18. Kapitel

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Hoffe euch gefällt das Kapitel! ♡

Nate

Als es an der Tür klingelt bin ich ein kleines bisschen nervös. Ich öffne die Tür und blicke Sydney entgegen. Ich hatte erwartet, das sie sauer, müde oder genervt ist.

Aber stattdessen grinst sie mich an und kichert. Ich erwidere etwas verwirrt das Lächeln.

„Du dachtest, London und ich wären zusammen", japst sie und hält sie die Hand vor dem Mund, um ihr Lachen zu unterdrücken.

Mein Lächeln hingegen ist wie weggewischt, langsam werde ich sauer. Was ist bitteschön so lustig daran? Es ist immerhin eine berechtigte Frage.

„Wieso lacht ihr mich alle aus?", frage ich und kneife die Augen zusammen.

„Wir? Ich für meinen Teil lache nicht über dich, sondern über das was du sagst", sagt sie und fasst sich wieder. Ich begutachte sie genau, versuche zu erkennen, ob sie lügt, aber es sieht nicht danach aus. Ihre bronzefarbene Haare hat sie offen gelassen. Sie sind ein kleinen Tick heller, als Londons, fällt mir in diesem Moment auf. Ihre Augen haben ein faszinierendes Grün und ich glaube, mir würde nie langweilig werden, wenn ich ihr einfach nur stundenlang in diese wunderschönen Augen blicke ... Was ist denn mit mir los? Wann bin ich zu so einem Waschlappen geworden und denke darüber nach einem Mädchen stundenlang in die Augen zu starren?

Ihre Gesichtszüge sind zart, obwohl ich immer noch komisch finde, dass sie so blass ist. Heute hat sie eine normale Hose und einen großen Pullover an, leider nicht meinen. Auf dem Pullover steht ein Spruch, zumindest vermute ich das. Allerdings wurde er schon so oft gewaschen, dass ganze Buchstaben schon verschwunden sind. She b lieved he cou d so s e id.

Vielleicht hat Sydneys Familie nicht besonders reich, weswegen sie nur alte Klamotten trägt. Ein kleiner Hinweis, über Sydney Bloom? Ich hoffe es. Aber andererseits können ihre Eltern nicht besonders arm sein, wenn sie Sydney auf eine so teure Schule schicken. Oder sie hat ein Stipendium oder Finanzielle Hilfe von der Schule bekommen

„Und was ist so lustig an dem was ich gesagt habe?", frage ich und zwinge mich dazu, Sydney nicht weiter anzustarren. Sie neigt nachdenklich ihren Kopf.

„Erstens wäre es total eklig mit London etwas anzufangen ... weil wir ... schon lange befreundet sind", sagt sie und verzieht angewidert das Gesicht.

„Und zweitens?"

„Zweitens habe ich gesehen wie viele Mädchen er schon abgeschleppt hat, er macht ja einen Sport daraus. Ich könnte ihm sogar zutrauen, dass er eine List führt. Als ob ich so hirnrissig bin und mit Typen wie London oder seinen Freunden etwas anfange", sagt sie und schüttelt diesen Gedanken ab.

„Ich bin ein Freund von London", sage ich etwas entrüstet, ich will nicht, dass sie als ein Aufreißer sieht. Eine Zeit lang habe ich ... sagen wir mal so, dass Leben in der Hinsicht ziemlich genossen, aber mittlerweile habe ich das ganze etwas zurückgestellt.

„Eben", sagt sie und geht ohne ein weiteres Wort in meine kleine Wohnung. Ich entschließe mich, das ganze jetzt nicht zu diskutieren und lasse sie schweigend die Wohnung begutachten. Sie blickt alles genau an, so als könnte es jeden Moment entgleiten. Fährt mir ihrer Hand über das Holz der Stühle. Es macht Spaß ihr zuzusehen, sie macht das mit einer Vorsicht und Neugier, die mich fasziniert. Irgendetwas hat Sydney an sich, dass sie zu etwas ganz besonderem macht. Ich weiß aber nicht, was das ist.

„Echt schön hier. Wohnst du alleine hier?", fragt sie nach einer Weile und ihr Augen suchen meine. Ich blicke sie an und bin einfach nur beeindruckt. Von ihr.

„Nein, meine Mutter lebt noch hier, aber sie ist selten hier", sage ich und in meinen Worten liegt eine versteckte Traurigkeit. Sydney hat sie bemerkt und blickt mich einfach nur an. Fragt nicht nach oder blickt mich mitleidig an. Nein, ihr Blick ist aufrichtig.

„Das sieht man", sagt sie schließlich mit einem frechen Grinsen auf dem Gesicht und deutet auf die leeren Pizzakartons. Ich lächle ebenfalls.

So eine Reaktion finde ich gut. Auf Mitleid habe ich keine Lust mehr, ich bin es mittlerweile Leid. Auch auf diese Fragen, Oh und wo ist dein Vater? Kümmert er sich um dich? und Du armer, das ist bestimmt schwer, wie hältst du das aus?

Wieso können sie sich nicht um ihren Kram kümmern? Wenn ich es ihnen erzählen will, dann werde ich es tun, aber nicht, wenn man mich mit Fragen durchlöchert. Und ich habe das unbestimmte Gefühl, dass ich es Sydney ebenfalls erzählen werde. Nicht heute, nicht morgen, aber vielleicht irgendwann. Wenn die Zeit passt.

„Wollen wir anfangen?", fragt sie und löst ihren Blick von mir. Ich nicke und wir setzten uns an den Küchentisch und fangen an zu arbeiten. Sydney ist gut, begreift und lernt schnell.

Nach knapp zwei Stunden legen wir eine Pause ein und ich zeige Sydney die restlichen Zimmer.

„Hier ist mein Zimmer", sage ich und öffne eine Tür. Mein Zimmer ist nicht das schönste, die Tapete müsste dringend erneut werden, die Möbel sind abgenutzt und haben Gebrauchsspuren. Groß ist es auch nicht, mein Bett, ein Schrank, eine Kommode mit Fernseher und ein Sofa. Mehr ist in meinem Zimmer nicht.

„Es ist nett", sagt sie zögerlich und betrachtet alles genau. Wie vorhin im Wohnzimmer.

„Nett heißt in diesem Kontext wohl eher hässlich und kaputt", sage ich und lächele ironisch.

„Nein, so meinte ich das nicht. Ich meine, es ist nicht das modernste oder schickeste Zimmer, aber wer braucht das schon? Ich finde es sieht gemütlich und man sieht, dass du hier lebst. Die Bücher, die DVDs alles vermittelt einen guten Eindruck. Ich war schon im Zimmern, die aussehen, als wären sie aus Katalogen, aber nicht bewohnt. Einfach nur ... kalt", sagt sie und als sie mich anblickt, haut mich ihre Ehrlichkeit im Blick um. Wieso kann sie mich mit ein paar Worten so umhauen? Und dabei geht es nur um mein Zimmer.

Schweigend zeige ich ihr den Rest der Wohnung. Wie sprechen nicht, es ist nicht nötig. Eine angenehme Stille zwischen uns ist besser als unnötige Worte, die den Moment kaputt machen.

Ihr Handy piept und sie blickt mich entschuldigend an.

„Ich muss leider nach Hause", sagt sie entschuldigend und für einen Moment wirkt es fast so, als wollte sie nicht gehen.

„Soll ich dich nach Hause fahren?", biete ich ganz wie ein Gentleman an.

„Das ist echt nett, aber das geht schon. Trotzdem danke", sagt sie und schenkt mir ein aufrichtiges Lächeln. Wenn man Sydney genauer kennenlernt, ist sie anders als in der Schule, offen und ehrlich und gleichzeitig geheimnisvoll. Wir gehen zurück in die Küche und sie packt ihre Sachen in ihre Tasche.

„Bist du immer noch sauer?", frage ich plötzlich. Diese Frage brennt mir schon die ganze Zeit auf der Zunge, weil sie plötzlich so nett zu mir ist.

„Nate, ich habe nicht die Kraft und Lust dich zu ignorieren, weil ich das Projekt schaffen will. Aber in der Schule, wenn wir nicht zusammen arbeiten müssen, werde ich nicht so tun, als wäre der Kuss nicht passiert. Einigen wir uns darauf, dass er passiert ist, ich immer noch sauer auf dich bin, aber während wir am Projekt arbeiten, Waffenstillstand ist?", fragt sie und blickt mich fragend an. Diese Erklärung klingt so ... vernünftig.

„Ist okay", sage ich und nicke.

„Gut, dann bis morgen. Erwarte nicht, dass ich in der Schule mit dir rede", sagt sie und im nächsten Moment verschwunden. Ich bleibe stehen und lasse die letzten Stunden noch einmal durchlaufen. Hasst sie mich jetzt? Kann man nett zu jemanden sein, auch wenn man ihn nicht leiden kann? Ich bezweifle, dass Sydney noch sehr sauer ist, aber ich werde mich anstrengen, dass sie mir verzeiht.

Da ich keine Ahnung habe, was ich jetzt machen soll, rufe ich Hunter und meine Kumpels an, um sie zu fragen, ob wir feiern gehen wollen. Louis sagt ab, er geht selten unter der Woche feiern. Seine komischen Moralvorstellungen. Obwohl man sie eher komische Regeln nennen kann.

Die anderen sagen zu. Ich muss nämlich eine Person aus meinen Gedanken verbannen. Sydney und ihr Art. Ich muss auf andere Gedanken kommen und der beste Weg war schon immer:

Feiern bis zum Abwinken!

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