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Alec:

Dave zu umarmen, fühlte sich unglaublich gut an.

Ich mochte es, dabei zu spüren, was für Muskeln sich unter seiner Kleidung verbargen, mochte es, wie er über meinen Rücken oder durch meine Haare strich, mochte es, seinen Duft von einem viel zu starken aber gut riechenden Parfüm dabei einzuatmen, das bewies, dass er genauso nervös vor diesem Treffen gewesen war wie ich und nichts als einen guten Eindruck hinterlassen wollte.

Es war schön, jetzt einfach so ruhig dazustehen und uns gegenseitig festzuhalten, auch wenn es wohl auf alle Leute um uns herum etwas seltsam rüberkommen musste. Aber obwohl mein Vater mich immer drängte, viel auf die Meinung anderer zu geben, war mir das in Daves Anwesenheit doch völlig egal. Wenn er da war, dann war auch nur er wichtig.

Leider mussten wir uns aber irgendwann wieder loslassen und das war in diesem Fall, weil wir unterbrochen wurden, als ein Mädchen meinen Namen kreischte und mich an der Schulter zurück zog.

„Alec! Schön, dich zu sehen!" Clara fiel mir sofort um den Hals, nachdem ich Dave überfordert losgelassen hatte und drückte ihre Lippen auf meine Wange.

Oh nein, jetzt ging das von wieder los.

Seit meinem ersten Tag an der Uni war Clara wie besessen von mir, dabei war es ihr auch egal, dass ich absolut kein Interesse an ihr zeigte.

„Ich freue mich richtig, ich dachte, ich sehe dich erst in ein paar Wochen wieder! Ich bin mit meiner Schwester und Peggy shoppen, was machst du hier? Willst du mitkommen?"

Peggy war ein weiteres Mädchen, das dieselbe Uni wie ich besuchte, aber im Gegensatz zu Clara, war sie eher still und schüchtern und schrie niemandem das Trommelfell zusammen.

„Ähm, danke für das Angebot, aber nein danke", meinte ich zurückhaltender.

Clara verbarg ihre Enttäuschung kein Stückchen, sie zog eine Schnute und schaute dann Dave an. „Wer bist du eigentlich?"

Ein fragender Blick zu Dave verriet mir, dass ihm die Situation nicht sehr gefiel.

Er stellte sich noch näher an mich heran, als wir durch unsere Umarmung ohnehin gestanden waren und schlang einen Arm um meine Hüften.

Ich sah leicht lächelnd und bestimmt knallrotwerdend wieder zu Clara. „Dave ist mein Freund"

Ihre Augen wurden ganz groß und sie hauchte: „Oh"

„Aber was ist mit den Wetten?", fragte sie mich dann leicht verzweifelt.

Ich schnaubte. „Nicht mein Problem"

„Was für Wetten?"

Ich seufzte tief und musste Dave diese Peinlichkeit erklären. „So ziemlich alle, die mich auf der Uni kennen, wetten untereinander, wer mich zuerst entjungfert..."

Dave zog die Augenbrauen zusammen, seine Finger krallten sich leicht in meine Hüfte.

Er sah darüber nicht erfreut aus.

Dann jedoch änderte sich ein Blick, er begann, leicht zu grinsen und plötzlich ertönte ein Klatschen und ich spüre einen Schmerz am Hintern.

„Dann nur her mit dem Geld.", grinste Dave zu Clara, die dann nur noch fassungsloser wurde.

„A-aber... du bist doch gar nicht schwul" Sie bekam ganz glasige Augen, als sie mich wieder flehend ansah.

„Sorry Kleine, aber es hat dich nicht zu interessieren, was er ist. Er ist mit mir zusammen und das wird er auch bleiben, also tu mir bitte den Gefallen und hör auf, dir in deinem Hirn auszumalen, welches Kleid du an eurer Hochzeit tragen wirst, denn der einzige, dem dieser Typ hier einen Ring an den Finger steckt, werde ich sein"

Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass Dave so besitzergreifend sein konnte, aber es gefiel mir. Es gefiel mit sehr.

Ich wusste zwar, dass er das alles nur spielte, weil er geschnallt hatte, wie unangenehm mir Claras Avancen waren und vor allem die Sache auf der Uni, aber trotzdem konnte er ruhig damit weiter machen.

„Du brichst mir das Herz", schniefte Clara mir zu und schüttelte fassungslos den Kopf.

Ich seufzte. Ich hatte sie nie zum Weinen bringen wollen.

„Hei..." ich ging einen Schritt zu ihr, umarmte sie und strich tröstend über ihren Kopf. „Irgendwo findet sich schon der Richtige für dich, aber ich bin es definitiv nicht. Tut mir leid..."

„Schon gut", schniefte sie. „Willst du mein schwuler bester Freund sein?"

Ihre Stimme klang hoffnungsvoll dabei. Das war so lächerlich, dass ich mein Lachen unterdrücken musste.

„Sorry, aber auch das wird nichts werden. Ich kann aber dein Kumpel sein, der an Sexualitätsverwirrung leidet"

Sie kicherte und ließ mich los. „Okay, abgemacht. Wir sehen uns in der Uni" Sie klopfte mir auf die Brust und lief dann im Hopserlauf zu ihren Begleitungen, die ein paar Meter weiter warteten.

Mit einem leichten Kopfschütteln, aber deutlichen Schmunzeln drehte ich mich zurück zu Dave, aber irgendwie sah er immer noch angespannt aus.

„Was ist los?"

„Sexualitätsverwirrung?" Er klang irgendwie vorwurfsvoll.

Ich zuckte mit den Schultern. „Wie würdest du es denn nennen? Ich hab keine Ahnung, was ich bin, ich weiß nur, dass ich auf jeden Fall nicht hetero sein kann..."

Dave schüttelte den Kopf, kam zu mir und fasste nach meiner Hand. „Du bist Alec. Mehr ist nicht wichtig"


Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)Where stories live. Discover now