34.

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Die Dunkelheit legte sich um die Häuser und die uns entgegenkommenden Menschen.
Jake führte mich in einen belebten Teil Londons. Plötzlich blendete mir Neonlicht aus Schaufenstern entgegen und Scheinwerfer von Restaurants warfen gleißende Kegel auf den Gehweg.

Ich begann das Wasser der Themse zu riechen.
"Jake, wo gehen wir hin?" Die Preise stiegen praktisch mit jedem Schritt, den wir vorangingen. Aus den Pennern in Overalls vor den Burger-Buden waren schon längst gut gekleidete Paare in Kaschmir-Mänteln und Lederschuhen geworden, die selbst nach Sonnenuntergang noch Sonnenbrillen trugen.

Sie schüchterten mich ein, mit ihrem selbstsicheren Gang und ihrem erhobenen Blick, so als wüssten sie, dass ihnen die Welt zu Füßen lag und dass sie sich nicht dazu herablassen mussten, Menschen wie Jake und mich auch nur mit den Augen zu streifen.

Wobei, wenn ich Jake so ansah ... Mit seinem ebenfalls teuren Mantel, den er heute trug und den Turnschuhen, die aussahen, als würden sie mehr kosten als mein Monatsgehalt, dann merkte ich, dass er doch irgendwie hierher passte ... in die Upper-Class.

Doch dann wand ich den Blick von seinen Kleidern ab und schaute hoch in seine Augen, die mich anstrahlten und das Licht unserer Umgebung reflektierten. Das hier war Jake. Mein Jake, dem ich wahrscheinlich bis ans Ende der Welt folgen würde, wenn er mir die Möglichkeit dazu gibt.

Es war Jake, der mir seine Hausschuhe geschenkt hatte, als ich keine besaß und mir fast die Zehen abfror und es war Jake, der mir eine Lichterkette ins Zimmer gehangen hat, nachdem er bemerkt hatte, wie düster es in dieser Kammer war.

Ich lächelte verträumt und legte meinen Kopf an seine Schulter. Verdammt, ich war auf dem besten Weg mich wieder in ihn zu verlieben - falls ich je anders empfunden hatte.
Er war eben wie der Kaffeeschaum, mit dem ich ihn so gerne verglich. Auch wenn er sich aufgelöst hatte und die weiße, fluffige Milchwolke verschwunden war, es blieben immer Spuren übrig, es gab immer kleine Bläschen oder eine cremefarbene Spur, die sich finden ließ.

Jakes Arm passte perfekt um meine Schultern, er hatte die perfekte Länge, sodass seine Hand nach meiner Taille greifen konnte.
Vor uns blitzte Wasser auf. Ich konnte nicht anders, als zu kichern.
Plötzlich machte Jake einen großen Schritt vor und riss mich mit, er begann zu rennen und mir blieb nichts anderes übrig, als zu folgen.

Es gab nichts herrlicheres in diesem Moment, als die kalte Nachtluft, die uns ins Gesicht schlug, mein Schal, der im Wind flatterte, die belustigten Blick, die uns zugeworfen wurden und Jakes Hand in meiner.

Sein Haar wippte auf und ab, wenn seine Füße auf dem Boden aufkamen. Sein Lächeln war unvergänglich.
Ich warf den Kopf in den Nacken und pustete die Luft aus meinen Lungen. Diese Nacht war magisch!
Jake kam lachend zum Stehen und ließ meine Hand los, stützte sich auf seinen Knien ab und schüttelte sich vor Lachen. Ich tat es ihm gleich. Passanten, die an uns vorbeiliefen, blieben kurz stehen, um sich zu vergewissern, ob alles in Ordnung war.

"Da hinten ist es schon." Mit diesen Worten griff er wieder nach meiner Hand und führte mich auf ein prunkvolles Gebäude genau am Fluss zu. Es gab Tische im Außenbereich, diese wurden mit mächtigen Fackeln und einem offenen Feuer gewärmt. Die heiße Luft ließ meine Wangen erglühen.

"Ich hatte reserviert. Walsh."
"Ein Tisch für zwei. Folgen Sie mir bitte, meine Herren." Der Ober nickte uns zuvorkommend zu und ging voran durch die Stuhlreihen, in denen schon etliche Gäste Platz genommen hatten. Uns wurde ein Tisch in der ersten Reihe hinter einer Glasschutzwand zugewiesen.
"Ganz wie Sie gewünscht haben."
"Vielen Dank." Jake klopfte dem Mann leicht auf die Schulter.
"Ich bringe sogleich die Karten."

Meine Augen fielen fasst aus meinem Kopf. Alles war so teuer, neu und geschmackvoll.
"Jake, ich will es ja wirklich nicht auf das Geld ankommen lassen ... aber-"
"Dann tue es auch nicht. Noah, ich glaube, so ein Date hast du dir verdient. Ich möchte Zeit mit dir verbringen, bitte ... genieße es."
Ich wurde rot und schaute auf die weiße Tischdecke.

Jake saß mir gegenüber. Über jeder Stuhllehne lag eine dicke, beige Wolldecke. Ich war gerade dabei meine um die Schultern zu legen, da kam der Ober zurück und zündete jede Kerze auf unserem Tisch an und reichte uns in braunes Leder gebundene Karten.
Ich blickte Jake über ein Flammenmeer hinweg an und formte ein 'Wow' mit meinem Mund. Er grinste mich sichtlich zufrieden an und widmete sich erst der Karte, als auch ich meinen Blick senkte.

In der Karte standen keine Preise. Das bedeutete, sie waren überdimensional. Ich würde in diesem Moment alles dafür geben, meine Hände über Jakes Schoß fahren zu lassen und ihn aus der Fassung zubringen. Seine Augen waren so ruhig und gefasst, während er die Karte studierte, während meine mein Staunen nicht verbergen konnten.

Er sah unglaublich heiß aus, wie er mir gegenüber in den Korbstuhl gelehnt war und seinen markanten Kiefer mit zwei Fingern stützte. Ab und an blickte er auf, um mir Empfehlungen zu machen.
"Weißt du eigentlich, dass du verdammt gut aussiehst, Jake Walsh?", unterbrach ich ihn, als er irgendwas von Schrimps erzählte.

Um seine Augen bildeten sich Lachfalten und er griff nach einer der Kerzen und drehte sie auf der weißen Tischdecke zwischen seinen Fingern. 
"Aber nicht so gut wie mein Date." 
Ich wusste, dass er Witze machte, es konnte nichts anderes als ein Witz gewesen sein.

In diesem Moment kam der Ober ein zweites Mal an unseren Tisch und brachte uns eine Weinflasche, nahm unsere Bestellung auf und verschwand mit einer kleinen Verbeugung.

Ich musste kichern und hielt mir schnell die Wolldecke vor den Mund, damit niemand mein unpassendes Verhalten registrieren konnte. Jake streckte seine Hand über den Tisch aus, sein Handteller zeigte nach oben und forderte mich auf, meine hineingleiten zu lassen. Meine Zähne vergruben sich in meiner Unterlippe, um mein Grinsen zu unterdrücken, als sich Jakes Hand fest um meine schloss.

Der Himmel über uns war dunkel, die Fackeln und das offene Feuer tauchten alles in ein oranges Licht. Die Wolldecke fühlte sich an, wie ein sicherer Panzer gegen die Kälte und Jakes Hand hielt mich am Boden. Denn ich hatte die Befürchtung vor lauter Glück den Boden unter den Füßen zu verlieren.

***

Einige von euch haben sich sicherlich schon gewundert, wo meine Updates in der letzten Woche geblieben sind. In meinem Freundeskreis ist leider etwas schreckliches passiert. Ich konnte einfach keinen klaren Kopf für's Schreiben kriegen, aber jetzt bin ich wieder back on track.

Ich hoffe, eure Woche verlief besser.

Lisa, xoxo

The Irish Boys {boyxboy} ✔Where stories live. Discover now