The Irish Boys {boyxboy} ✔

17.

Sie suchten mich jetzt bestimmt. Ich stellte mir die ganze Familie Walsh vor, wie sie wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen durcheinander liefen, herum rannten und sich gegenseitig anschrien, um die Schuld dem jeweils anderen zuzuschieben.
In Wirklichkeit hatten sie vielleicht noch gar nicht bemerkt, dass ich abwesend war. Außer Jake, aber dem war ich bestimmt egal geworden. Nach meinem Verhalten kein Wunder.

Ich ließ meinen Kopf sinken. Meine Gedanken waren zu laut, sie hatten in den letzten Stunden keine Pause gemacht. Ich machte mir ununterbrochen Vorwürfe. Ich musste ehrlich zu Jake sein. Ihm sagen, dass ich das nicht konnte, dass ich nicht schwul war. Ehrlich zu mir selbst konnte ich nicht sein, das würde bedeuten, mir etwas einzugestehen.

Die Sonne stand fast über der Farm. Das Land sah friedlich aus. Wie spät es wohl war? Bestimmt würde es bald Marys Eintopf zum Mittag geben, den sie gestern noch gekocht hatte. Am Tisch würde ihnen vielleicht auffallen, dass ich nicht mehr da war.

Ich rollte mich zusammen. Das braune Polster unter mir knarrte leise.
Ich hatte das Haus ohne Jacke oder Mütze verlassen, blind vor Wut war ich einfach gelaufen. Zum einzigen Ort, den ich hier kannte. Die Hütte. 

Mein Versteck war eine Lachnummer, dass war mir bewusst, aber als ich zehn Meter vom Haus entfernt war, war mir bewusst geworden, das ich nicht weit kommen würde. Und so hatte ich mich die kleinen Hügel hinter dem Haus hoch gequälte und war durch ein Fenster in Jakes Hütte gestiegen. Meine Hose war durchnässt, ich hatte Durst.

Nach unzähligen Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, kam mir eine Idee. Zitternd ging ich zu dem Fenster und öffnete es einen Spalt. Meine roten Finger griffen in den meterhohen Schnee, der sich davor türmte, und führten das weiße Nass an meine Lippen.

So verbrachte ich lange Zeit. Aß Schnee, legte mich auf den Boden der Hütte, starrte die Decke an, wälzte mich auf dem kleinen Sofa herum. Für eine Weile saß ich auch am Holztisch, der an einem der vernagelten Fenster stand.
Das Fenster, durch das ich gekommen war, war natürlich nicht mehr vernagelt und ermöglichte mir den Ausblick über die kleine Farm. Aber ich war schon nach kurzer Zeit gelangweilt von der immer gleichen Landschaft.

Wenn Jake nicht hier war, um mir zu erklären, welcher Hügel wem gehörte, wurde es schnell langweilig.
Sie suchen mich nicht, kam es mir in den Kopf. In der Stille konnte ich zu gut nachdenken.
Die aufgeregte Familie vor meinen Augen verschwand. An ihre Stelle rückte das Bild einer gleichgültigen Familie, die beisammen saß und meinen Besitz untereinander aufteilten.

Ich schluchzte auf. Der in sich zusammengesunkene Jake tauchte wieder auf. Wie er da saß, so unförmig auf dem Stubenboden. Was hatte ich nur getan? Er hatte auch so geschluchzt, so verzweifelt und verletzt. Ich hatte ihm das angetan. Jetzt liefen die Tränen über meine kalten Wangen. Es war ja niemand da, der sie hören könnte.

Ich schlief ein, wachte wieder auf und drehte mich von den Fenstern weg. Es dämmerte. Und ich war allein. Ich versuchte wieder einzuschlafen.

Da ertönte draußen ein Poltern. Ich schrak hoch. Sollten sie mich doch gefunden haben? Ein Schlüssel drehte sich im Schlüsselloch. Dann fiel ein schwacher Lichtstrahl auf den Boden. Eine dunkle Gestalt erschien in der Tür, das Gesicht hinter einem Schal verborgen. Die Schuhe waren voller Schnee.

Die Laterne, die als Lichtquelle diente, wurde höher gehalten, ihr Schein fiel in mein Gesicht. Er hatte mich gefunden. Jake.
Seine Silhouette kam näher, bis er genau vor mir stand.

"Komm wir gehen nachhause."

***
Wie mein Tag war: Ich bin an den Strahlensätzen verzweifelt haha
Habe das Album "Fine Line" ganze 5 mal gehört, dieses Kapi geschrieben und Nicki Minaj gehört. Noch fragen? K bye.

Wir sehen uns morgen wieder ;P

Btw! 400 reads wow! Danke Leute. Ich freue mich sehr, dass dieser Adventskalender ankommt♥

Eure LISAAAA★