12. Kapitel

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Ich danke euch für die vielen Reads! Über einen netten Kommentar würde ich mich freuen, aber es reicht auch einfach weiter fleißig meine Geschichte zu lesen :)

Nate

Zu sagen ich hätte ein kleines Problem wäre völlig untertrieben. Ich habe ein riesiges – nein phänomenales – Problem.

Paris kuschelt sich an mich und als ich unter die Decke blicke, merke ich, dass ich nackt bin. Neeeein. Bitte nicht. Das wird immer schlimmer.

„Was ist los Nate?", fragt sie, beugt sich vor und will mich küssen. Sie wird mir ein kleines bisschen zu anhänglich. Aber sie ist Lons Schwester.

„Ich – das war ein Fehler", sage ich hastig und stehe auf. Schnell ziehe mich an und denke fieberhaft darüber nach, wie ich unbemerkt verschwinden kann. Das Haus von den Padelewigs ist riesig und ich kenne mich nicht so gut aus.

Was?", faucht sie und starrt mich ungläubig an. Ich blicke zu ihr. Ihre Schminke ist verwischt oder ab und ich muss sagen, dass sie mich ein bisschen an eine fiese Hexe erinnert, mit ihren abstehenden Haaren, ihren bösen funkelnden Augen wirke und den sauren Ausdruck in ihrem Gesicht.

„Es tut mir Leid, ich war betrunken, es hat nichts bedeutet ... für dich doch auch, oder?", frage ich und merke erst zu spät, dass ich es nur schlimmer mache.

„Es tut dir Leid? Du bist ein erbärmliches Arschloch. Aber weißt du was, ich lass das nicht mit mir machen, verstanden? Wir wollen doch nicht, dass London was von dieser Sache erfährt, oder?", fragt sie mich mit einem teuflischen Grinsen. Diese Hexe!

„Was willst du?", frage ich mit gepresster Stimme.

„Was ich will? Gut, du hast es kapiert, bist wohl doch nicht so dumm, wie ich dachte. Ich kann London erzählen, dass du mich verführst – ja fast gezwungen hast – mit dir zu schlafen und ich kann perfekt die weinerliche Stimme. Oder ich kann London erzählen, dass wir beiden uns verliebt haben, dass du nichts von mir wolltest, aber wir haben uns trotzdem verliebt, ich kann ihn solange bearbeiten, bis er nicht mehr sauer auf dich ist. Und wir können zusammen sein, glücklich. Aber wenn du Schluss machst, kann ich London, sagen wir mal so, dazu bringen, dich fertig zu machen. Haben wir uns verstanden, süßer Nate?"

Mir wird schlecht. Ich glaube es liegt an dem Kater und an ihren Worten. Auch wenn ich sie bis jetzt hübsch fand, innerlich ist sie es nicht. Ganz im Gegenteil. Sie erpresst mich. Und ich habe keine Wahl. London ist mein bester Freund und das letzte was ich will, ist ihn zu verlieren. Oder von ihm verletzt zu werden.

„Ja, ich habe verstanden", sage ich und versuche mich nicht zu übergeben.

„Gut, dann bis Montag, mein fester Freund", zwitschert sie und zeigt auf das Fenster.

„Wir wollen doch nicht, dass London dir schon jetzt eine Tracht Prügel verpasst, oder?"

Es war gar nicht so leicht aus dem Fenster zu klettern, ich bin zweimal fast abgerutscht und wäre fast gestorben. Naja, dass ist etwas übertrieben, aber ich hätte mich fast sehr stark verletzt.

Und als ich unten bin, habe ich mich erst einmal ausgiebig in die Büsche übergeben. Sehr lange. Und das war ebenfalls keine schöne Erfahrung.

Den Rest des Wochenendes verbringe ich zu Hause oder im Krankenhaus bei meiner Mutter. Ihr habe ich die Geschichte natürlich erzählt, weil ich ihr einfach alles erzähle.

Sie hat Schimpfwörter benutzt, die nicht einmal ich kenne. Aber wenigstens hat sie mir einen guten Rat gegeben.

„Paris ist vielleicht eine dumme Kuh, aber sie wird schon nicht zu lange in Anspruch nehmen. Eigentlich tut mir das Mädchen Leid, vielleicht wird sie niemals jemanden finden der sie liebt, wenn sie so manipulativ ist. Also mach dir keine Sorgen. Und was ist eigentlich mit dieser Sydney?", fragt sie und blickt mich mit ihrem müden, aber aufmerksamen Blick an.

„Ach, ich weiß auch nicht", sage ich vage, weil mir die kurze Geschichte mit Sydney peinlich ist. Aber wie gesagt, es ist Geschichte. Denn so, wie sie mich über Tage hinweg ignoriert hat, dass tut schon weh.

„Klar, mein Sohn", lächelt meine Mutter und blickt mich wissend an. Meine Mutter kann ich nicht täuschen.

„Mum, du solltest Schlafen. Ich komm morgen wieder", sage ich, gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und lächle sie aufmunternd an.

„Bis morgen", sagt sie und schläft im nächsten Augenblick ein. Einen Augenblick blicke ich sie an, aber sie sieht so zerbrechlich und traurig aus, dass es mir fast das Herz zerreißt.

Am Montagmorgen beginnt meine persönliche Hölle. Paris wartet schon ungeduldig auf mich, als sie mich in meinem Jeep entdeckt, lächelt sie.

„Hey, Nate", murmelt sie und gibt mir einen ausgiebigen Kuss. Ich erwidere ihn, habe ich eine Wahl?

„Paris", sage ich kurz und nehme den Kaffee entgegen, den sie mir reicht.

Zusammen, händchenhaltend, laufen wir durch die Gänge. Am Liebsten hätte lautstark verkündet, dass sie mich dazu zwingt, aber ich bin nicht dumm. Naja, vielleicht bin ich ein bisschen dumm, weil ich mich überhaupt mit Paris eingelassen habe. Aber dazu gehören ja immer zwei ...

Leider – Achtung Sarkasmus! - müssen wir uns verabschieden, weil sie Kunst und ich Chemie habe.

Lou und meine Freunde kann ich nicht einweihen, sie sind alle mit Lon befreundet. Paris setzt sich in der Mittagspause neben uns und küsst mich die ganze Zeit. Langsam nervt es mich gewaltig. Mein Blick gleitet gewohnt durch die Mensa und stockt bei einer ganz bestimmten Person.

Sydney. Sie ist wieder da. Und im selben Moment blickt sie auf und mustert mich. Sie ist blass, ich habe das Gefühl sie wird immer blässer. Ihre Nase und Augen sind gerötet und sie huste kurz. Wie dumm bin ich eigentlich? Wieso habe ich nicht daran gedacht, dass sie einfach nur krank war?

Und ein kleines Lächeln stiehlt sich auf ihr Gesicht, als sie mich wieder mit ihren wunderschönen Augen anblickt und ich erwidere das Lächeln. Alles um mich herum ist verschwunden.

Sydney ist auf ihre eigene Art vollkommen und ich bin so froh, sie lächeln zu sehen. Und was würde ich dafür tun, sie zu küssen?

Aber dann setzt die harte Realität wieder ein und neben mir höre ich ein Schnauben, aber Sydney widme ich meine ganze Aufmerksamkeit. Und dann beugt sich Paris vor und presst ihre Lippen mit einem verzweifelnden Leidenschaft auf meine. Und als sie sich wieder zurück lehnt und Sydney zuwinkt, kann ich förmlich sehen, wie Sydney begreift. Ihr Blick ist geschockt, dann wütend. Sie dreht sich weg, wischt sich über das Gesicht und verschwindet.

Was habe ich nur getan?

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