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Mein Atem hinterließ weiße Wolken in der Luft

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Mein Atem hinterließ weiße Wolken in der Luft. Die Abendsonne war hinter einer dicken Nebelschicht fast unsichtbar. Genauso hätte ich mich am liebsten heute Morgen unter meiner viel zu dünnen Decke im Jugendheim versteckt und wäre den ganzen Tag nicht hervorgekommen.

Aber ich musste. Man erwartete mich bereits. Familie Walsh auf ihrer einsamen Farm mitten im Nirgendwo. Ich würde mich wohlfühlen, bestimmt schnell einleben. Ich trat gegen einen Stein, der durch die dünne Schneedecke hervorblitze. 

"Noah? Würdest du bitte diese Mütze absetzen?" Ich sah meine Betreuerin von der Seite an. Ich wusste nicht, was an der Mütze falsch sein sollte, also ließ ich sie auf.

Die kleine Farm, die sich vor uns erstreckte, sah heruntergekommen und beinahe verlassen aus. Nur im Erdgeschoss brannte in einem Fenster Licht. Ich konnte die Silhouette von einem breitschultriger Jungen erkennen und vermutete, dass er ungefähr in meinem Alter sein musste. Er redete auf einen kleinen Schatten ein.

"Wie viele Kinder hat diese Familie nochmal?", fragte ich in die klirrende Winterluft.
"Nicht diese Familie, das sind die Walsh's, deine neue Familie."
"Nur vorübergehend." Sie ignorierte meinen Konter geschickt und überspielte die Stimmung zwischen uns mit Ahnungslosigkeit. "Sie haben drei Kinder. Fiona ist die jüngste und acht Jahre alt. Dann gibt es da noch Patrick, der müsste ... Moment ... " Sie blätterte in ihrem Klemmbrett. "Ja, der ist genauso alt wie du. Und Jake, der große Bruder, ist zweiundzwanzig." 

Ich zog die Augenbrauen hoch und wandte mich wieder dem Hauptgebäude zu. Links und Rechts davon standen ein kleiner Schuppen, ein Hühnerstall und ein anderes Gebäude, dessen Sinn ich nicht erschließen konnte.

"Da du dir ja anscheinend die Informationsmappe nicht ansatzweise angesehen hast, soll ich mit dir noch einmal deine Aufgaben hier besprechen?"
Ich antwortete ihr nicht. Alles, was ich tun konnte, war in das kleine erleuchtete Fenster zu starren. 

Wie die beiden wohl aussahen? Groß? Kräftig? Kartoffelnasen oder doch eher kantige, wohlgeformte Gesichtszüge? Das Leben hier draußen war rau, ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie weiche Hände hatten. Lippen werden sehr schnell trocken und rissig, wenn sie zu oft bei der Kälte und dem reißenden Wind hier draußen geleckt werden.

"Du wirst der Familie zur Hand gehen. Sie haben ein paar Nutztiere und beackern ein paar Felder."
"Es ist Winter", unterbrach ich die Frau. "Ich glaube nicht, dass es da irgendetwas zu beackern gibt."
Sie warf ihr Haar zurück, es wellte sich an den Enden und erinnerte mich an das Haar meiner Mutter. Ich blickte wieder zum Fenster. War Mrs. Walsh eine liebevolle Mutter? Oder war sie distanziert und grob?

"Der Vater der Familie hatte im Sommer einen Unfall, deswegen fällt er für schwerere Arbeiten aus."
"Ich wollte schon immer ein kostenloser Hilfsarbeiter sein", sagte ich verächtlich.
"Sieh es nicht so eng Junge. Die Walsh's sind eine sehr nette Familie. Wärst du bei einem der Gespräche dabei gewesen, wüsstest du das. Ich rechne es ihnen hoch an, dass sie dich trotzdem bei sich aufnehmen wollten."

Ich trat erneut gegen den Stein. Diesmal löste er sich vom vereisten Boden und schlitterte über den dunklen Hof. Hier sollte ich also bleiben. Fürs Erste! Denn sobald ich achtzehn werde, werde ich das Weite suchen. Egal mit was ich mich durchschlagen musste und wenn es mit Prostitution war, ich würden keinen Tag länger als nötig in diesem Kuhdorf verbringen, abhängig von Fremden.

Neben mir stand meine Reisetasche, darin alles, was ich besaß. Meine Jogginghose hielt mich schon seit ein paar Minuten nicht mehr warm, aber ich wollte nicht darum bitten hereinzugehen. Denn wenn ich über diese kleine Holzschwelle treten würde, gäbe es kein zurück mehr.

Die Frau neben mir tippte etwas in ihr Handy und sah dann zu mir auf. Der Sternenhimmel würde in ein paar Minuten über uns zu sehen sein, denn die fast unsichtbare Sonne verschwand gerade hinter den Baumwipfeln.

"Wollen wir reingehen, Noah?" Ich nickte nicht, gab keine Regung von mir, machte nur den ersten Schritt.

***

Hallo und Herzlich Willkommen zu meinem aller ersten Adventskalender! 

Ich freue mich darauf euch durch die schönste Zeit des Jahres begleiten zu dürfen! Ihr könnt gerne immer Kommentare hinterlassen, müssen auch nicht immer nur zur Geschichte sein. Wie wäre es, wenn ich es euch einfacher machen und immer eine Frage am Ende des "Türchens" stelle?

Wenn ihr einen Adventskalender füllen könntet, was würdet ihr rein tun (ALLES ist möglich ;) )?

Noch einen schönen 1. Dezember aka 1. Advent und bist morgen :*

Eure Lisa xoxo

The Irish Boys {boyxboy} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt