59.

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Und so verging die Zeit. Jake hielt Händchen mit dreißig-jährigen Männern, die er auf Familienfeiern und bei Geschäftsessen begleitete. Er spielte einen Freund, den es nicht gab.
Aber wenn er abends in meinen Armen lag und sein Gesicht an meine Brust schmiegte, wusste ich, wofür ich das durchhielt - diese Eifersucht - denn in ein paar Tagen hatte Jake all das hinter sich. Dann gab es nur noch uns.

Doch manchmal, wenn ich alleine in meinem Flur vor dem Spiegel stand, waren diese Stimmen wieder da, meine alten Zweifel. Er würde mich wieder verlassen, er würde mich zurücklassen, so wie jeder Mensch es vor ihm getan hatte. Denn bald würde er bemerken, wie widerlich das war, was wir taten - wir waren widerlich, abnormal. Und wenn er mich berühren würde, würde er sich an all die Typen erinnern, die ihn in der Vergangenheit bezahlt hatten, dies zu tun.

Ich biss mir jedes Mal auf die Zunge, wenn diese Gedanken Oberhand gewannen. Aber manchmal hatte ich keine Chance, wenn ich mein Spiegelbild sah. Diesen dünnen Jungen mit den kurzen Haaren, die von seinem Kopf abstanden, und der von keinem länger geduldet wurde, als ein paar Monate.
Und ich hatte Angst, dass diese Zeit bald für Jake und mich abgelaufen war.

Ich verhängte den verdammten Spiegel mit meinen Jacken. Das war alles, was ich tun konnte.
Ich machte weiter und zog Jake jeden Abend ein bisschen enger an mich. Genoss seinen Geruch und seine Wärme.

Heute hatte ich seit langem meine Schicht pünktlich verlassen und lief durch Londons immer voller werdenden Straßen nachhause. Mit dem Frühling kamen die Touristen.
Die Regenmäntel verschwanden, an ihre Stelle traten dünne Jacken aus Jeansstoff und Leder. Die Leute vor mir in der Schlange im Coffeeshop bestellten sich wieder Iced Latte.

Ich war nicht vorbereitet erneut meinen Boden unter den Füßen zu verlieren. Aber wann war man das schon?
Die Gegend um mich herum wurde schlechter, heruntergekommener. Bald würde ich mein Wohnhaus erreichen. Ein Schatten in meinem Augenwinkel erregte meine Aufmerksamkeit. In einer kleinen Gasse fand eine Rangelei statt.

Ein Junge ungefähr in meinem Alter wurde gegen die gegenüberliegende Wand geschubst. Er rieb sich flüchtig über ein Handgelenk und sah zu mir herüber.
Sein Peiniger bemerkte den Blick und drehte sich um. Henrys kleine Augen trafen mich, wie ein kalter Schneesturm. Ich verkrampfte augenblicklich und verlor jeden Glauben daran, einfach weglaufen zu können.

"Was glotzt du so?!"
Erst beim zweiten Hinsehen schien er mich wiederzuerkennen.
"Moment mal. Du bist doch der Kleine von Jake."
Er zog einen seiner schwarzen Handschuhe aus und keifte zu dem Jungen: "Geh mir aus den Augen, du bist hier fertig."
Als der Junge an mir vorbeihuschte, blickte ich kurz in sein Gesicht. Er musste jünger sein als ich, vielleicht gerade mal achtzehn, seine Augen waren wässrig und sein Rücken gekrümmt. Er steckte sich ein paar Geldscheine in die Hosentasche.

Ich schluckte und bemerkte, dass Henry auf mich zugekommen war.
"Was führt dich in diese rattenverseuchte Gegend?"
Er schob seinen Hut aus der Stirn und schenkte mir ein bösartiges Lächeln.
"Na ja, ich stelle keine Fragen, Junge. Ich weiß schon, was man hier macht."

Mein Gesicht war taub. Alles, was ich wollte, war nachhause zu gehen. Ich hatte keine Lust, mir anzuhören, dass Henry vermutete, dass ich hier Drogen kaufte oder verkaufte oder andere illegale Dinge tat.
Ich war müde, wollte duschen und nachher zu Jake ins Hotel fahren.
"Hast wohl deine Zunge verschluckt, was? Jake hört diesen Monat auf, oder?"

"Nehmen Sie seinen Namen ja nie wieder in den Mund", presste ich zwischen meinen Zähnen hervor.
Henry lachte auf.
"Ich verstehe nicht, was er in dir sieht. Ich meine, schau dich doch an! Du bist nicht mehr als Haut und Knochen, wenn dein Körper langweilig wird, zieht er weiter zum nächsten Noah. Das hat er schon immer gemacht, in den ganzen Jahren, die ich ihn kenne. Noah, Paul, Joe, Nick ... und wie sie alle hießen."

Mein Blick musste mich verraten haben, denn Henry schaute zufrieden auf mich hinunter. In seinen Augen lag Verachtung. Ich fühlte mich klein und schmutzig. 
"Was? Dachtest du etwa wirklich, Jake empfindet mehr für dich?"
Er kam noch näher. Ich war gelähmt, fiel einfach zu Boden, als er mir vor die Brust stieß. Hier auf dem Boden zwischen dem Dreck und Müll fühlte ich mich zugehörig.

Ich hatte es immer gewusst, tief in mir, die Stimmen - sie hatten mich gewarnt.
Ich hätte ihm, dem Schweinegesicht, nicht glauben dürfen, aber in diesem Moment tat ich es. Denn jemand sprach meine Gedanken, meine Zweifel laut aus und das Aufgeben fiel mir leichter.
Denn das tat ich in diesem Moment. Für eine kurze Zeit gab ich Jake auf, ich gab uns auf, denn da war kein uns mehr. Und in diesem Moment war es besser so.

Henry spuckte vor meine Füße.
Ich wusste nicht, ob er noch etwas gesagt hatte. Ich hörte es nicht mehr. Ich hörte nichts mehr, nur noch das Rauschen in meinen Ohren und irgendwann mein Schluchzen.

Genauso fand mich Jake in der Wohnung, weinend und am Boden. Und er verstand kein Wort, als ich ihn anflehte zu gehen und mich allein zu lassen, es schnell zu machen, damit ich wieder über ihn hinwegkommen konnte.
Erst nachdem er mich ins Bad getragen und abgeduscht hatte, konnte ich etwas klarer denken.
Was sollte ich machen? Ich war ein unsicherer zwanzig-jähriger Junge ohne Eltern, ohne richtige Heimat und mit einer Menge Selbstzweifel. Da gab es Narben, die niemand sehen konnte.

Jake hielt mich fest, als ich an seiner Schulter zusammenbracht. Und er hielt mich auch noch am nächsten Morgen, als ich mit verweintem Gesicht und salzig schmeckenden Lippen aufwachte.

***
Hi :3

Ich hoffe, euch geht's gut.
Mir hängt die Schule zum Hals raus, sonst is alles gut xD

Was sagt ihr zum Song? Noah Cyrus macht so schöne Musik♡ ich kann einfach so mit ihren Lyrics relaten...

Nun zu unserem Noah... WER SCHENKT IHM MAL EINE DICKE UMARMUNG?!?!

i'm a liar, hope u still like me.
Lisa xx

The Irish Boys {boyxboy} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt