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Alec:

Ich war selbst Stunden später noch mit meinen Gedanken daran beschäftigt, was ich mir heute im Wohnzimmer hatte ansehen müssen.

Dadurch war mir gar nicht so bewusst, wie es das vielleicht sein sollte, wie ruhig Dave nach wie vor war.

Nach 4 Stunden machte ich eine Pause, weil ich aufs Klo musste. Auf meine Frage hin, ob ich Dave was aus der Tankstelle mitbringen sollte, hatte er nur schwach mit den Schultern gezuckt. Ich war mir nicht mal sicher, ob er die Frage verstanden hatte.

Ja, ich machte mir Sorgen. Wer, der Dave kannte, würde das nicht?

Ich erledigte mein Geschäft auf der Toilette, holte in der Tankstelle was zu trinken und ein paar Süßigkeiten, ehe ich wieder zum Auto ging. 

Als ich einstieg, saß Dave noch unverändert da.

„Hei, sieh mal!" Ich hielt ihm meine Ware hin. 

Er musterte das ganze Zeug, nickte dann und fiel zurück in seine vorige Pose.

Was sollte ich denn jetzt machen? 

Ich seufzte einfach nur, verstaute den Kram zwischen uns und fuhr weiter.

Je weiter meine Gedanken sich darum drehten, was mit Dave los war und wie ich ihm helfen konnte, desto weiter wurden sie von den Erinnerungen an den Sex meiner Eltern befreit. Also hatte es wenigstens etwas Gutes...

Nach weiteren Stunden war mir diese Stille dann zu viel. Dave und ich redeten immer, egal wie sinnlos unsere Gespräche waren und wenn wir nicht redeten, dann war die Stille zwischen uns sehr angenehm. Nicht so wie jetzt. 

Ich musste das ändern, bevor ich hier noch den Verstand verlor.

„Du bist heute so still" Ich warf ihm einen prüfenden Blick zu, versuchte ihn somit zu einem Gespräch zu verleiten.

„Ich denke nach", murmelte er, doch wandte endlich den Blick vom Armaturenbrett ab, um aus dem Seitenfenster zu sehen. 

Naja, zumindest etwas...

Ich war mir nicht sicher, ob ich durfte, aber ich fragte nach: „Worüber?"

Immerhin hatten wir bisher die tiefgründigsten Gedanken geteilt, wieso hörte er also jetzt damit auf?

Das erklärte sich, als Dave den Kopf leicht den Kopf schüttelte und seufzte. „Weiß nicht"

Er wirkte resigniert dabei, so als stellte er durch diese Tatsache etwas fest, aber auch das teilte er nicht mit mir.

Ich hasste mich selbst dafür, aber die einzige Erklärung, die mir gerade einfiel war eine, an die ich niemals hätte denken können, wenn ich ihm wirklich bedingungslos vertraute.

„Es ist ziemlich kalt, meinst du nicht?" Ihm kam es vielleicht wie ein Themawechsel vor. In Wahrheit bezweckte ich damit etwas.

Nein, es war nicht kalt, aber trotzdem drehte ich die Heizung hoch.

„Ist das okay?"

Er nickte auf meinen fragenden Blick hin.

„Kannst ja deinen Pulli ausziehen, wenn's dir zu warm wird", schlug ich vor.

Ich dachte nach. Was, wenn sich jetzt bestätigte, was ich befürchtete?

Wie sollte ich reagieren?

 Ihn anschreien, ihm Vorwürfe machen, weinen, verständnisvoll sein?

Und was, wenn ich unrecht hatte? Würde ich mir das verzeihen können? 

Was sagte das hier alles bitteschön über unsre Beziehung zueinander aus? 

Das Herz Der Dunkelheit (Manxman)Where stories live. Discover now