07 ✔️

1.8K 129 2
                                    

Ken:

Mit klopfendem Herzen öffne ich die Wohnungstür und betrete den Flur. Ich erkenne Isaks Schuhe Im Regal und fluche innerlich auf.

Seit gestern Abend haben wir uns nicht mehr gesehen und ehrlich gesagt habe ich gehofft, das würde ab jetzt auch für immer so bleiben. Ich schleiche den Flur entlang, höre Stimmen aus dem Wohnzimmer, die nur von einem Fernseher kommen können, weiß, dass Isak dort sein muss und versuche deshalb besonders leise zu sein. Weit komme ich aber nicht, bis ich schon seine Stimme und Schritte höre.

„Hei Ken warte mal" Er kommt eilig zu mir, dreht mich zu sich herum.

Er lächelt.

Das kommt nicht oft vor, also muss das gerade echt was heißen.

„Ich wollte mit dir reden, wegen gestern..."

Ich löse seine Hand von meiner Schulter und gehe einen Schritt zurück, den Kopf dabei schüttelnd. „Schon okay. Du warst betrunken, ich habe mich in Sachen eingemischt, die mich nichts angehen, da passiert sowas. Vergiss es einfach"

Mein falsches Lächeln verfehlt seine Wirkung, denn Isak greift wieder nach mir, als ich weitergehen will und zieht mich zu sich. „Ich kanns aber nicht vergessen. Ich hätte das nicht machen sollen und dass ich betrunken war, ist keine Entschuldigung. Du warst bisher immer gut zu mir, viel mehr als ich es verdient habe, und du hattest recht damit, dass ich weniger trinken sollte. Es tut mir ehrlich und aufrichtig leid" Er schaut mir die ganze Zeit über in die Augen, ich vernehme wahre Reue in seiner Stimme. Zum Abschluss gibt er mir einen Kuss auf die Stirn, hält mich mit einer Hand an meinem Steißbein bei sich und streicht mit der anderen mit dem Zeigefinger von meiner Augenbraue, über meine Wange zu meinem Hals und schiebt den Kragen leicht nach unten, sodass er die Male sehen kann, die er mir zugefügt hat.

Statt auf meine Antwort zu warten, beugt er sich herunter, an meinen Lippen vorbei zu meinem Hals und küsst ihn sanft, so sanft wie er mich bisher noch nie geküsst hat, egal wo.

Zuerst will ich ihn wegstoßen und ihm klarmachen, dass das mit einer einfachen Entschuldigung nicht getan ist, aber ehe ich mich versehe, bin ich Wachs in seinen Händen.

Er zieht mir den Pulli aus, lässt ihn achtlos zu Boden gleiten und zieht mich plötzlich an den Oberschenkeln so zu sich, dass ich ihn umklammern muss. Er trägt mich durch den Flur in sein Zimmer und küsst dabei meine Brust. Ich öffne die Tür, er kickt sie hinter uns zu und legt mich dann vorsichtig in seinem Bett ab.

Sofort sind seine Lippen wieder an meinem Hals, er küsst ihn und leckt entschuldigend darüber.

Es tut nicht mal weh, eher ist es sehr erregend.

Nach dem, was die Geschehnisse gestern aber beweisen, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob diese Affäre zwischen uns weitergehen sollte. Ich interpretiere da ganz klar mehr hinein als er und es wird so enden wie gestern. Er wird mir wehtun.

„Isak..." ich schieb ihn leicht von mir weg.

Sofort löst er sich und mustert mich besorgt. „Was? Stimmt was nicht?"

„Nein es ist nur..." Unsicher weiche ich seinem Blick aus. „ich weiß nicht, ob das alles so richtig ist... Mit dir und mir... Uns auf diese Art näher zu kommen..."

Er sieht verstehend aus, rollt sich von mir runter auf die Seite und seufzt, während er sich durch die Haare fährt.

Dann beginnt er zu lächeln und schaut mich verständnisvoll an. „Ist okay."

„Wirklich? Einfach so?"

Er zuckt mit den Schultern. „Es hat einfach so angefangen und dann kann es auch einfach so enden. Versprich mir einfach nur, dass du nicht sauer auf mich bist wegen gestern..."

„Bin ich nicht", versichere ich ihm schnell.

„Gut", lächelt er. „Und mit dem Rest können wir ja wie zwei erwachsene Menschen miteinander umgehen, das sind wir schließlich."

Ich nicke zustimmend, fühle mich aber irgendwie nicht wirklich gut bei diesem Beschluss. „Wir können ja... Freunde sein?"

Er lacht tatsächlich leicht, doch es wirkt nicht ehrlich. Seine Hand legt sich auf meine. „Bin ich nicht ein bisschen zu alt, um in deinen Freundeskreis zu passen?"

„Ach was", wiegle ich ab. „bei Freundschaft geht's ja nicht ums Alter..."

„Wir kennen uns doch gar nicht gut genug, um befreundet zu sein", unterbricht er mich. „Außerdem bist du mit Alec befreundet. Ich glaube nicht, dass ihm das passen würde."

Ich will ihm so gerne an den Kopf werfen, dass es ihn doch sonst auch nicht interessiert, was mit Alec ist, aber ich lasse es. Nicht, weil ich nicht hinter meinem Kumpel stehen will oder kann, sondern weil ich Angst habe, Isak wieder zu verärgern. Er ist zwar älter als ich, aber auch stärker und solange ich mit ihm alleine bin, sollte ich ihn mir nicht zum Feinde machen.

„Dann lernen wir uns halt kennen. Außerdem weiß ich schon was über dich, das alle anderen, die dich kennen, mit Sicherheit nicht wissen" Dabei grinse ich ihn an.

Er erwidert: „Aha und was soll das sein?"

Meine Lippen nähern sich seinen, aber ich wechsle die Richtung und hauche in sein Ohr. „Du magst es doggy"

Nach einem schnellen Kuss auf seine Wange, bin ich auch schon aufgesprungen, zwinkere ihm nochmal frech zu und verschwinde dann aus seinem Zimmer.

Ein Grinsen liegt auf meinen Lippen, als ich in mein Bett falle und an Isak denke. Als ich aber feststelle, dass der Isak, der gerade in seinem Bett liegt und vermutlich überfordert die Luft aus den Wangen bläst, nicht der Isak ist, der mich gestern verletzt hat, vergeht mir das Schmunzeln.

Isak ist ein gebrochener Mann, das weiß ich, auch wenn er es sehr gut zu verstecken weiß. Der Alkohol nutzt seine Schwachstellen aus und macht ihn zu einer komplett anderen Person, einer, die, anderen - mir- wehtun möchte. Was bedeutet, bei dem Geschehniss gestern wird es nicht bleiben.


Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)Where stories live. Discover now