40. Kapitel

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Nate

Nach einigen Stunden kriegen wir die ersten Nachricht. Sie lebt. Mehr sagen uns die Ärzte nicht. Und nach der ersten Freude, wird mir klar, dass das kaum etwas bedeutet. Sie könnte im Koma liegen oder einen Anfall bekommen ... Ich kneife die Augen zusammen. Ich will gar nicht so genau darüber nachdenken. Und so sitzen wir hier und warten auf eine Nachricht, die uns Gewissheit gibt.

Diese Unwissenheit macht mich ganz verrückt und ich weiß, dass es den anderen auch so geht. Paris ist nicht einmal aufgekreuzt, aber ich rege mich nicht einmal darüber auf.

Als es sieben Uhr ist, taucht Hailey ab. „Entschuldigt, ich habe die Nachricht jetzt erst bekommen, mein Handy war aus. Was ist passiert?" Sie sieht ziemlich fertig aus und ich bin froh, dass Sydney sie als Freundin hat. Sie muss wissen, dass sie uns allen viel bedeutet und das sie kämpfen muss. Für uns alle.

Ich antworte nicht, sondern lasse mich auf einen der Stühle fallen. London erzählt ihr, was passiert ist und ich muss gegen das Angstgefühl ankämpfen. Sydney wird das schaffen. Sie muss einfach. Ohne sie ... ich will gar nicht daran denken.

„Nate", flüstert Hailey neben mir. Ich blicke auf. Tränen füllen ihren Augen und sie sieht mich traurig an. Dann nimmt sie mich in die Arme und ich merke, wie sehr ich eine Umarmung brauche.

„Sie wird das schaffen, sie liebt dich", flüstert sie mir zu und ich nicke.

Sie löst sich von mir und lächelt mir schwach zu. „Das wird schon werden. Sydney ist stark." Ich nicke wieder. Meiner Stimme traue ich nicht. Wenn ich den Mund aufmache, würde ich vielleicht heraus schreien, was für eine verdammte Angst ich um Sydney habe.


Hailey

Müde schlendere ich zum Kaffeeautomat. Der Druck auf meiner Brust will nicht weichen. Meine beste Freundin liegt in einem der Betten und kämpft mir ihren Leben und ich? Ich kann nichts machen. Nate zu sehen bricht mir das Herz. Ich glaube, ich hätte es nicht länger in diesem stillen Wartezimmer ausgehalten, ohne mich in einen Wasserfall zu verwandeln. Sein Gesicht war so ängstlich und panisch. Sein Blick war ständig auf die Tür gerichtet, als würde gleich die erlösende Nachricht kommen, dass es ihr gut geht.

Diese Art von Liebe ... ich kann nicht verstehen, wieso man sich auf eine Person mit allem was man hat, einlassen soll. Ich meine, Sydney und Nate sind perfekt, aber für mich könnte ich mir das nicht vorstellen.

Ich drücke den Knopf an der Maschine und warte, bis irgendwas passiert, aber nichts passiert. Wütend drücke ich erneut den Knopf, das dumme Ding hat mein Geld einfach geschluckt.
„Ich glaube nicht, dass dir der Kaffeeautomat irgendwas angetan hat", höre ich Londons Stimme neben mir. Ich schüttle nur den Kopf und drücke erneut.

„Lass mich mal", sagt er und schiebt mich einfach zur Seite.
„Hey", protestiere ich, aber verstumme, als er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue mustert. „Na gut." Ich verdrehe die Augen und verschränke die Arme vor meiner Brust.

London drückt genau wie ich den Kopf, vielleicht etwas kräftiger, aber schon sehe ich, wie sich der Becher mit Kaffee füllt.

„Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu", murre ich und nehme den Kaffee in die Hand. London lacht leise und ich verdrehe wieder die Augen.
Ich blicke ihn an und mustere sein Gesicht genau. Er ist auch traurig, weiß es aber besser zu verstecken. Bei Nate kann man es förmlich spüren, aber London hält seine Gefühle gut versteckt. Ich merke es, weil ich selber gut darin bin, meine wahren Gefühle zu verstecken.

„Machst du dir große Sorgen?", frage ich vorsichtig und fühle mich ziemlich bescheuert bei der Frage. Natürlich macht er sich Sorgen.
„Ja, es war noch nie so schlimm. Aber ich bin mir sicher, dass sie es schaffen wird. Sie ist eine Kämpferin", sagt er und es klingt so, als wäre er überzeugt, dass sie es schafft. Irgendwie rührt mich sein Vertrauen an ihre Kraft. Ganz anders als mein Bruder. Sofort beiße ich mir in die Innenseite meiner Wange. Nein, nicht an ihn denken.

„Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist, sie hatte mir davon erzählt, aber ... ich hätte nicht gedacht das sie in Lebensgefahr schwebt."

London nickt und ich mustere ihn verstohlen. Er sieht gut aus, dass muss man ihm lassen. Aber meine dummen Gefühle sind tief in mir vergraben. Seine Muskeln zeichnen sich leicht unter seinem Shirt ab und seine Haare schreien förmlich danach, dass man durch sie fährt ... Gott. Ich muss echt damit aufhören. Seine grauen Augen mustern mich intensiv und ich blicke auf den Boden.
„Ich geh mal wieder zu Nate", murmle ich und schenke ihm ein schwaches Lächeln. Diese dämliche Schwärmerei muss aufhören.


Nate

Hailey kommt rein und setzt sich neben mich. Der Kaffeebecher in ihrer Hand dampft und sie trinkt kleine Schlücke.
„Hast du schon irgendwas gehört?", fragt sie mich. Ich schüttle nur den Kopf und sehe auf, als London das Wartezimmer betritt. Sein Blick schweift kurz zu Hailey, die mit ihrem Kaffee beschäftigt ist. Dann lässt er sich auf den Stuhl ihr gegenüber gleiten.

Sydneys und Londons Eltern sind vor ein paar Minuten aufgebrochen, um Sachen für Sydney zu besorgen. Ich merke, wie sie immer trauriger werden und Sydneys Vater meinte zu mir, dass er versucht seine Frau zu überreden, sich etwas hin zulegen und ich anrufen soll, wenn sich etwas ergibt.
In diesem Moment öffnet sich die Tür vom Wartezimmer und ein Arzt kommt mir besorgter Miene auf uns zu. „Sind sie die Angehörigen von Sydney Padelewig?"

***

Hey! Ich wollte mal fragen, was ihr von einem zweiten Teil halten würdet? Dort würde es um Hailey gehen. Ich hatte schon länger die Idee und wollte mal fragen, was ihr davon halten würdet.

Viel Spaß beim Lesen und Voten nicht vergessen :)

Liebe Grüße PinkFluffyFantacorn

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