31.

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Ich drückte meine Nase an Jakes Hals. Etwas, dass ich schon sehr lange nicht mehr getan hatte.
Warme Hände streiften meine Jacke ab, falteten sie hinter meinem Rücken und warfen sie mit Schwung hinter mich. Ich schaute in die blauesten Augen, die ich je gesehen hatte. Jakes strahlende Zähne begrüßen mich und kleine Falten bildeten sich um seinen Mund.

Ich schluckte, in der Hoffnung meinen ausgetrockneten Hals zu befeuchten. Aber das half nicht. Ich hatte seit heute Mittag nichts mehr getrunken.
"Hast du vielleicht ... etwas Wasser."
Jake entfernte sich von mir und mein Kopf klärte sich augenblicklich. Ich konnte wieder kontrollierter Atmen und nahm zum ersten Mal den Raum um mich herum wahr.

Ich stand vor einem großen Doppelbett mit dunkelgrünen Bezügen. Das Zimmer war klein. Links ging es durch einen kleinen Flur in das Badezimmer. Ich verschränkte die Arme vor meiner schmalen Brust und drehte mich um.
Jetzt blieb mir wirklich alle Spuke weg. Ich stand vor einer riesigen Glasfront, die einen atemberaubenden Blick über London bot.

Die Stadt lag mir buchstäblich zu Füßen und leuchtete mit tausenden Lichtern heller, als der Mond über der ganzen Szene. Ich ging näher auf die Fenster zu und umrundete einen Schreibtisch, über dem ein riesiger Fernseher hing. Man konnte das London-Eye sehen. Seine Lichter wechselten von Lila zu Gelb und Blau. Das Riesenrad leuchtete Rot auf, als Jake den Raum wieder betrat.

"Hier."
Das Wasser war kalt. Das Glas feucht. Ich schluckte gierig. Jakes Hände legten sich wieder auf meinen Rücken. Meine erste Reaktion war es, sie wieder abzuschütteln, aber die Hitze, die sich unter ihnen ausbreitete und das elektrische Kribbeln, ließen mich eines Besseren besinnen. Ich gab auf, ich würde ihn nicht wegstoßen. Und wenn er ging und ich als gebrochener Junge zurückblieb, dann war das mein Schicksal.

"Ich hoffe, du ziehst die Vorhänge nicht zu, wenn du hier schläfst", sagte ich andächtig, konnte meinen Blick gar nicht von der Stadt losreißen. Da konnte die Wand des Nachbarhauses vor einigen meiner Fenster wirklich nicht mithalten.
"Wenn ich schlafe", grinste er.
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu.

"Wo kommst du her?" Und wo gehst du hin?
"Aus Manchester. Von einem Kunden. Ich berate Firmen, wie können sie noch mehr Umsatz machen. Mehr Geld, mehr Marktpräsenz, langweiliges Zeug." Er machte eine abwertende Handbewegung.
"Hört sich gar nicht so langweilig an."

Schließlich schaffte ich es doch, mich von der Skyline abzuwenden.
"Was treibst du so?", formten seine Lippen und ließ seine Zunge erklingen. Wie gerne ich diese wieder spüren würde. Ich schüttelte den Kopf.
Neben den durchgemachten Nächten mit zu viel Alkohol und Typen, die mich an dich erinnert haben?, fragte ich stumm.
"Burger-Laden."
Jakes Miene fiel kaum merklich.

Er war offensichtlich davon überzeugt gewesen, dass ich mich mit einem besseren Job über Wasser hielt.
"Was soll ich machen." Ich zuckte mit den Schultern.
"Was anderes?"
Ich antwortete nicht mehr.

Jake entfernte sich und setzte sich auf das Bett. Mit schweren Schritten folgte ich. Einmal Problemkind immer Problemkind.
"Ich freue mich für dich, für deinen tollen Job", setzte ich verlegen an.
"Ach so toll ist der auch nicht." Er sah unglücklich aus. So wie ich mich fühlte.

Jakes viel zu teure Schuhe wurden in deine Ecke getreten, dann streckte er sich auf dem Bett aus und starrte aus dem Fenster. Wenn er sich so ein Zimmer leisten konnte, war sein Job mehr als nur gut.
Ich ging um das Bett herum und legte mich auf die andere Seite. Ich wusste nicht, ob ich dazu eingeladen war, aber ich ging davon aus.

Hier lagen wir. Zwei Jungen, Zeit und Kilometer hatten uns getrennt und jetzt ... lagen wir wieder nebeneinander. Aber es war so anders. Kalt, distanziert, fremd und doch vertraut.
Wir taten es so viele Male zuvor, warum dann nicht auch jetzt? Ich nahm all meinen Mut zusammen und rollte zu Jake herüber, legte meinen Kopf auf seinen Bauch und krallte mich in seinem Pullover fest.

Nach einer Weile legte er bereitwillig seine starken Arme um mich. Und für eine Weile lagen wir wieder in seinem alten Bett auf der Farm, seine Eltern nur ein paar Räume weiter und draußen der eiskalte Wind. Aber hier drin hielten wir uns gegenseitig warm.


***

Hi bbs
I'm sorry das am Donnerstag kein Kapitel kam, aber ich habe es zeitlich einfach nicht auf die Reihe bekommen :/
Ist es nicht schade, wie die Zeit die Beiden getrennt hat, irgendwie.

Btw your girl stayed in that hotel room in london once hehe

Ich habe übrigens den Klappentext überarbeitet. Wäre nett, wenn der ein oder andere ihn vielleicht mal durchlesen & Kritik äußern könnte. Ich sag schon mal danke ;)

Talk 2 u soon

The Irish Boys {boyxboy} ✔Where stories live. Discover now