65.

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Ich war nur ein einziges Mal zu Eddy ins Zimmer gegangen. Und das auch erst nachdem wir schon drei Tage auf der Farm waren.
Die dunkle Holztür schreckte mich jedes mal ab, wenn ich davor stand.
Eddy hatte nie wirklich viel für mich übrig gehabt, aber ich schätzte seine Anwesenheit im Wohnzimmer, wenn draußen der Schneesturm peitschte und wir gemeinsam, schweigend in die Flammen des Feuers sahen.

Das hatten wir gemeinsam, wir waren beide keine Männer der großen Worte und ob er mich nun besonders mochte oder nicht, er war mich nie angegangen. Bis auf die ersten Wochen vielleicht, aber nachdem er sich an mich gewöhnt hatte, hatte er mich einfach akzeptiert.
Wir hatten nie ein Gespräch miteinander geführt oder uns über Fußball unterhalten. Aber vor dem Kamin, da hatten wir zusammen geschwiegen. Und das war eine schöne Erinnerung.

Als ich am dritten Tag nach unserer Ankunft endlich das Krankenzimmer betragt, schlief Eddy. Ich stand eine Weile an seinem Bett und betrachtete seine eingefallene Haut und seine verschrumpelten Lippen. Er sah älter als einhundert Jahre aus.
Gerade als ich mich zum Gehen abwandte, atmete er laut aus.
"Gut, gut, dass du wieder daheim bist, Noah."
Das war alles, was er sagte. Es reichte für mich auch aus, um den Raum mit einer Gänsehaut zu verlassen.

An einem sonnigen Vormittag saß ich unten in der kleinen Wohnküche und ruhte mich von den Putzarbeiten auf dem Hof aus. Ich hörte Jake die Treppe herunterkommen und als ich sein Gesicht sah, wusste ich, dass Eddy von uns gegangen war.
Morgen würden wir eine Woche wieder hier sein.
Jake sagte kein Wort, setzte sich mir gegenüber an den Tisch und verschränkte die Hände auf dem zerschrammten Holz. Keiner sagte ein Wort. Mary war noch oben und sollte über eine halbe Stunde nicht mehr herunterkommen.

Mein Blick fiel auf Fiona, die vor dem alten Hühnerstall das Moos von den Steinen kratzte. Sie hatte noch keine Ahnung, dass ihr Vater nicht mehr hier war.
Gerade wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und sah zum Fenster. Schnell schaute ich weg, ihr jetzt fröhlich zuzuwinken, brachte ich nicht übers Herz.

"Tut mir leid."
"Ich bin froh, dass er nicht mehr leiden muss, weißt du? Nur leider gehen mit seinem Tod unsere Sorgen erst richtig los", seufzte Jake und ließ seine Hände unter dem Tisch verschwinden. Ich nickte.
Plötzlich breitete sich ein schweres Gefühl auf meiner Brust aus. Eddys Tod bedeutete das Ende der Farm und das wollte ich noch nicht wahrhaben.

Ich biss auf meine Lippe und schaute wieder zu Fiona. Sie war so groß geworden in den letzten Jahren.
Jake erhob sich und lief zur Kaffeemaschine, die nur er in den letzten Tagen benutzt hatte. Ich schloss die Augen und lauschte dem Geräusch des heißen Kaffees, der in die Tasse gegossen wurde. Für einen kurzen Moment konnte ich mir vorstellen, dass alles seinen gewohnten Gang ging.

Jake, der gerade eine Pause vom Arbeiten machte, Fiona, immer noch fleißig, Mary, oben bei ihrem kranken aber lebendigen Mann und ich, verschwitzt am Küchentisch, den Jungen beobachtend, der mir mit jedem weiteren Tag, an dem er mir seine Liebe entzog, das Herz ein Stückchen weiter brach.

Mit finsterem Blick setzte sich dieser Junge wieder. Eine blonde Strähne in den Augen. Ich wusste, wenn ich mich jetzt vorlehnen würde, um sie wegzustreichen, würde er zurückweichen. Denn das hier ist nicht mein Küchentisch, sondern der seiner Eltern.
Gedankenverloren ließ ich meine brauen Augen über blasse Haut und geschwungene Lippen wandern.
Weißt du eigentlich, wie schön du bist?, lag es mir auf den Lippen.

Jakes Blick traf meinen.
"Wir haben ja noch eine Woche. Bis dahin wird die Beerdigung bestimmt stattgefunden haben", sagte er mehr zu sich selbst, als zu mir.
Ich schluckte nur und nickte.
Wenn ich mutiger wäre, würde ich ihm jetzt sagen, dass er gefälligst mit mir reden sollte, dass er seiner Mutter sagen sollte, dass er in den letzten Monaten fast ausschließlich in meinem Bett geschlafen hatte oder ich in seinem.
Ich hätte ihn so gerne gezwungen, reinen Tisch zu machen, von seinen falschen Entscheidungen zu berichten. Aber ich blieb still und beobachtete wie der Kaffee in Jakes Tasse immer weniger wurde.

Meine letzten Tage auf der Farm waren angebrochen.

***
Happy Sunday!
Ich bin jetzt im Besitz eines neuen Tablet, was bedeutete, dass ich nicht mehr um jedes Kapitel bangen muss, was ich schreibe. Denn bei meinem Alten ist ab und an was beim Speichern schiefgegangen... Was mit einem halben Herzinfarkt meinerseits verbunden war...

Ich muss mich aber noch ein bisschen an die neue Tastatur gewöhnen. Cool Lisa, wer wollte das jetzt wissen... hahaha, ich bin wieder witzig heute.

Ich wollte euch allen ganz herzlich für 31k danken!!!!!! Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich mal so eine häufig gelesene Geschichte habe - dank euch!

btw ich gucke jetzt auch endlich mal 13 Reasons Why weiter (bin in der 2. Staffel hängen geblieben) & meine emotions ... boi i'm fucked!

k, love ya

The Irish Boys {boyxboy} ✔Onde histórias criam vida. Descubra agora