37. Kapitel

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Sydney

„Schlaf mit mir." Ich versuche nicht rot zu werden, aber es gelingt mir nicht. Nate und ich sind schon so weit in unserer Beziehung und ich kann nicht mehr warten. Immerhin ist er fertig mit der Schule, er hat nicht mehr, was ihm hier hält. Ich liebe ihn, aber ich traue mich nicht, es zu sagen. Ich weiß auch nicht wieso.

Nate bedeutet mir ungeheuer viel und ich will, dass er weiß das er einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hat. Immer.

In den letzten vier Monaten ist mir immer klarer geworden, wie sehr ich ihn brauche. Und ich will ihm von meiner Krankheit erzählen und davon, dass ich vielleicht eine Chance habe, meine Lebenszeit zu verlängern. Ich war bestimmt schon zehn Mal kurz davor ihm davon zu erzählen, habe es aber immer nicht geschafft - habe mich einfach nicht überwinden könne.
Vor knapp einem Monat bekam ich die Nachricht, dass eine Spenderlunge eventuell in Aussicht steht. Als ich die Diagnose als Kind bekam, wurden mir alle Möglichkeiten gezeigt, wie man meiner Krankheit einschränken könnte. Die letzte Aussicht wäre eine Lungentransplantation, aber die Spenderliste ist lang und die Chancen gering. Deswegen habe ich die Möglichkeit nie wirklich in Erwägung gezogen. Aber als ich die Nachricht bekommen habe, hatte ich einen kurzen Schockmoment, aber dann habe ich begriffen was das beutet. Nate und ich haben vielleicht eine Zukunft. Und deswegen will ich es ihm unbedingt erzählen.
Zwar gibt es ein Risiko, dass die OP schief geht, aber trotzdem will ich es versuchen.
„Bist du dir sicher?", reißt mich Nate aus meine Gedanken.

Ich blicke ihn an und lächle. Sein hübsches Gesicht mustert mich zweifelnd. Aber ich will nicht das er zweifelt, er soll wissen, dass ich ihn liebe.
„Ja. Ich will das. Wirklich", sage ich und küsse Nate. Er erwidert den Kuss zögerlich. Sanft umfässt er meine Gesicht und blickt mir tief in die Augen.
„Sicher?", fragt er und ich nicke. „Ich war mir noch nie bei etwas sicherer."

+++

Mitten in der Nacht werde ich wach. Ein unangenehmes Kratzen macht sich in meinem Hals und Lunge breit und ich muss anfangen zu husten. Nein. Nicht jetzt.

Neben mir höre ich ein Gähnen und merke, wie Nate mich an sich zieht. „Hey, Süße. Versuch zu schlafen", murmelt er und drückt mir einen Kuss auf die Schläfe. Ich greife nach seinem T-Shirt und meiner Unterwäsche und ziehe mich an. Immerhin war ich eben nackt.
Da ist wieder das komische Gefühl in meiner Brust. Keuchend lehne ich mich über die Bettkante. Wieso dreht sich plötzlich alles?
Ich röchle und Panik wallt in mir aus. Was passiert hier? Hustend versucht ich die Ruhe zu bewahren.

„Sydney?", fragt Nate verschlafen und merkt, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich kann nicht antworten sondern reiße einfach nur die Augen auf. Nate springt auf, zieht sich schnell eine Hose an und kniet sich vor mich. Ich versuche aufzustehen, verliere aber das Gleichgewicht. Nate bewahrt mich davor hinzufallen.

„Sydney, oh mein Gott, was ist los? Syd", ruft er aufgeregt und blickt mich verzweifelt an. Ich huste und huste, kann kaum noch atmen.

„Was ist los, Süße?", fragt er und nimmt mich fest in den Arm. Er streicht zart über meine Arme und versucht, mich zu beruhigen. Aber ich kann mich nicht beruhigen, ich huste und huste.
„Was ist los mit dir?", fragt er und ich höre in seiner Stimme Angst. Meine Sicht verschwimmt. Langsam merke ich, wie ich das Bewusstsein verliere. Aber dieses Mal ist es schlimmer, alles tut weh.

„Krankenwagen", flüstere ich heiser, so leise, dass er es kaum hören kann. Aber er hört meine Bitte, springt auf, läuft zu seinem Handy und spricht hektisch in sein Telephon. Dann kommt er wieder zu mir hält mich fest und wärmt mich.

Und in diesem Moment denke ich, wenn ich so sterbe, dann wird alles gut werden. In seinen Armen, seine Stimme die mir beruhigende Worte ins Ohr flüstert und das Pochen seines Herzens, das ich genau spüren kann. Und ich schüttle mich, das Husten wird lauter und unkontrollierter. Zitternd greife ich nach seiner Hand. In diesem Moment habe ich keine Angst mehr, ich will einfach nur, dass meine Schmerzen aufhören.

„Ich liebe dich", flüstere ich leise, weil ich es sagen will.

„Bitte, mach mir keine Angst. Ich liebe dich auch Sydney. Was ist los?", fragt er panisch. Ich wünschte, ich könnte ihm die Angst nehmen. Aber meine Kräfte schwinden und als ich anfange zu zittern, wird mir heiß und kalt.
„Alles wird gut, Baby, alles wird gut", flüstert er mir zu, aber ich habe meine Augen geschlossen. Kann ihn nicht mehr hören, ihn nicht mehr spüren. Die Dunkelheit greift nach mir, aber meine Angst ist verflogen. Weil er mir gezeigt hat, wie man lebt.

Remember me Where stories live. Discover now