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Alec:

Ich laufe neben Sandy her, wir bilden das Schlusslicht unserer Freunde.

Cameron und Noah sind vor uns und mal wieder wild am herumturteln. Vor ihnen laufen Dave, Max und Ken. Jeder der drei versucht entweder Sandy oder mir aus dem Weg zu gehen, also dient das Pärchen quasi als Puffer...

Warum Dave mich meidet ist ja irgendwie klar. Ich habe eigentlich erwartet, er würde nach gestern Nacht nochmal auf mich zukommen, aber er schien dafür heute viel zu mies gelaunt zu sein und von meiner Seite aus gibt es schlichtweg nichts zu sagen. Wir waren besoffen, da kann sowas schon mal passieren. Das hatte nichts zu bedeuten.

Max geht Sandy nicht wirklich aus dem Weg, aber Sandy tut es bei Max. Sie beschwert sich ausführlich bei mir darüber, was ihm eigentlich einfällt, ihr Komplimente zu machen und begründet es dermaßen absurd, dass mein Hirn einfach die Hörfähigkeit abschaltet.

Man, können Frauen viel reden. Vor allem, warum labert sie mich damit zu? Sehe ich aus wie ein verdammter Kummerkasten? Wenn ich wenigstens Geld oder einen Blowjob dafür bekommen würde, aber da sieht es wohl eher schlecht aus. Und mal ganz abgesehen davon ist diese kleine Hexe eh nicht mein Typ. Nein, denn ich habe gewisse Ansprüche.

Ken geht mir aus dem Weg, weil er eine wütende Zicke ist. Hundert prozentig hat er mich damals angelogen und ist sehr wohl in mich verliebt. Das fällt mir als einziger Grund ein, warum er so darauf reagieren sollte, dass ich ihm das Angebot gemacht habe, mit mir zu schlafen und seitdem so kalt zu mir ist.

Aber, was für eine Schlampe er ist, beweist er alleine dadurch, wie er immer wieder an Daves Haaren herumspielt, oder ihm an den Oberarm fasst.

Wie oft willst du ihn denn noch fragen, wie er trainiert? Meine Fresse, kann ihm nicht einfach irgendeiner das Maul stopfen? Am besten mit einem Schwanz, oder gleich dreien, dann ist er eine Weile beschäftigt.

„Hörst du mir überhaupt zu?" Erst Sandys Schlag verleitet mich dazu, ihr wieder meine Aufmerksamkeit zu schenken.

Ich bemühe mich, nicht genervt die Augen zu verdrehen. „Du erzählst doch eh immer nur das gleiche. Max hier, Max da. Warum sollte ich dir zuhören, wenn du mir nicht zuhörst, sobald ich dir sage, dass du ihn noch liebst und es ihm einfach sagen solltest? Gleiches Recht für alle"

„Bla bla bla", zickt Sandy. „Scheiß Jura Student. Du kannst dir dein Recht in den Arsch schieben. Da stehst du doch neuerdings drauf"

Verwirrt sehe ich sie an. Sie hat zwar recht, aber woher will sie das wissen?

Sie schnaubt, kramt ihr Handy raus und zeigt mir einen Post auf Facebook.

Mein Mund klappt auf, als ich mich selbst in Spencer's Bett erkenne, auf dem Bauch liegend, schlafend, nackt.

Dieser Arsch hat mich dabei fotografiert und dazu geschrieben: „Was für eine süße Praline *.* und wie du auf meine Füllung abgegangen bist *.*"

„Das ist nicht sein scheiß Ernst", knurre ich wütend, gebe Sandy ihr Handy zurück und nehme meins raus, um diesen Hurensohn anzurufen.

Er denkt wahrscheinlich, ich will einen Termin zum Ficken vereinbaren, denn er nimmt sofort fröhlich ab, aber das vergeht ihm ganz schnell, als ich ihn anschreie.

„Süße Praline?! Willst du mich verarschen?!"

„Was ist denn? Ich dachte du bist cool damit" Er klingt leicht genervt, aber auch schmollend, was mich nur noch wütender macht.

„Alter, du hast ein Nacktbild von mir ins Netz gestellt! Wie dumm bist du eigentlich? Wie will ein Proll wie du seinen Master schaffen, mh? Nimm dieses Bild runter, Spencer und wenn ich es irgendwo wieder entdecke, dann schwöre ich dir, dich so zu verklagen, dass dir Hören und Sehen vergeht, haben wir uns verstanden?!"

„Aber, Baby.."

„Und nenn mich nicht Baby, wie oft muss ich dir das noch sagen? Sei froh, dass ich gerade nicht da bin, denn wenn du mir in der nächsten Zeit unterkommst, prügle ich dir deine dumme Fresse ein, für die Scheiße, die du da abgezogen hast!"

„Na gut, ich nehme es runter", schmollt er. „Aber sei nicht sauer"

Ich schnaube. „Und lösch es, so als hätte es nie existiert."

„Aber Das ist unfair, du kannst mir nicht meine Wichsvorlage verbieten!"

„Ich will aber nicht deine Wichsvorlage sein! Was für ein Jurastudent bist du eigentlich? Du hast so ein Glück, dass ich 21 bin, sonst würde ich dir wegen Kinder Pornographie die Scheiße aus dem Darm klagen, Freundchen. So haben wir Datenschutz, Recht am eigenen Bild..."

„Aber da steht doch nirgends dein Name, also fällt Datenschutz weg..."

Wie kann man nur so dumm sein wie der?

„Auf der Uni erkennt mich jeder, das reicht und ich will gar nicht wissen, was für perverse Säcke sich das Bild kopiert haben und jetzt irgendwo hochladen... Ich habe jetzt keinen Bock mehr mit dir zu diskutieren, Spencer, du nimmst das Bild runter und löschst es, sonst hast du ein Problem mit mir"

Bevor er wieder was sagen kann, um sich sinnlos zu verteidigen, lege ich auf und bemerke erst dann, dass meine Gruppe stehen geblieben ist und mich alle anstarren.

„Was war das denn jetzt?" Cam sieht mich besorgt an.

Noch immer sehr wütend schnaube ich. „So ein Spast, mit dem ich gefickt hab, hat sich eingebildet, danach heimlich ein Nacktbild von mir machen zu können und das hochzuladen. Naja, genau genommen hat er das auch getan, mit dem dümmsten Spruch, den man sich nur vorstellen kann. Jedenfalls ab ich ihn gerade zur Schnecke gemacht und ein bisschen seine Existenz bedroht"

„Wieso?" Ken schaut mich verwirrt an. „An deiner Uni kennt doch eh schon jeder deinen Arsch, also wieso nicht gleich die ganze Welt? Du bist doch jetzt so ein cooler Playboy oder etwa nicht?" Provozierend sieht er mich an.

Ich mache einen Schritt auf ihn zu, aber Cameron stellt sich vor mich und hält mich fest. „Du beruhigst dich jetzt erstmal. Ken kann nichts dafür, was der Typ gemacht hat..."

„Aber er kann was für sein dummes Mundwerk!" Ich will weiter zu ihm, aber Cam stemmt sich gegen mich.

„Jetzt hör doch endlich mal auf, dich wie ein Arschloch zu benehmen! So kenne ich dich gar nicht!"

Unnötig brutal schubse ich ihn von mir weg, so dass Noah ihn auffangen muss, damit er nicht hinfällt. „Na und? Dann kennst du mich halt nicht! Vielleicht hast du mich auch nie gekannt! Vielleicht wart ihr alle immer nur zu sehr mit euch selbst beschäftigt und euren dummen Problemen! Wer hat eigentlich einmal mir zugehört und mich ausheulen lassen, mh?"

Stille.

„Ja, richtig! Niemand! Ihr behauptet, meine besten Freunde zu sein, aber habt ihr überhaupt eine Ahnung, wer ich bin? Interessiert es euch überhaupt?!"

Ich werfe die Hände in die Luft, will warten, bis ihnen die drückende Stille ihre Antwort gibt, aber spüre, wie meine Sicht verschwimmt und weiß, ich muss gehen, bevor sie hinter meine Fassade blicken.


Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)Where stories live. Discover now