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Schmerzhafte Erinnerungen
Jahr 2018, Februar - Korea

„Es ist alles gut. Ich bin da." Ohne weiter zu zögern, ziehe ich den zitternden Körper in meine Arme und streiche dabei behutsam über seinen Rücken. „Dir passiert nichts."

Changbin Pov:

„Geht es wieder?" frage ich den Jüngeren zögerlich, als dieser in meinen Armen allmählich ruhiger wird. Ich frage mich, was da gerade mit ihm los war. Ich habe ihn noch nie so voller Panik ausrasten sehen.

„Was ist mit mir passiert..?" Leise wimmernd drück er sein Gesicht an meine Brust heran und klammert sich dabei Hilfesuchend an meinem Pullover fest. Ich wünschte ich wüsste, was da gerade passiert ist.

„Warum haben sie mir das angetan..?" Etwas verwundert sehe ich auf den Haarschopf hinunter, von welchem zugleich ein lautes Schluchzen ausgeht. Wovon redet er da?

„Was meinst du?" frage ich verwirrt nach und streiche ihm dabei unbeholfen durch die Haare. Das macht man doch so oder? Minho macht das auch ständig bei Jisung, wenn er sich aufregt.

„Ich habe sie gesehen, die Nadeln.. in meinem Hals.. an meinen Armen.. überall." Zitternd kauert Felix sich weiter vor mir zusammen, wobei ich ihn hingegen nur schweigend ansehe. Jetzt weiß ich wovon er da redet. Er hat sich sicher an etwas von früher erinnert.

„Jetzt ist alles gut. Hier kann dir nichts mehr passieren." Es kommt mir irgendwie nicht richtig vor ihm das zu sagen. Es war meine Familie, die ihm das angetan hat. Meine Blutlinie. „Es tut mir leid, dass du das erleben musstest.."

„Es tat so schrecklich weh.." Wimmernd versucht Felix mich weiter an sich heranzuziehen, wobei ich nichts weiter tun kann, als ihn in meinen Armen zu halten. Ich kann ihm dieses Leid, die Erinnerungen nicht nehmen. Mir bleibt nichts anderes übrig, als für ihn da zu sein. Das ist es doch, was Freunde füreinander machen oder?

„Versuch an etwas anderes zu denken." erwidere ich leise und lege mich langsam mit Felix in den Armen hin. Er muss sich beruhigen. Sein Körper schüttet im Moment durch die Wunde zu viele Lockstoffe aus. Vampire können seine Angst quasi riechen. Und es reicht schon, wenn Jisung das mitbekommt.

„Das sagst du so leicht." jammert er und vergräbt wieder sein Gesicht an mir. Ich weiß ganz genau, dass das nicht so einfach ist, aber es ist auch nicht gut, wenn er sich noch weiter da hinein steigert.

„Als ich damals von Zuhause abgehauen bin, war das ein befreiendes, aber auch zugleich beängstigendes Gefühl. Ich wusste zwar, dass ich sowas wie eine Art Rudel hatte, aber ich hatte nie wirklich das Gefühl dazuzugehören. Irgendwie wollte ich das auch nie. Ich wollte meine eigenen Entscheidungen treffen, nicht mehr das tun müssen, was mir gesagt wird." rede ich auf Felix ein, in der Hoffnung ihn von seinen Erinnerungen abzulenken.

„Es ist grausam, was meine Familie tut, aber wenn man damit aufwächst, verliert man irgendwann das Gefühl dafür. Man sperrt seine Emotionen weg, bis sie ganz verschwinden. Ich dachte all die Jahre über, dass es für mich schon zu spät gewesen ist. Aber dann bist du zu uns gekommen. Du warst interessant und irgendwie nicht so wie die anderen. Und endlich hatte ich das Gefühl eine Aufgabe zu haben, dich zu beschützen. Egal was auch passieren wird, ich werde auf dich aufpassen. Sieh es als Dankeschön dafür, dass du mir den richtigen Weg gezeigt hast."

Chan Pov:

Unruhig laufe ich vor der Zimmertür von Changbin auf und ab, wobei ich immer wieder an ihrem Schloss schnuppere. Irgendwas ist da drin passiert, dass kann ich riechen. Aber ich weiß nicht, ob ich hinein gehen sollte oder nicht. Was wenn ich sie bei irgendetwas störe?

Andererseits hat Changbin mir vorher extra heimlich den Schlüssel für die Tür gegeben, falls doch etwas sein sollte. Und diese Duftwolke von Felix ist doch eigentlich ein eindeutiges Zeichen oder? Aber vielleicht hat er auch einfach nur zu sehr Angst vor der Spritze.

Wie ich es auch drehe und wende, ich komme einfach zu keinem Entschluss. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, ich sollte hinein gehen und darauf sollte ich doch eigentlich hören.

Kurz entschlossen stecke ich den Schlüssel in das Schloss und drehe ihn so leise es geht um. Wenn ich nur einen kurzen Blick hineinwerfe, dann bemerken sie mich vielleicht gar nicht. Und wenn alles in Ordnung ist, verschwinde ich auch genau schnell wieder.

Doch als ich die Tür einen Spalt öffne, schleicht sich mir ein breites Grinsen auf die Lippen. Es ist definitiv nicht das, was ich erwartet hätte. Es ist tausend mal süßer. Auf mich wirkt es zwar so, als hätte Felix Angst bekommen, aber jetzt liegt er völlig entspannt in Changbin's Armen und schläft. Und auch Changbin döst etwas vor sich hin. Sie bemerken mich überhaupt nicht.

Wer hätte gedacht, dass sich Changbin einmal so an einen Menschen binden würde, der dazu auch noch ein Chiyu ist.

Fortsetzung folgt...

***
Seine Familie würde das sicher nicht gut finden höhö

Chiyu // Changlix {Bloodline Trilogie}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt