19.

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"Noah, kannst du bitte noch Holz hacken gehen? Jake wird dir sicherlich zeigen, wie wir das hier machen

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"Noah, kannst du bitte noch Holz hacken gehen? Jake wird dir sicherlich zeigen, wie wir das hier machen."

Das hätte sie jetzt besser nicht gesagt! Jake ließ sein Brötchen sinken und blickte seine Mutter böse an.
"Das kann er selbst machen."

Mary blickte verwirrt zwischen uns hin und her, wie sie es in diesen Tagen oft tat.
"Der Kleine muss schließlich nur auf ein Stück Holz schlagen", brummte mein neu gewonnener Feind. "Ich habe besseres zu tun."
Ich ignorierte meinen verhassten Kosenamen und tauschte mit Mary nur einen belustigten Blick.

"Nun, wenn der Herr lieber Scheiße von A nach B schaufeln will ... ich werde das schon hinkriegen, Mary. Jake war sowieso noch nie gut im Erklären." Ich lachte in mich hinein. Soviel wusste ich über Jake, er war eitel genug, um sich jetzt sehr beleidigt zu fühlen.

"Halt bloß die Klappe, du ...", drohte er mir. Ich blickte ihn provozierend an.
"Jungs! Was ist denn bloß mit euch los in den letzten Tagen?"
"Frag doch unseren neuen Angestellten!"

Nach diesen Worten griff Jake seinen Teller, knallte ihn neben die Spüle und verließ den Raum. Ich zuckte nur mit den Schultern, als Mary mich fragend ansah.
Es tat weh. Aber in meinen Augen war das gut so. Von Tag zu Tag vergaß ich seinen Geruch und seine Berührungen mehr. Er verblasste. Ich redete mir erfolgreich ein, dass er eine Phase war, ein Abenteuer, dass mir jetzt langweilig geworden war.

So ging das zwischen mir und Jake jetzt schon einige Tage. Entweder zeigte er mir die kalte Schulter oder machte mich von der Seite an.
Wir saßen nicht mehr nebeneinander, wenn ich am Abend das Wohnzimmer betrat, verließ Jake umgehend den Raum.

"Junge, ich hoffe, du weißt nur, dass du kein Angestellter bist. Ich weiß nicht, was in Jake gefahren ist, aber er meint es sicherlich nicht so. Er kann manchmal etwas ... impulsiv sein."
Ich glaube, er meint das so. Zurecht, dachte ich stumm.
"Ich weiß." Das war gelogen. Ich wusste, dass sie mich aus der Not heraus aufgenommen hatten. Und ich verübelte es ihnen nicht. Wir profitierten gegenseitig davon. Ich hatte ein Dach über dem Kopf und die Arbeit auf der Farm blieb nicht liegen.

Das mit dem Holz hacken gestaltete sich allerdings schwieriger, als gedacht. Ich traf die Scheite einfach nicht oder die Axt blieb im Holz stecken, ohne es zu zerteilen.
Ich brauchte Stunden, um genügend Holz für die nächsten Tage zu zerkleinern.
Beim Abendessen war Jake nicht anwesend. Aber das war mir egal.

"Ich werde ins Bett gehen", meldete ich mich bei der Familie an, die sich noch am Kamin versammelt hatten. Alle bis auf Mr. Walsh natürlich.
Ich trat in den dunklen Flur hinaus. In der Küche brannte noch Licht. Erst wollte ich es ausmachen, dann kam mir der Gedankte, dass sich Jake wahrscheinlich im Raum befinden würde.

Schnell ging ich auf die Treppe zu.
"Hey!"
Ich zuckte zusammen. Verdammt! Damit hatte ich bei meinem Glück gerechnet. Jake lehnte an der Wand neben der Treppe. Erst jetzt roch ich seine Alkoholfahne.
"Ich glaube, du hast noch was, dass mir gehört."
"Nein. Habe ich nicht. Lass mich bitte einfach durch."

Ich hob einen Arm, um ihn auf Sicherheitsabstand zu halten, doch es nützte. Er war größer, stärker, schneller, zog mich zu sich und knurrte: "Du trägst immer noch meine Hausschuhe. Dabei bin ich doch so widerlich, wundert mich, dass du sie noch nicht in den Kamin geworfen hast."
Ich lachte auf. "Jake, was willst du? Es tut mir ja leid, wenn ich deine Gefühle verletzt haben, aber das sollte deinen Stolz nicht so ankratzen. Hast du wirklich geglaubt, ich wollte mehr? Ich habe mich nur mal ausprobieren wollen."

Jake stieß mich weg. "Seine Gefühle kann man sich nicht aussuchen, Noah. Wenn du irgendwann aufhören wirst wegzulaufen, dann verstehst du das vielleicht."
"Halt endlich deinen Mund. Deine Stimme geht mir so auf die Nerven! Hör auf so verletzlich zu tun!" Ich wurde rot vor Wut. "Und hier!" Ich stellte mich auf ein Bein und zog erst den linken, dann den rechten Schuh aus und warf sie vor ihn auf den Boden. "Da hast du deine hässlichen Schuhe. Lieber friere ich mir die Zehen ab, als deine Schuhe zu tragen!"

Ich rempelte ihn an und lief die Treppe hoch. Oben angekommen, drehte ich mich noch einmal um. Jake sah mir hinterher.
Ich glaube, Tränen in seinen Augen auszumachen.
"Wieso bist du so?", fragte er in die Stille hinein.

Ich ging in mein Zimmer. Nachdem die Tür ins Schloss gefallen war, biss ich mir in die Finger, um nicht zu schreien.
Die Wut und Hilflosigkeit übermannte mich.

Ich rannte auf die Wand mit der Lichterkette zu, die Jake dort befestigt hatte, und riss sie ab. Ungläubig hielt ich die kleinen Lichter in meinen Händen und bereute meine Tat sofort. Ich wollte sie doch nicht abreißen! Tränen traten mir in die Augen.
"Du bist so dumm! So dumm, dumm, dumm!"

Da stand ich nun. Ein dummer Junge, der weinte und eine Lichterkette in den Händen hielt, die ein Mensch für ihn aufgehangen hatte, damit es ihm in seinem neuen Zimmer nicht zu dunkel war. Damit er ankam, sich wohler fühlte und wusst, dass jemand für ihn da war. Und was hatte dieser dumme Junge getan? Er hatte diesen Menschen mehr verletzt, als er es beabsichtigt hatte.

Ich holte aus und meine Faust krachte in die Wand. Süßer Schmerz schoss durch meine Finger, hoch in den Arm.
Was hatte ich nur getan?

***
So Freunde.
Danke fürs Lesen. Bei mir zuhause läuft jetzt 24/7 Weihnachtsmusik haha

Bis morgen Früh★

The Irish Boys {boyxboy} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt