35.

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Dampfende Teller wurden vor uns abgestellt und Jake verschwand für einige Sekunden hinter der Dunstwolke. Ich hatte mir Nudeln mit einem sehr öligen Pesto bestellt, dazu wurde mein Teller von Gemüse geziert.
Jake blieb seinen Schrimps treu, wie er selbst sagte.

Das Essen schmeckte köstlich, dass konnte ich nicht leugnen, aber bei jedem Bissen schwebte mir die Rechnung vor Augen und das ich selbst beim besten Willen nichts dazu besteuern konnte. Und das machte mir ein unwohles Gefühl im Bauch. Ich wollte Jake auch so etwas bieten, aber selbst wenn wir so einen Date-Abend je wiederholen sollten, könnte ich ihm nicht viel mehr als einen Burger bieten.

Jake stieß mich unter dem Tisch sachte mit seiner Schuhspitze an, sodass ich meine Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln. Für den Moment schien die Welt perfekt, es gab nur uns.
"Schmeckt es dir?"
Ich hielt meinen Handrücken vor meine roten Lippen und schluckte die Nudeln herunter.
"Ja, sehr gut!" Ich warf ihm ein langen, bedeutungsvollen Blick zu.

Er nickte zufrieden und spießte Salatblätter mit seiner Gabel auf.
Die Kerzen auf unserem Tisch verströmten, zu den Fackeln um uns herum, eine zusätzliche, angenehme Wärme. Aus dem Nichts tauchte plötzlich ein Mann auf, der mit großen, sicheren Schritten auf unseren Tisch zukam. Mein Löffel blieb bewegungslos in der Luft hängen, als er Jake eine Hand auf die Schulter legte.

Dieser drehte sich um und alle Farbe wich aus seinem Gesicht.
"Welch Überraschung dich hier zu treffen, Jake." Die Hand umschloss seine Schulter fester. Der Stoff von Jakes Mantel schlug Falten.
"Ich habe deine Begleitung beim letzten Mal sehr genossen, also falls du -"
Jake hob die Hand und drehte sich nun ganz zu dem Mann um, ich konnte sein Gesicht nicht mehr einsehen, nur noch seine angespannte Stimme hören sagen: "Ich habe dir gesagt, dass ich berufliches und privates strickt trenne. Also bitte respektiere das. Wie du unschwer erkennen kannst, essen wir gerade."

Jetzt war es die Miene des Fremden, die fiel. Er schaute Jake ungläubig an. "Aber, Jake-"
"Auf Wiedersehen, Bob."
Nach diesen Worten konnte ich Jakes zusammengepresste Augen wieder sehen. Ich schaute zu dem Mann auf, wollte ihm zu lächeln, irgendetwas tun, damit die Situation nicht ganz so peinlich für ihn war, aber er würdigte mich keines Blickes.
"Ach, das heißt du arbeitest jetzt gerade nicht?", fragte er spitz.

Jakes Hand ballte sich zu einer Faust und ich sah, wie sich ein Sturm in ihm zusammenbraute, er konnte jeden Moment explodieren.
Ein weiterer Mann erschien an unserem Tisch, zum Glück handelte es sich um den Ober, der sich augenblicklich für uns bemühte, den Mann von unserem Tisch wegzuschaffen.
"Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten, meine Herren?"

"Nein. Ich wollte gerade gehen", kam es freundlich über die Lippen unseres ungebetenen Besuchers. Nach dem sich die beiden Männer entfernt hatten, griff ich nach Jakes Hand. Sie war eiskalt.
"Wer war das?"
"Nur ein Kunde. Wir hatten vor einigen Tagen ein gemeinsames Geschäftsessen und er glaubt, mich deswegen zu kennen. Ein unangenehmer Typ. Vergiss ihn."

Sein Daumen malte Kreise auf meinem Handrücken. Aber ich glaubte ihm nicht. Ich kannte Jake zu gut, um ihm diese Lüge abzunehmen. Da streckte mehr dahinter. Aber als ich noch einmal nachfragte, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen: "Vergiss ihn" hervor.
Ich schreckte zurück und aß meine Nudeln stumm auf, wie ein dummer Junge.
Nach einigen Minuten sagte Jake: "Das war alles eine beschissene Idee!"

Es fühlte sich an, als hätte er mir mein Herz aus der Brust gerissen. Beschissene Idee? Mit mir essen zu gehen? Ich presste meine Lippen aufeinander und versuchte das Zittern meines Kinns zu verbergen. Jetzt wusste ich ja, woran ich war.
Ich ließ einige Nudeln und Gemüsestückchen übrig, obwohl es eigentlich zu köstlich war, um es nicht zu essen, aber mir war der Appetit vergangen. Jake hatte seinen Teller seit dem Erscheinen seines Bekannten nicht mehr angerührt.

Sein Lächeln war gestorben, ebenso wie das Leuchten in seinen Augen, da halfen auch die Kerzen auf unserem Tisch nicht.
"Ich glaube, ich möchte hiernach nachhause gehen."
"Bitte. Du kannst tun, was du willst."
Ich schaute verletzt in seine Richtung, es war, als hätte er mich ins Schienbein getreten. Als sein Blick über mein Gesicht huschte, seufzte er.

"Es tut mir leid, dass ich diesen Abend ruiniert habe."
Ich lachte auf. "Ja. Das hast du tatsächlich. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, mich auf dich einzulassen. Aber das dachte ich, weil mir bewusst war, dass du nicht hierbleiben wirst und nicht weil du dich in ein Arschloch verwandelt hast. Das letzte ist leider der Grund dafür, dass dieser Abend ruiniert ist."

Ich erhob mich mit einer scheinbar tonnenschwerer Last auf den Schulten.
"Tut mir leid, dass du das hier für mich bezahlen musst."
Die Stuhlbeine kratzten unangenehm laut über den Boden. Als ich das Restaurant verließ, hasste ich mich selbst dafür, dass ich mich bei ihm entschuldigt hatte.

Als ich den Kragen von meiner Jacke aufrichtete, fiel mir ein, dass mir die Wolldecke unbeachtet von den Schultern gefallen sein muss, als ich aufgestanden war. Jetzt lag sie auf dem Boden im Dreck.
Nachdem ich die Straße überquert hatte, machte ich den Fehler und schaute zurück. Jake saß noch an unserem Tisch und hatte seinen Kopf gesenkt. Das Display seines Handys erleuchtete sein Gesicht. Er schaute mir nicht einmal hinterher.

Verletzt und maßlos enttäuscht ging ich den Weg zurück, den wir vorhin noch zusammen gerannt waren und damit alle Blicke auf uns gezogen hatten.
Wer war dieser Mann gewesen, dass er die Macht hatte Jakes Stimmung so zu zerstören? Und warum hatte ich nicht genug Einfluss auf ihn, dies zu ändern?



***
Hello cuties.
Ich sitze gerade am Stubenstisch und just this moment geht die Sonne unter. Ist es nicht herrlich, wie lange es schon hell bleibt?

Meine Zeugnisferien sind leider schon vorbei ;( morgen gehts wieder los crycry

Empfehlung des Tages; schaut euch die Doku von Taylor Swift an: Miss Americana.

The Irish Boys {boyxboy} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt