6. Kapitel

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Hey! Ich wollte mich bedanken, bei allen die meine Geschichte lesen. Würde mich über einen netten Kommentar freuen. :)

Viel Spaß beim Lesen!

Nate

Im Nachhinein gesehen hätte ich das Ganze besser angehen können. Allein das Gespräch von vorhin, über die laute Musik, war nicht so prächtig gelaufen. Und eigentlich soll man ja aus seinen Fehlern lernen.

Ohne viel nachzudenken stehe ich auf, kaue auf der letzten Pommes rum und steuere auf Sydney zu. Sie sieht mich an, als ich mich auf den Platz ihr gegenüber setze.

„Wenn du jetzt fragen willst, wieso ich so schnell esse, antworte ich gleich. Ich habe Hunger", sagt sie und schenkt mir ein schwaches Lachen. Ich lache und sie blickt mich ungläubig an, so als hätte ich in Unterhose einen peinlichen Tanz vorgetanzt.

„Damit hast du tatsächlich meine Frage schon beantwortet. Aber ich habe noch eine zweite. Würdest du vielleicht am Samstag mit mir zu einer Party gehen?", frage ich und beobachte gespannt ihre Reaktion. Irgendwie hatte ich mir vorgestellt, sie würde lächeln und ja sagen. Oder nur lächeln. Oder wenigstens nett sein.

„Wieso?", fragt sie und blickt mich misstrauisch an.

„Ähm ...", sage ich und suche einer guten Antwort.

„Nein", sagt sie einfach und isst einfach weiter. Ich blicke sie fragend an.

„Und wieso?", frage ich jetzt. Sydney seufzt und blickt mich durchdringend an.

„Erstens weiß ich nicht einmal wie du heißt und zweitens kennen wir uns doch gar nicht. Du könntest ein Arschloch sein, dass mich nur rumkriegen will und darauf habe ich gerade keine Lust. Also ... tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen, aber ich bin nicht interessiert", erklärt sie seelenruhig und will anscheinend aufstehen und gehen.

„Ich heiße Nate", sage ich und komme mir dumm vor, ihr nicht vorher meinen Namen gesagt zu haben.

„Dann noch ein schönes Leben Nate, aber ich muss zu meinem Unterricht", sagt sie, schenkt mir noch ein flüchtiges Lächeln und verschwindet. Die Kleine kann sich echt gut rausreden, denke ich, während ich grübelnd zu meinem Platz zurückgehe.

Meine Kumpels lachen mich aus. Irgendwie habe ich es auch verdient, Sydney Bloom lässt niemand an sich ran, nicht einmal mich.

„Wieso bist du eigentlich interessiert an ihr, du kennst sie doch gar nicht", sagt Hunter und blickt mich zweifelnd an. Ja, ich kenne sie kaum, aber gerade das macht sie interessant. Würde ich auf irgendein Mädchen in diesem Raum zeigen, würde die mir ihre ganze Lebensgeschichte erzählen und sich gerne auf eine Party einladen lassen. Sydney nicht.

„Sie hat irgendwas", erwidere ich und Hunter zieht eine Augenbraue hoch. Er versteht das nicht.

„Ich glaube, dass sie was besonderes ist."

„Was besonderes? Woher willst du das wissen, du weiß ja nicht einmal, ob sie arm oder reich ist. Ob sie Geschwister hat. Oder sonst irgendein Detail aus ihren Leben. Wie willst du dann wissen, ob sie besonders ist?"

„Es ist einfach ein Gefühl", murmle ich und komme mir wieder bescheuert vor. Heute ist definitiv nicht mein Tag.

Der Rest des Tages verläuft einigermaßen ruhig, Sydney tut so, als kenne sie mich nicht. Was sie ja auch nicht tut.

Am Nachmittag, nachdem die Schule aus ist, fahre ich zum Krankenhaus um meine Mutter zu besuchen. Um es kurz zu sagen: Sie hat Krebs. Die Ärzte geben ihr noch einen, vielleicht zwei, Monate. Ich verdränge den Gedanken, dass sie bald nicht mehr da sein wird. Denn würde ich genauer darüber nachdenken, würde ich ... Ich stoppe mich. Sie wird das schaffen, irgendwie.

„Ich möchte zu Skylar Black", sage ich zu einer der Krankenschwestern an dem Empfangstresen.

„Ja, sie schläft gerade, aber Sie können gerne rein", sagt sie und lächelt mir aufmunternd zu. Den Weg zu ihrem Zimmer kenne ich schon, immerhin besuche ich sie fast jeden Tag.

Das Zimmer ist ganz in weiß gehalten. Die Vorhänge, der Boden, die Wände, das Bett, die Bettwäsche, einfach alles. Meine Mutter liegt in dem weißen Bett, ihr Gesicht ist blass und eingefallen. Ich setze mich auf einen Hocker neben dem Bett und streiche über ihre Hand. Sie ist ganz kalt.

„Hey Mom", sage ich leise, um sich nicht zu wecken. Ihre Augen sind geschlossen und die selbst gestrickte Mütze auf ihrem Kopf, verdeckt die Glatze.

Ihre Augenlider zittern und sie blickt mich mit einem kleinen Lächeln an. Ihre Augenfarbe war früher einmal ein tiefes Blau, aber jetzt wirken ihre Augen stumpf, erloschen.

„Hey, mein Schatz", flüstert sie leise und blickt mich stolz an. Ich bin das einzige, was sie noch hat.

„Wie geht es dir?", frage ich und streiche vorsichtig über ihre Hand.

„Gut", sagt sie, aber ich weiß, dass sie Schmerzen hat. Und es tut mir weh, sie so zu sehen.

Den Rest des Nachmittags verbringe ich damit, ihr von meinem Schultag zu erzählen. Auch wenn ihre Augen zufallen, weiß ich, dass sie mir zuhört. Ich erzähle ihr alles, von Sydney, der Party und das ich eine gute Note geschrieben habe. Es freut sie immer zu hören, dass ich gute Noten schreibe.

„Diese Sydney klingt nett", sagt meine Mutter und sie muss ein paar Mal den Satz neu anfangen, weil ihre Stimme abbricht.

„Das ist sie. Du solltest schlafen, ich komm morgen wieder", sage ich und gebe ihr ein Kuss auf die Stirn. Meine Mutter nickt schwach und ist im nächsten Augenblick eingeschlafen. Leise drehe ich mich um und verschwinde aus dem Zimmer.

Auf der Rückfahrt blicke ich gedankenverloren auf die Straße. Bis mir etwas, genauer gesagt jemand, auffällt. Erschrocken reiße ich die Augen auf, dass kann doch nicht ernsthaft sie sein. Doch nachdem ich langsamer geworden bin, erkenne ich sie genau.

Sydney, in einem süßen Sommerkleid, auf Inleinskater und den vertrauten Kopfhörern. Ihre Haare fliegen im Wind und sie ist sogar geschminkt. Sie sieht aus wie ein anderer Mensch, in der Schule in zu weiten Klamotten und nie geschminkt. Ihr Kopf wippt im Takt und mit ihren Händen tut sie so, als würde sie Schlagzeug spielen.

„Hey, Sydney", rufe ich laut und winke ihr zu. Zuerst denke ich, dass sie mich wegen der lauten Musik nicht hören kann, aber sie blickt mich an und ihr Blick verdunkelt sich. Na das kann ja lustig werden.

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