39.

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Während der gesamten Schicht provozierte mich Mia mit anzüglichen Blicken. Natürlich war sie heilfroh, dass ich Jake wieder an mich rangelassen hatte, aber dennoch war etwas Zweifelndes in ihren Blicken.

Ich gab ihr keine Chance nach der Schicht mit mir zu reden, warf ihr einfach noch einen dankenden Blick zu und verschwand durch die Ladentür.
Jake hatte mir gesagt, er würde auf mich warten. Aber wo?
Ich drehte mich mehrmals um mich selbst. Dann überkam mich die Angst, er hätte mich versetzt.

Eine Frau mit Kaffeebecher lief fast in meinen Rücken, weil sie nicht bemerkte hatte, dass ich mitten auf dem Weg stehen geblieben war.
Mit zusammengekniffenen Augen scannte ich weiter die Umgebung ab.
Die Frau murrte irgendetwas Undeutliches, aber ich schenkte ihr nicht meine Beachtung.

"Verdammt Jake, wo bist du?"
Ich ging einige Schritte Richtung Straßenecke und schaute die Kreuzung hinunter. Nirgends war ein gutaussehender, junger Mann mit Leder-Boots und schwarzer Beanie zu sehen.
Ein Doppeldeckerbus donnerte an mir vorbei und ließ alles andere für einen Moment verstummen.

Doch die eiligen Schritte, das Rufen und das Knallen von Autotüren eroberten schnell wieder die Oberhand über die Geräuschwelt. Mit hängenden Schultern drehte ich mich um und entfernte mich von der Kreuzung. Jake hatte es wohl vergessen, mich versetzt oder kalte Füße bekommen.
"Hunger, schöner Mann?"

Mein linker Fuß rutschte fast auf den nassen Steinen des Gehwegs aus, als ich Jakes vertraute Stimme hörte.
Er hatte sich hinter mir aufgebaut und hielt eine Bratwurst in der Hand. Eine tiefe Falte bildete sich auf meiner Stirn.
"Jetzt guck nicht so. Ich dachte, du hast vielleicht hunger. Und ein Burger wäre nun wirklich nicht das richtige gewesen", lachte er und reichte mir den Pappteller.

Ich kicherte. Eigentlich mochte ich keine Bratwurst. Allein der Name reichte mir schon.
Aber Jake zuliebe nahm mich einen großen Bissen.
"Gehen wir zu dir?"
Ich verschluckte mich fast und schaute überrumpelt zu ihm auf.
"Ich weiß nicht, Jake. Ich glaube, das ist -"

"Ach, komm schon. Ich will wissen, wo du wohnst. Dann kann ich dich besser stalken", sagte er keck und griff nach meiner Taille.
Verlegen schüttelte ich den Kopf und hielt ihm der Rest der Wurst hin.
Wenn ich Jake jetzt wirklich mitnehmen würde, wusste ich nicht, wie er reagieren würde. Er kannte seine tollen Hotels mit einem Ausblick über die ganze Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten.

Mein Fenster bot einen fantastischen Blick auf die nächste Hauswand. Meine Küche fiel fast auseinander und meine Wohnzimmer bestand aus einer Couch, einem Tisch und einer Kommode auf der ein Fernseher stand.
"Ich glaube, das ist keine Gegend mehr für dich."
Ich schaute auf seine Kleidung.

"Noah ... Ich bin's, Jake. Ich weiß nicht, wo dein Problem liegt, aber ich bin immer noch der Alte."
Da war ich mir nicht so sicher, aber ich schwieg. Es war mir einfach peinlich ihm meine Unterkunft zu zeigen, nachdem wir eine Nacht in seinem fünf Sterne Hotel verbracht hatten.

Wir bogen in eine ruhigere Straße und mussten sogleich über Müll steigen. Die Gosse war voller Dreck und weggeschmissenen Verpackungen vom Take-Out.
Ich wollte Jake gerade vorschlagen stattdessen in ein gemütliches Café zu gehen, da packte er mich an den Schultern und presste mich an die nächste Hauswand.

Die Steine waren nass und kalt, aber das bemerkte ich kaum, denn Jakes glühende Lippe pressten sich auf meinen Mund, anschließend auf meine roten Wangen, bis sie schließlich meinen Hals entlang wanderten.
Ich schloss meine Augen. Ich musste nicht sehen, wie sich seine Mütze abwechselnd vor mein linkes und rechtes Auge schob, ich wollte es einfach nur spüren.

Seine Lippen waren so anders, als die der vielen Typen, die dies in den letzten Jahren bei mir gemacht hatten. Sie waren allesamt lediglich gierig gewesen, aber nur, weil sie meinen Körper wollten.
Jake war zwar auch gierig, aber auf eine andere Art und Weise. Er wollte mich. Das war ein himmelweiter Unterschied.
"Ich bin immer noch der Jake, der dich am liebsten mitten auf unserem Hof im Schnee genommen hätte", hauchte er an meinen Hals. Ich wusste nicht, ob ihm das nur so rausgerutscht war oder ob ich dies bewusst hören sollte.

Mit zitternden Händen schob ich ihn weg und haute ihm gegen die Schulter.
"Sowas darfst du nicht sagen!"
Jake lachte und lehnte seinen Kopf gegen meinen.
"Wenn wir zu mir wollen, müssen wir schon noch ein Stück laufen." Ich deutete mit dem Kopf in die Richtung meiner Wohnung.
"Also, ich würde auch hier ...", grinste er mich durch seine dichten Wimpern an.
"Jake!"

The Irish Boys {boyxboy} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt