Chiyu // Changlix {Bloodline Trilogie}

I10I

Gedächtnis
Jahr 2017, November - Korea

Seine Fährte endet hier.

Changbin Pov:

Er wird doch nicht..

Verunsichert gehe ich langsam an dem Ufer vorbei und lasse meinen Blick dabei suchend umher wandern. Er kann doch nicht einfach so verschwinden.

Aber nach ihm rufen kann ich auch nicht. Es ist nicht gut, wenn ich die Aufmerksamkeit von anderen auf mich ziehe. Es würde Felix nur zusätzlich in Gefahr bringen.

Doch auf einmal taucht eine in dem
Gestrüpp gut versteckte Bootshütte vor mich auf, woraufhin mir fast zeitgleich ein Stein vom Herzen fällt.

„Was machst du da oben?" Ohne große Mühe klettere ich zu dem vor Nässe tropfenden Jungen hinauf, welcher mich nun ziemlich überrascht ansieht. Mit mir hat er wohl nicht gerechnet.

„Wie-" „Ich habe dein Blut getrunken, schon vergessen? Außerdem habe ich eine ziemlich gute Nase." unterbreche ich den jüngeren und setze mich dabei zu ihm an die Dachkante, während ich schmunzelnd meine Nasenspitze antippe.

„Aber das Wasser." erwidert er verunsichert und lässt seinen Blick zurück auf den See wandern. Dumm ist er nicht, dass muss ich ihm lassen, aber ich bin wohl auch schlauer als er dachte.

„Nur weil ich ein Vampir bin, heißt das nicht, dass ich blind bin. Ich habe auf menschliche art und weise weiter nach dir gesucht und dich auch so gefunden." erwidere ich und streife mir meine Jacke von den Armen. „Zieh dich aus."

„Was?" fragt er geschockt nach und sieht mich dabei mit großen Augen irritiert an.

„Du bist nass." erwidere ich und deute auf seine völlig durchnässte Kleidung. Ich weiß zwar nicht viel über Menschen, aber das ist garantiert nicht gesund.

„Darum ziehe ich mich doch jetzt nicht vor dir aus." murrt er leise und sieht dabei beschämt zur Seite. Was ist das Problem daran?

„Du bekommst meine Jacke, Idiot." Haben Menschen so ein Problem damit nackt zu sein? So schlimm ist das doch gar nicht.

„Aber dann guck weg." erwidert er mürrisch, weshalb ich kurz die Augen verdrehe. Man kann sich auch echt anstellen.

„Na gut." erwidere ich seufzend und drehe mich dabei etwas von ihm weg. Seinen nackten Oberkörper würde ich schon gerne einmal sehen, aber was nicht ist, dass kann ja noch werden.

Halt stop. Ich sollte mich nicht zu sehr von seinem Blut beeinflussen lassen, auch wenn eine heiße Nacht.. Nein.

Super wie komme ich jetzt auf diese Gedanken? Ich bin für seinen Schutz verantwortlich, da ist sowas komplett unangebracht. Felix würde sich sowieso nicht auf mich einlassen. Er ist immer noch ein Mensch.

„Fertig." Ohne zu auch nur zu zögern, drehe ich mich schnell wieder zu ihm um, in der Hoffnung, dass die Gedanken einfach wieder verschwinden.

„Warum bist du eigentlich hier?" frage ich nach einen komischen Moment der Stille nach, weshalb er langsam auf seine Hände hinunter sieht.

„Ich erinnere mich an fast nichts mehr aus meiner Kindheit, aber ich weiß noch, dass meine Mutter häufig mit mir ans Wasser gegangen ist. Zumindest glaube ich das." erwidert er leise, wobei sich sein Gesichtsausdruck weiter trübt.

„Was meinst du damit, dass du dich an nichts mehr erinnerst." frage ich vorsichtig weiter nach und beobachte den anderen dabei unauffällig von der Seite.

„Da ist nichts mehr. Ich weiß noch, dass meine Familie angegriffen wurde als ich klein war und die Jahre danach fehlen vollkommen. Meine aktuellen Erinnerungen reichen mal gerade zwei Jahre zurück." Ich merke wie es ihm schwer fällt darüber zu reden, besonders weil ich weiß, was ihm wahrscheinlich in der Zeit angetan wurde.

„Ich kann mir vorstellen wie das für dich sein muss." erwidere ich mit ruhiger Stimme, woraufhin er mit Tränen in den Augen zu mir aufsieht.

„Du weißt nicht im geringsten wie das ist. Ich hasse es. Ich wollte das alles nie. Ich will ein ganz normales Leben haben!" erwidert er etwas lauter, woraufhin die Tränen in seinen Augen das Weite suchen.

Ich finde es immer wieder beeindruckend, dass Menschen ihre Gefühle so stark zum Ausdruck bringen können. Wir hingegen können die Sachen meistens nicht einmal zuordnen.

„Solange du an diesem Wunsch festhältst, wird es nicht besser werden. Akzeptier was du bist."

Fortsetzung folgt...