49.

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Die Namen Jim und Henry gingen mir zwar nicht mehr aus dem Kopf, aber abgesehen davon hatte ich wieder ruhigere Nächte. Jake wollte aufhören mit den beiden zu schlafen. Er hatte nur um Zeit gebeten. Und die war ich bereit ihm zugeben.
Denn vorerst nutzte ich seine Nähe aus. Sie ließ mich gut fühlen, gab mir Sicherheit und ließ mich vergessen, dass ich mich bis vor ein paar Wochen noch wie der einzige Mensch auf der Welt gefühlt hatte.

Ich fühlte mich auch nicht mehr so schmutzig wie sonst, meine zahlreichen One-Night-Stands rückten immer mehr in den Hintergrund. Ich vergaß ihre festen Handgriffe, die Sachen, die sie zu mir gesagt hatten und das leere Gefühl in meiner Brust. Denn mit einem Mal war da wieder Jake, Jakes Hände und seine Stimme ganz nah an meinem Ohr. Und das tat mir gut.

Mia belächelte meinen "auf-Wolke-7-Zustand" - wie sie es nannte - und klopfte sich gelegentlich selbst auf die Schulter, weil sie ihre Finger ja nicht ganz aus der Sache herausgelassen hatte.
Die nächsten Tage verliefen gut. Ich fühlte mich gut. Jake war gut.
Bis er vorschlug in den Club zu gehen.

An sich hatte ich nichts gegen seine Idee einzuwenden. Im Gegenteil, ich empfand es als äußerst angenehm, meine Wohnung zu verlassen und mal nicht in seinem teuren Hotel, einem Restaurant oder meiner Arbeit aufzutauchen.
Der Club hörte sich gut an, aufregend. Tanzende Menge, dröhnende Beats, schwitzende Körper.
Also zog ich mir ein weites, bordeauxrotes Hemd an, schwarze Skinny Jeans und meine Lederboots. Ich benutzte das Parfum, dass mir Mia zum letzten Geburtstag geschenkt hatte - in der Hoffnung, dass Jake seine Nase gar nicht mehr von meinem Hals lassen würde.

Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel, als es an der Wohnungstür klopfte. Ich griff nach meiner Jacke und tastete ein letztes Mal nach meiner Geldbörse und den Schlüsseln.
Im Türrahmen lehnte ein göttlich aussehender Jake. Seine kräftigen Beine streckten in einer weit geschnittenen Stoffhose, unter seiner Lederjacke blitzte ein schwarzer Rollkragenpullover hervor.

Ich biss mir auf die Unterlippe und ließ meinen Blick mehrere Male über seinen muskulösen Körper gleiten.
"Na, gefalle ich dir so?"
Ich schaute auf, in seine von Kajal untermalten Augen.
"Was ist das für eine Frage?"

Seine langen Haare waren zu einem hoch sitzenden Dutt zusammengefasst. Am liebsten würde ich ihn einfach in die Wohnung ziehen und mich ihm auf der Stelle hingeben. Aber das wäre eine Verschwendung dieses Outfits gewesen; ich wollte erst mit ihm angeben.
Neben ihm kam ich mir fast etwas underdressed vor, aber meine Garderobe bot leider nicht solch exklusive Kleidung.
Ich zog die Wohnungstür hinter mir zu - jetzt gab es kein zurück mehr.

"Ich muss aber sagen, dass du mir in diesen Jeans auch ausgesprochen gut gefällst."
"Warte ab, bis du das Hemd siehst, was ich drunter trage", sagte ich mit neckendem Tonfall. Ich hatte das Hemd, kurz bevor Jake aufgeschlagen war, noch bis zum vierten Knopf geöffnet und mir einige Ketten umgelegt.
Das bekam Jake aber wirklich erst im Club zusehen und dort war es eigentlich fast zu Dunkel, um alle Details meines Outfits zu erkennen, aber er zeigte mir deutlich, wie sehr ihm mein Aufzug gefiel.
Ich entdeckte, dass sein Rollkragenpullover keine Ärmel hatte und begrüßte mit Freude die vertraute Haut.

Natürlich kannte Jake einen der Türsteher und erleichterte uns den Einlass, sparte uns mindestens eine halbe Stunde Anstehzeit, die er gleich darin investierte, uns Getränke zu organisieren. Ich verfolgte Jakes blondem Kopf, bis ich ihn aus den Augen verlor.
Ehe ich mich versah, stand ich alleine in einer dröhnenden Menge aus tanzenden Menschen. Das Licht flackerte in den ersten Minuten unerträglich, bis ich mich daran gewöhnt hatte.

Mein letzter Clubaufenthalt war schon eine Weile her. Nachdem meine Therapeutin mir davon abgeraten hatte, hatte ich nicht mehr an Londons Nachtleben teilgenommen. Es gab ein paar Ausnahmen , aber in einem so großen Club war ich wirklich schon Ewigkeiten nicht mehr gewesen.
Ich blickte mich um, fand gerade den Beat und begann mich zu bewegen, als eine bekannte Stimme in mein Ohr schrie.

"Noah?!"
Ich wirbelte herum.
"Carlos?! Was machst du den hier?!"
Der große Junge legte nur lachend den Kopf in den Nacken.
"Das Gleiche könnte ich dich fragen! Ich habe dich schon ewig nicht mehr gesehen! Wie geht es dir?"
Sein Atem kitzelte in meinem Ohr.

"Gut! Ich kann nicht klagen, ich -"
Ich sah Jake in der Menge, der uns aus einiger Entfernung beobachtete. Grinsend hob ich den Arm.
"Darf ich vorstellen, das ist mein Freund Jake."
Carlos folgte meinem Blick und nickte dann beachtlich.

"Nicht schlecht, nicht schlecht. Wie lange geht das schon?"
Ich musste kurz überlegen. Jahre? Oder Wochen?
"Wir kennen uns schon sehr lange", rief ich einfach über die laute Musik.
"Sieht gut aus! Wenn ihr Lust auf ein bisschen Spaß zu Dritt haben solltet - du weiß, wo du mich findest!"
Er toastete mir zu und verschwand wieder in der Menge.

"Wer war das denn?", fragte Jake, sobald er bei mir angekommen war.
"Carlos. Eine alte Bekanntschaft."
Jake schaute dem braungebrannten Jungen hinterher. Ich konnte seine Kiefer arbeiten sehen.
"Eine Bekanntschaft also ...", sagte er mehr zu sich selbst.
"Jake, wie gesagt, ich habe ganz bestimmt nicht hier gesessen und Däumchen gedreht und auf dich gewartet. Ist der für mich?"
Ich zeigte auf den Cocktail in seiner Hand.

"Wohl eher Däumchen gelutscht." Mit diesen Worten reichte er mir den ersehnten Alkohol.
Der Beat wurde schneller und ich zog meine gutaussehende Begleitung mit auf die Tanzfläche. Und dann wurde auch Jake entspannter und ließ sich gehen. Seine breiten Oberarme glänzten im Neonlicht.
Er warf ständig den Kopf in den Nacken und ließ seine Muskeln spielen.

Ich konnte meine Augen nicht von ihm nehmen, bis ich bemerkte, dass mein Mund offenstand und ich verlege zu Boden sah.
Jake zog mich an sich. Er presste seine Körpermitte an meinen Hüftknochen. Wären die Getränke nicht gewesen, wäre ich ihm auf der Stelle um den Hals gefallen.
Wir tanzten wild und ohne Hemmungen. Es fühlte sich so gut an einfach mal loszulassen und das nicht nur in einem Schlafzimmer, sondern an einem öffentlichen Ort. Ich fühlte mich frei und einfach nur glücklich.

Jake drückte sein Cocktail irgendeiner fremden Person in die Hand und griff mein Gesicht mit beiden Händen. Der Beat dröhnte in meinen Ohren und in meiner Brust. In seinen blauen Augen reflektierten die Scheinwerfer. Für einen Moment starrte er mich nur an: in meine Augen, auf meinen Mund und dann küsste er mich endlich. Er küsste mich so wild und ungestüm wie schon lange nicht mehr.

Die Körper um uns herum tanzten weiter, die Musik wurde noch lauter und die Menge begann auf und ab zu springen. Es wurde gegrölt und der Inhalt von verschiedenen Getränken flog durch die Luft. Doch Jake und ich waren für einen Moment stehen geblieben.


***
DANKE FÜR 10K
DAS HÄTTE ICH NICHT FÜR MÖGLICH GEHALTEN, IHR SEID DIE GEILSTEN!
ernsthaft... Ich sehe das immer so bei den anderen, auf großen Accounts und dann bäm.. plötzlich auch bei mir, dank euch.

Ohne euch, meine lieben, lieben Leser, wäre diese Geschichte nicht das, was sie ist. An jeden einzelnen von euch: fühlt euch von mir umarmt!
From now on the sky is the limit ;)

Btw.. ich habe jetzt voll bock aufs feiern bekommen... Ihr auch?
Again THANK YOU
eure Lisa

The Irish Boys {boyxboy} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt