46.

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Meine Füße erwischten die nächste Pfütze, aber dieses Mal blieb ich nicht stehen, um zu Fluchen. Meinen Socken waren sowieso schon nass. London war in tief hängende Wolken gehüllt. Mein Kopf hingegen schien sich geklärt zu haben und ich hatte nur ein Ziel: Ich musste zu ihm.

Nicht um mich ihm in die Arme zu werfen und so zu tun, als wäre nichts gewesen, nein. Aber um ihm zuzuhören. Ich wollte versuchen zu verstehen. Auch, wenn mir bei genauerem Nachdenken schlecht wurde. Wieso fühlte ich mich dreckig? Wie musste sich Jake dann erst fühlen?
Unsere Geschichte ging zu weit zurück, um jetzt dichtzumachen und Jake auszusperren.

Mia hatte so Unrecht, das war Liebe zwischen uns. Jedenfalls war ich mir fast zu einhundert Prozent sicher. Meine Fingerspitzen kribbelten bei dem Gedanken daran, wie oft ich Jakes Haut schon berührt hatte. Für wie lange hatte ich schon die Luft angehalten, wenn er mich Sterne hatte sehen lassen.

Die nächste Pfütze durchweichte meine Schuhe gänzlich.
Doch da tauchte das Hotel H10 vor mir auf - Jakes Hotel. Er musste noch hier sein. Er musste einfach. Ich rannte auf die Straße und hielt somit mehrere Pkws auf. Ich hob nur die Hand und joggte auf die andere Seite. Ich atmete nicht nochmal durch oder fuhr mir durch die Haare, ich schritt einfach durch die Tür und wurde von der warmen, wohlriechenden Luft der Lobby empfangen.

Der Portier schien mich zu erkennen. Sein Nacken streckte sich und sein aufgesetztes Lächeln wirkte vertraut.
"Mister Walsh?", fragte ich sogleich ohne jegliche Begrüßungsform.
"Bedaure."
"Wie meinen Sie das?"
"Mister Walsh empfängt in der nächsten Zeit keinen Besuch mehr. Ich kann aber eine Nachricht für ihn -"

"Ich denke, mich wird er sehen wollen, gleiches Zimmer, oder?"
"Mein Herr, ich bitte Sie!"
Aber dann war seine Stimme schon zu weit weg, denn ich hatte mich bereits in Richtung Fahrstühle in Bewegung gesetzt. Vorbei an den Scheinwerfern und den kleinen Sesseln.
Im Aufzug versuchte ich nervös meine Haare zurichten, die vom Wind draußen völlig zerrupft waren.

Das Gesicht, was mich aus dem Fahrstuhlspiegel anschaute, war rot, die Augen dunkel unterlaufen, aber in ihnen war ein Blitzen.
"Du schaffst das jetzt, okay?"
Ich nickte mir selbst zu.
"Du wirst da reingehen, ihn zu Wort kommen lassen und am aller Wichtigsten, du wirst nicht schwach werden."
Ein Pling ertönte.
Jetzt atmete ich tief durch und trat auf den Gang hinaus.

Meine grauen Zellen hatten sich noch genau gemerkt, wo sich Jakes Zimmer befand. Im linken Gang ganz am Ende, bei dem kleinen Fenster mit der Pflanze davor.
Als ich um die Ecke bog, blieb ich wie angewurzelt stehen. Er war nicht allein.
Jake und ein Mann standen auf dem Hotelflur vor seinem Zimmer und unterhielten sich mit gesenkten Stimmen.

"Du musst dich entscheiden. Ich kann den Kopf nicht für dich hinhalten, Junge."
"Ich weiß, nur ich kann ihm das nicht weiter antun. Ich brauche Zeit."
"Zeit ist Geld." Ein kräftiger Schulterschlag folgte.
Ich hatte es gar nicht bemerkt, aber scheinbar war ich in den Gang vorgetreten. Jakes Augen fanden meinen Körper.

"Noah!"
Er klang erschrocken, überrascht und ein klein wenig erleichtert.
Der Mann schaute auf und musterte mich von oben bis unten. Ein Schauer lief über meinen Rücken.
"Ich verstehe", war alles, was er sagte. "Melde dich."
"Ja", war Jakes Antwort an ihn, doch der Mann passierte mich bereits, als dieses Wort über Jakes Lippen kam.
Der Mann durchbohrte mich mit seinem Blick und gab nur ein minimales Nicken von sich.

Er trug einen schwarzen, weiten Mantel und Stiefel. Die Haut um seine Augen lag in kleinen Falten.
Ich schaute ihm nach, bevor ich mich mit einem etwas ernüchtertem Gefühl wieder Jake zudrehte.
Er war also nicht allein gewesen ...
"Noah."
"Jake."
Es tat gut seinen Namen auszusprechen.

Ich ging den Flur entlang auf seine Zimmertür zu. Für einen Moment glaubte ich, er würde vor mir flüchten und die Tür vor meiner Nase zuknallen. Aber er ließ mich eintreten und zog die Tür hinter sich zu. Das Schloss klickte leise. Und dann war es still.
Bis ich mich zu ihm umdrehte und ihm fest in die Augen sah.
Er erwiderte meinen Blick, aber sein sonst so selbstsicherer Ausdruck im Gesicht war verschwunden.

"Ich bin hergekommen, um dir zuzuhören." 

***
Ich mache es kurz. Ich weiß, es ist wieder spät geworden, aber es ist immerhin ein Update.
Wie er geht es euch ohne Schule?
Wie sieht es mit eurer Arbeit aus?

Lasst uns positiv bleiben und vor allem Ruhig.
Ich habe heute 1 1/2 Stunden im Garten gearbeitet und nebenbei übers Schrieben, neuen Ideen etc. nachgedacht.

Schreibt hier gern mal Film-, Musik-, Serien - Vorschläge hin.
Dann können wir uns alle austauschen.

Ich kann im nächsten Kapi ja mal ein paar meiner Vorschläge abgeben.

Bis Donnerstag dann, eure Lisa, stay safe! 🖤

P. S. 8k...ich kanns nich glauben

The Irish Boys {boyxboy} ✔Where stories live. Discover now