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Alec:

Dave und ich waren unserem Plan nachgegangen, zu seiner Tante zu fahren und dort zu übernachten, um von da aus dann frisch weiter zu fahren.

Wir packten alles zusammen, was wir brauchten, und fuhren schließlich um 20 Uhr los.

Durch mein kleines Nickerchen heute Mittag, war ich fit genug, die fünf Stunden zu ihr zu fahren. Diesmal verging die Zeit auch irgendwie viel schneller als beim letzten Mal, da ich mich mit Dave unterhielt und er dafür sorgte, dass ich schön wach blieb.

Wir sagen hin und wieder auch im Radio mit, dabei war es mir egal, dass meine Stimme keinen Deut bei seiner mithalten konnte. Ihn schienen meine schiefen Töne auch nicht zu stören, er fand es eher lustig, wie ich absichtlich übertrieb, um ihn Lachen zu sehen.

Es kam mir vor wie nur eine halbe Stunde, ehe ich bei seiner Tante in den Hof fuhr und wir uns wieder etwas beruhigten, da es ein Uhr morgens war und wir ja niemanden aufwecken wollten. Dave schrieb seiner Tante, dass wir da waren und wir holten unsere Taschen aus dem Auto, ehe wir zur Haustür gingen, die schon geöffnet war.

Die Frau darin strahlte förmlich, obwohl es schon so spät war, sie musste sich also richtig freuen, Dave wiederzusehen.

Dave drückte, als er vorging meine Hand, weil er zu wissen schien, dass ich bei Fremden immer ein bisschen schüchtern war.

Jetzt war es noch schlimmer. Dave hatte keine Eltern mehr, die ich kennenlernen konnte, seine Tante übernahm diesen Posten also quasi.

„Hei Clara", lächelte Dave, als er sie umarmte.

„Oh Gottchen, bist du groß geworden" Sie hatte Tränen in den Augen, als sie über seine Wange strich und dann zu mir schaute. „Und du bist dann..." Es klang nach einer Frage.

Ich räusperte mich leise, trat vor und hielt ihr meine Hand hin. „Alec... Ein Freund von Dave und Noah"

„So so", grinste sie nur, gab mir ebenfalls einen Handschlag und stellte sich als Clara vor.

Ich durfte sie duzen.

Wir gingen in das Haus, auch ihr Mann war noch wach und begrüßte uns. Wir unterhielten uns kurz mit Clara und Tom, ehe sie uns in ein freies Zimmer brachten.

Das Bett war frisch bezogen, aber es war etwas kalt im Raum, weil das Fenster noch offen war, als wir reinkamen.

Dave wusste, was ich für eine Frostbeule war, schloss das Fenster sofort.

Seine Tante ging wieder mit ihrem Mann und meinte, sie wolle ihre Kinder morgen mit unserer Anwesenheit überraschen.

Dann war ich wieder mit Dave alleine.

„Und? Wie findest du sie?", hakte Dave nach, als er seine Tasche öffnete und ein paar Dinge aufs Bett warf.

„Nett." Wie sollte ich sie denn finden, ich kannte sie ja gerade erst 15 Minuten.

„Ich hab sie das letzte Mal auf der Beerdigung von meinem Dad gesehen, aber da nicht wirklich viel mit ihr zu tun gehabt...", meinte Dave beiläufig. „...aber sie ist echt ein Engel, egal wie lange man sich nicht bei ihr gemeldet hat, sie heißt einen immer willkommen... man kann sich auf sie verlassen, weißt du? Das ist wichtig..."

„klar" Ich verstand nur nicht, warum er mir das jetzt erzählte, trotzdem hörte ich gerne zu, während ich es ihm gleichtat und mir eine lockere Hose und einen Pulli zum Schlafen auspackte und anzog.

Meine Scham vor ihm war komplett verschwunden und das nur von so ein bisschen Rumgemache. Wahnsinn oder?

„In der Therapie da hab ich das halt begriffen, als wir so darüber geredet haben, wen ich stolz machen würde, wenn ich mein Leben wieder auf die Reihe bekomme. Klar ist mir zuerst Noah eingefallen und meine Eltern... Du und Amy, aber Clara war halt auch dabei. Deshalb will ich wieder mehr Kontakt zu ihr haben, weißt du?"

Jetzt verstand ich seinen Punt und nickte schnell. „Ich finde das gut. Familie ist wichtig... ich meine schau mal, was dir passiert ist. Deine Freunde haben dich alle hängen lassen, aber Noah war immer an deiner Seite..."

Er nickte, zog sich ebenfalls um, legte die Tasche dann wieder auf den Boden und warf sich ins Bett.

„Mein rechter rechter Platz ist leer, ich wünsche mir den Alec her", grinste er dann und klopfte sich auf die rechte Bettseite, die noch frei war.

Ich lachte leicht, stieg zu ihm ins Bett, aber deckte mich sofort zu.

War das die Decke oder er, was hier so gut roch? Egal, ich genoss es.

„Auf mich kannst du auch immer zählen", teilte ich Dave mit.

Nach dem was wir die letzten Tage durchgemacht hatten, musste er das eigentlich wissen, aber manche Dinge sollten einfach ausgesprochen werden.

„Ich weiß" Er wurde etwas leiser dabei und drehte sich zur Seite, sodass er mich ansehen konnte. Ich tat es ihm gleich.

„Ich hatte schon geplant, hierher zu kommen", meinte Dave und rutschte etwas weiter zu mir. „Aber, was ich dich vorhin fragen wollte, war eigentlich was anderes..."

„Was denn?" Neugierig schaute ich ihn an und nahm ihn zu mir unter die Decke, weil ich nicht mit einem Schneemann im Bett liegen wollte.

„Naja... Ich weiß aber nicht, ob ich dadurch alles kaputt mache. Ich mein, gerade ist es so schön zwischen uns und... keine Ahnung, aber ich hab irgendwie Angst, dass ich den richtigen Zeitpunkt verpasse, weißt du?"

„Wozu denn? Ich verstehe grade nicht, worauf du hinauswillst" Entschuldigend schaute ich ihn an.

Er atmete tief durch. „Okay, egal, ich frage einfach, und wenn du nein sagst, hab ichs wenigstens versucht"

„Okay?" Weiterhin lag ich nur verwirrt da, während seine Wangen einen leichten Rotton annahmen.

„Willst du mit mir zusammen sein?"

Sofort biss er sich nervös auf die Unterlippe und wartete aufgeregt auf meine Antwort.

Jetzt ergab es plötzlich Sinn, was er da vorhin alles fabriziert hatte, aber trotzdem war ich irgendwie geschockt von der direkten Frage.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, nur eine fühlte sich richtig an.

„Ja", flüsterte ich.

„Wie bitte?" Ich hörte das Grinsen und die Freude aus seiner Stimme heraus, aber er wollte es wohl deutlicher.

„Ja, David Ashton Hamilton, ich will mit dir zusammen sein", wiederholte ich deutlicher.

Ihm entkam ein kleines Quieken, plötzlich lag er auf mir und knutschte meine Wange mit dicken Schmatzern ab.

„Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich", meinte er dabei erfreut.

Ich musste lachen, so glücklich machte mich das und schloss die Arme um ihn, damit er sich wieder etwas beruhigte.

Es half tatsächlich er kam ruhig auf mir zum liegen und schmiegte sich mit einem breiten Grinsen an mich.

„Du machst mich gerade so glücklich", gestand er dabei.

„Du mich auch, Dave." Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn und lehnte dann meinen Kopf an seinen.

So schliefen wir ein als glückliches, verliebtes Pärchen.

Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)Where stories live. Discover now