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Alec

Entscheidungen zu treffen war mir bisher immer relativ leicht gefallen.

Ich hatte nur daran denken müssen, was Dad wohl von mir verlangen würde und, egal wie sehr es gegen meinen eigenen Willen gesprochen hatte, so hatte ich entschieden.

Jetzt war das nicht mehr so einfach.

Mir war durchaus bewusst, was Dad in dieser Angelegenheit von mir erwarten würde, wüsste er von meinem Konflikt.

Dave vergessen und weitermachen.

Aber das schien keine Option für mich zu sein, denn meine Gefühle waren so stark, dass sich allein der Gedanke daran, einfach ohne ihn weiterzuleben als hätte ihm mein Herz nie gehört, als schlimmste Qual herausstellte, die ich derzeit zu empfinden in der Lage war.

Eigentlich gab es also gar keine Wahl zu treffen. Ich konnte und wollte das, was auch immer Dave und ich da hatten, nicht beenden, egal was alles für Extreme in seiner Vergangenheit lagen.

Mein Problem, das dazu geführt hatte, dass ich mich nun schon vier Tage nicht mehr bei ihm gemeldet hatte, bestand eher darin, dass ich einfach nicht wusste, wie ich ihm gegenübertreten sollte. 

Ich wusste wie feige das war, aber ändern konnte ich es nicht.

Außerdem hatte ich mit mir selbst zu kämpfen und allem, was in meinen Kopf gerade so abging.

Ich wusste, alles was Dave erlebt hatte, hatte maßgeblich dazu beigetragen, dass er der Mann geworden war, den ich heute so sehr mochte, aber ein Teil von mir, der ängstliche Teil, hatte die Hoffnung, er hatte nun nicht mehr zu beichten. Ich meine, konnte es denn noch schlimmer werden?

Ich hatte nicht wirklich Angst davor, alles was er mir erzählt hatte, würde mein Bild von ihm verändern, eher, dass es das nicht tun würde.

Was, wenn ich einfach nur ein blinder, verliebter Vollidiot war, der mit dem Kopf voran ins Unglück rannte und das mit seinen Gefühlen rechtfertigte, die seine Rationalität, die unter anderem dazu da war, um ihn zu schützen, gänzlich abschaltete?

Aber auf der anderen Seite wusste ich genau, ich konnte mir einbilden, was ich wollte, es würde nichts ändern. Ich wollte Dave. Mit all seinen Ecken und Kanten.

Die Frage war jetzt nur, wie ich ihm das glaubhaft vermitteln sollte, nachdem ich einfach gegangen war, als er seine Beichte beendet hatte.

Mich schlicht zu entschuldigen würde für ihn vielleicht ausreichen, aber nicht für mich.

Er gab sich solch eine Mühe, mir zu versichern und beweisen, was er für mich fühlte, nun lag es an mir.

Da ich aber zum ersten Mal verliebt war und daher keine Ahnung hatte, wie man sowas anging, musste ich mir Tipps holen. Und wer eignete sich dafür besser als mein bester Freund?

Da ich ihn auf der Kurzwahltaste meines Handys hatte, brauchte ich nur drei mal auf meinen Display zu tippen und schon rief ich Cameron an.

Es dauerte etwas, bis er abnahm, aber das war bei ihm immer so, also wartete ich geduldig, bis ich seine Stimme hörte. 

"Jo, was los?"

Heute war er wohl mal wieder ganz cool.

"Hei, Ronny. Hast du ein bisschen Zeit?"

Ich nannte ihn immer so, wenn ich mich einschleimen wollte, weil ich der einzige war, der diesen Spitznamen für ihn benutzte.

"Kommt drauf an. Wie wichtig ist es?"

Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)Where stories live. Discover now