Junge Kathe, ganz und gar nicht. Aber ich hatte eine Frage an dich. Eine Frage die mich, seitdem du mir ins Gesicht gesagt hast, was du von mir hälst, sehr kümmert.'' seine Augen waren auf seine Hände gerichtet, die in seinem Schoß zusammen gefaltet lagen. Sein Ausdruck war wieder so verletzbar, dass ich nicht wusste ob ich ihn trösten oder mit ihm weinen sollte.

''Weißt du es gibt so eine geniale Erfindung um nicht in Häuser einbrechen zu müssen. Nennt man Handy.'' sagte ich spielerisch um die Situation etwas aufzulockern, aber sein Lächeln dauerte nur kurz und dann hatte er wieder den selben Ausdruck.

''Warum hast du mir verziehen?'' die Frage überraschte mich, aber ich ließ mir nichts anmerken. Warum ich ihm verziehen hatte? Wenn ich ehrlich sein soll, keine ahnung.

''Ich weiß es nicht. Ganz ehrlich, ich denke weil ich den ganzen Hass leid war und mich nicht mehr verteidigen wollte. Aber ich bin mir sicher, ob das alles war.'' den letzten Satz, sagte ich eher zu mir selber, als zu ihm. Er musterte mich, ich konnte seinen Blick auf mir spüren, aber ich meidete seine Augen, denn ich war mir sicher, dass er jedes Detail aus meinem Gesicht entschlüsseln könnte, wenn ich ihn ansehen würde.

''Aber jetzt hab ich eine Frage an dich. Warum bist du wirklich hier? Das konnte doch nicht der einzige Grund sein das du hier eingebrochen bist.'' sagte ich und leckte über meine Lippen, bevor ich eine Strähne hinter mein Ohr steckte. Diesmal hielt ich seinen Blick stand. Er stand auf und ich könnte schwören, dass er langsamer ging, als mein Opa, als er 82 geworden ist. Bleib cool, bleib cool. Ich bin cool, verdammt nochmal! Seine Bewegungen waren ermüdet und schlaff, doch seine Augen waren versprechend. Ich weiß nicht was es war, aber es gefällt mir diesen Ryder zu sehen. Nicht das Arschloch, sondern den verletzbaren Black. Er wirkte menschlich, erreichbar und er schien sich zu öffnen. Nun stand er vor mir. Nur wenige Centimeter entfernt.

''Ich bin hier weil du Recht hattest. Und ich dich sehen wollte.'' egal wie sehr ich es versuchte, ich konnte nicht aufhören zu lächeln, also biss ich mir auf die Unterlippe um mich besser kontrollieren zu können.

''Nun, du hättest nicht bis morgen warten können?'' fragte ich, meine Hände vor meinem Brustkorb verschüsselt und mein Blick auf den Boden gerichtet um nicht eröten zu müssen.

''Nein. Du hattest Recht. Ich versuche Menschen vor mir fernzuhalten, indem ich sie beschissen behandel, aber du hast mich durchschaut. Tatsächlich habe ich davor Angst Menschen an mir ranzulassen, aber bei dir. Hör zu, ich weiß das ich es nicht verdient habe, aber ich hätte wirklich gerne deine Freundschaft. Was denkst du?'' ich hob meinen Blick und sah ihm tief in die Augen. In diese wunderschönen, braunen Augen die mich zum schmelzen brachten. Oh Ryder, ich möchte viel mehr als nur Freundschaft, aber das wird mir auch reichen. Für's erste.

''In Ordnung.'' sagte ich und reichte ihm meine Hand, wobei er sie ergriff.''Und jetzt komm mein Freund, lass mich deine Wunden anschauen. Da kannst du mir gleichzeitig erklären woher du sie hast.'' er grinste mich an und nickte, bevor wir ins Bad gingen und ich seine Wunden genau ansah. Ryder Black und ich sind Freunde, wer hätte das gedacht. Hallo? Ich. Natürlich.

Shut up Badboy.Where stories live. Discover now