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Alec:

Okay, jetzt drehte ich völlig ab.

Ken hatte die Nacht bei mir verbracht, doch war dann am Morgen wieder gegangen, bevor meine Eltern überhaupt mitbekommen hatten, dass er da gewesen war.

Den Tag verbrachte ich wie den davor, aber die Nacht hielt ich es nicht aus, alleine zu sein.

Und was tat ich deshalb? Genau, ich schleppte meine Matratze in Amys Zimmer und schief dort neben ihr auf dem Boden.

Was sollte ich denn sonst machen? Mich zu meinen Eltern ins Bett kuscheln? Niemals.

Als ich erstmal zur Ruhe kam und hier so auf den Boden herumlag, ging es mir dann tatsächlich etwas besser. Vor allem, als ich an die Decke sah und die Sterne erkannte, die wir hier aufgeklebt hatten.

Sie erinnerten mich an Daves Zimmer im Strandhaus, in dem auch Sterne an der Decke klebten. War das einfach nur Zufall oder vielleicht doch ein Wink des Schicksals?

Sollte ich mich mit ihm treffen?

Ich vermisste ihn.

Das Gefühl, wenn ich bei ihm war.

Die Art, wie er mich ansah und mit mir umging, als sei ich das wertvollste auf der Welt.

Ich wollte bei ihm sein.

In den letzten Tagen hatte ich wirklich viel zu viel geweint, aber trotzdem schlichen sich kleine salzige Verräter über meine Wangen.

Ich konnte nicht mal sagen wieso. Wegen der Sache mit Dean, weil mir bewusst wurde, wie lächerlich ich war oder weil Dave mir so fehlte.

Was ich dabei nicht bedachte, war das Babyfon, das meine Eltern hier drinnen installiert hatten und dafür sorgte, dass sie durch die Nachtkamera mitbekamen, dass ich hier war. Es dauerte daher nicht lange, bis ich plötzlich zwischen meinen Eltern auf der Matratze lag und wir ziemlich eingequetscht wurden.

„Wieso redest du nicht einfach mit ihm?", fragte Mum mich leise seufzend.

Klar wusste ich, was wohl alle wussten. Mit Dave an meiner Seite ginge es mir nicht halb so schlecht.

Aber so?

Er fehlte mir so sehr. Aber ich konnte ihm einfach nicht unter die Augen treten, nicht so.

„Wir werden streiten, wenn wir uns sehen.", murmelte ich traurig.

„Habt ihr euch schon mal gestritten?"

Ich nickte. „Als er letztens gegangen ist..."

„Oh Liebling", seufzte Mum. „Das ist kein Streit gewesen, sonst hätte er dir ja schon nicht gesagt, dass er dich liebt. Er war einfach nur gestresst und angespannt..."

„Aber es ist ihm total egal, dass wir uns seit Tagen nicht mehr gesprochen haben. Er ist wahrscheinlich froh, dass er mich endlich los ist..."

„Wenn dem so ist, ist er deine Liebe gar nicht wert", meinte Dad leicht abfällig, aber dann seufzte er ergeben. „Leider glaube ich aber, diese Person empfindet wirklich etwas für dich, etwas Starkes, sonst hätte er sich nie mit mir angelegt, das wissen wir beide. Es ist okay, wenn du etwas Zeit für dich brauchst, Alexej, aber dann sag ihm das und teile ihm mit, dass das nicht an ihm liegt. So wie das jetzt gerade aussieht, denkt er, du meidest ihn, aus unerklärlichen Gründen. Wahrscheinlich geht es ihm gerade genau wie dir und er zweifelt an allem möglichen... Versichere ihm, dass es nichts mit eurer Beziehung zu tun hat, schreibe ihm zumindest irgendwas. Oder mach Schluss. Aber diese Unsicherheit tut dir nicht gut und für ihn ist es das letzte, was er gebrauchen kann..."

„ich will aber nicht Schluss machen... ich liebe ihn doch" Verzweifelt schaute ich Dad an.

Er nickte. „ich weiß. Mir hast du das schon öfter gesagt. Aber ihm auch?"

Leicht beschämt wich ich den Blicken meiner Eltern aus und schüttelte den Kopf. „Naja, ich hab's ihm geschrieben..."

„Über WhatsApp?" Mein Dad klang so, als verlor er gerade die Hoffnung in die Menschheit und als ich dann auch noch zustimmte, gab er wohl auf.

„Hättest du's wenigstens in einem romantischen Liebesgedicht gemacht"

„Naja... ich hab was Ähnliches gemacht... ich habe ein Bild gemalt, schon vor ein paar Tagen, das ich ihm schenken wollte, aber dann fand ich es irgendwie peinlich..."

„Was von Herzen kommt, ist niemals peinlich, Liebling", wandte sich Mum wieder ein. „Er wird sich freuen. Und jetzt will ich schlafen, also psst" Sie kuschelte sich an meinen Arm und beendete somit alle Gespräche.

Dad deckte sich mit meiner Decke zu, drehte sich dann, sodass er mit dem Rücken zu Mum und mir lag und uns die Decke wegnahm - mal wieder- und auch wer schlummerte ziemlich schnell ein.

Ich blieb noch wach, dachte nach, aber weinte nicht mehr.

Ich hatte eine tolle Familie, Menschen, die mich liebten und notfalls immer für mich da waren.

Wo war da der Grund zu weinen?


Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora