30. Kapitel

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Nate

Ich kann ihr nicht böse sein und nehme ihr wunderschönes Gesicht in die Hände und küsse die Tränen weg, die langsam ihre Wange herunter läuft.
„Es ist alles okay." Und dann küsse ich sie, vergesse, das wir Zuschauer haben und ich eigentlich sauer sein sollte. Weil Sydney es nicht verdient hat, dass ich ihr böse bin.

Sie schließt mich in eine feste Umarmung und ich atme ihren Duft ein. Ich glaube, mir hat noch nie eine Umarmung so gut getan.
„Danke", sagt sie und ihre Lippen streifen wieder meine.

„Lasst das sofort", kreischt Paris und schlägt Sydney auf den Arm. Beschützend drücke ich Syd an mich und funkle Paris an.
„Paris, es hat doch keinen Sinn. Willst du dich wirklich zwischen die beiden stellen?" Es ist das erste Mal, dass Hailey sich an dem Gespräch beteiligt. „Ich meine, ich kann verstehen, wenn du auf Nate stehst, aber ist doch eindeutig mit deiner Schwester zusammen. Lass die beiden." Sie klingt nicht vorwurfsvoll oder zickig. Ihre Stimme klingt so ... vernünftig.

Paris schnaubt auf und stürmt in ihr Zimmer und knallt die Tür zu. Mit einem kleine Lächeln blicke ich Sydney an und ein Lächeln erscheint ebenfalls auf ihrem Gesicht.
„Und was machen wir jetzt?"

Wir haben uns dazu entschieden eine Film zu gucken, irgendso ein Horrorfilm. Hailey ist gegangen, obwohl Sydney sie überreden sollte, zu bleiben. Aber sie ist mit einem verschwörerischen Grinsen gegangen und meinte irgendwas von wichtigen Besorgungen, die sie vergessen hat. Wer's glaubt. Aber Hailey ist schwer in Ordnung, sie merkt, dass ich jetzt lieber mit Sydney alleine wäre und Syd bestimmt auch, auch wenn sie es niemals sagen würde.

„Wieso gucken wir überhaupt?", fragt Syd und versteckt sich hinter einem großen Kissen. Ich grinse breit.
„Gefällt dir der Film nicht?" Ich ernte nur ein damenhaftes Schnauben.
„Du weißt schon, dass in diesem Film 8", ein kurzer Schrei lässt sie zusammen zucken, „9 Leute umgebracht wurden. Nicht sehr romantisch für ein erstes Date."

Ich blicke sie überrascht an. „Das ist ein Date?"

Sie blickt mich unsicher an und ihre großen Augen mustern mich fragend. „Naja, ich dachte, wir sind jetzt zusammen. Oder nicht? Ich meine, es wäre okay, nur dachte ich, dass"- ich bringe sie mit einem langen Kuss zum Schweigen.

„Natürlich sind wir zusammen. Ich will mit keiner anderen zusammen sein, als dir."
Ihre Wangen färben sich rot und sie rutscht auf meine Schoß. „Das wollte ich hören." Lächelnd lehnt sie sich zu mit und gibt mir einen weiteren Kuss. Und schon ist der Film vergessen.

„Irgendwie tut Paris mit Leid", sagt Syd plötzlich und blickt mir fest in die Augen. Ich schlucke und muss mich zurückhalten. Immerhin sind die beiden Schwestern und Syd ist immer noch davon überzeugt, dass ihr Schwester gut ist. Auch wenn ich es nicht glaube. Aber für ihren Glaube an das Gute, liebe ich sie noch ein bisschen mehr.
„Wie meinst du das?", frage ich und spiele mit einer Haarsträhne ihres langen kupferfarbenen Haares. Sie lächelt mich an.
„Naja, sie hat es nicht besonders leicht. Wir alle haben es nicht leicht. Unsere Eltern sind oft weg und London auch, auch wenn er sich immer als mein und Paris Beschützer aufspielt. Ich habe niemanden, aber ich habe mich damit abgefunden. Aber Paris, sie ... sie hat immer nach Liebe gesucht, aber niemand hat sie zurück geliebt, weswegen sie irgendwann so verbittert wurde."

Ihre Worte erschrecken mich. Ich habe mir schon gedacht, dass Paris und Sydneys Eltern nicht immer anwesend sind, aber ihre Worte haben doch eine tiefe Trauer in sich.

„Du hast jemanden. Du hast mich und mich wirst du so schnell nicht mehr los, dass verspreche ich dir." In ihren Augen blitzt es auf. „Und Paris hat Freunde. Sie muss lernen, dass ihre Art sie nicht weiterbringt. So traurig es auch ist."

Syd nickt und blickt mir weiter in die Augen. Ich werde nie genug kriegen, sie einfach nur anzublicken, in ihre Augen, die mir so viel Versprechen. Hoffnung. Liebe. Vertrauen.

„Weißt du, dass du wunderschön bist?"

Sie lächelt mich an und kichert. „Wäre wir jetzt die Art Pärchen, die sich jede Minute anstarrt und sich stündlich SMS schreibt, mit Inhalten wie: Ich vermisse dein wunderschönes Antlitz!"

Ich lache laut los. „Antlitz?"

Eifrig nickt sie und kichert. „Genau und wir werden allen so sehr auf die Nerven gehen, dass wir am Ende keine Freunde mehr haben."

„Klingt verlockend", scherze ich, „für dich, würde ich sogar meine Freund aufgeben." Einen Moment starrt mich Sydney sprachlos an und dann lacht sie los. „Man reden wir einen Mist, dass wird selbst mir zu viel." Da kann ich ihr nur zustimmen.

Als ich aufwache, weiß ich im ersten Moment nicht wo ich bin. Dann fällt es mir ein und ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht. Sydney und ich sind zusammen.

Ich liege auf der Couch in Sydneys Zimmer und in meinem Armen liegt Sydney. Sie schläft friedlich und sie sieht aus wie ein Engel. Mein Engel.

Ich blicke auf und sehe mir ihr Zimmer an. Gestern hatte ich nicht die Zeit, naja, eigentlich war ich viel zu sehr auf Sydney fixiert. Wenn sie mich anblickt, kann ich auf nicht anders mehr achten. Vorsichtig stehe ich auf und passe auf, Sydney nicht aufzuwecken.

Ihr Zimmer ist ziemlich finster gehalten und irgendwie hätte ich Sydney so nicht eingeschätzt. Aber ich weiß so wenig über sie, auch wenn ich das Gefühl habe, ich würde sie schon ewig kennen.

Die meisten Bücher in ihrem Regal sind zerlesen und ich entdecke einige Klassiker. Die CDs die herumliegen sind überall. Ich entdecke ein paar Bands die ich auch ganz cool finde, allerdings sind es teilweise Demo- Alben, die noch nicht einmal in den Läden sind.

Es hat eben Vorteile, wenn der Vater, ein Rockmusiker ist. Ihr Musikgeschmack ist ziemlich vielseitig, Rock, Punk, Heavy Metal und teilweise Pop.

Plötzlich höre ich hinter mir ein Gähnen. Ich blicke Sydney liebevoll an, wie sie sich streckt und ihre Augen öffnet.
„Nate?" Ihre schläfrige Stimme klingt so süß.
Mit einem Lächeln komme ich auf sie zu und als sie mich entdeckt, lächelt sie.
„Wir sind eingeschlafen", stellt sie fest und setzt sich auf.

„Ja und es ist", ich gucke kurz auf die Uhr, „ neun Uhr."
Sie springt auf und schwankt kurz. Ich halte sie fest und blicke sie verwirrt an. „Wir müssen zu Schule."
„Wenn ich meine wundervolle Freundin zitieren kann: "Ich denke, die können auch mal einen Tag auf uns verzichten oder glaubst du, der Laden läuft nicht, ohne uns?"" Sydney lacht und blickt zu mir hoch.
„Gut, was wollen wir heute machen?"
„Ich habe da so eine Idee. Machst du dich fertig und gehen dann Frühstücken?"
„Klingt gut", murmelt Sydney, sammelt einige Sachen auf und will aus der Tür verschwinden. „Warte", sage ich und beuge mich lächelnd zu ihr hinter. „Fast hätte ich das Wichtigste vergessen."

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