22. Kapitel

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Nate

Heute steht mal wieder Feiern an. Wie eigentlich jeden Abend.

Ich kreuze gegen 22 Uhr in meinem Lieblingsklub ein und trinke erst einmal ein paar Shots, um in richtige Patystimmung zu kommen. Nüchtern ist es doch langweilig. Louis ist mal wieder zu Hause geblieben, London ist immer noch auf irgendeiner Tour unterwegs, meine Tante hat Brandon verboten, mit uns feiern zu gehen und so bleiben nur Hunter, Sam und ich übrig.

Die Musik besteht eigentlich nur aus einem Bass und ich checke erst einmal, wer sich so alles im Club befindet. Er ist noch nicht besonders voll und ich habe mit heute mal vorgenommen, nicht bis um zwei oder drei hier zu bleiben.

Zuerst bleibe ich an der Bar und warte darauf, dass ich ein Mädchen sehe, dass in meinem mittlerweile schon ziemlichen betrunken zustand, wie Sydney aussehen könnte. Ein Glück ist Paris Zuhause geblieben, sonst müsste ich jetzt mit ihr irgendwas machen.

„'tschuldigung", höre ich eine zarte Stimme neben mir. Ich stehe wohl im Weg. Ich blick zu dem mexikanisch aussehenden Mädchen. Sie ist ziemlich hübsch, große Augen und lange Locken. Habe ich sie schon einmal gesehen?

„Du", grummelt sie etwas genervt. Jetzt fällt es mir wieder ein, sie saß bei Mittagessen bei Sydney.

„Hallo", sage ich einfallsreich. Aber mein betrunkenes Hirn arbeitet etwas ... langsam.

„Nate, richtig?", fragt sie, aber es klingt eher wie ein Feststellung, nicht wie eine Frage.

„Du?", frage ich und zeige auf sie. Jetzt kriege ich nicht mehr richtige Sätze raus.

„Wie ich heiße? Hailey", erwidert sie und klingt ein bisschen sauer. Was kann ich dafür, dass ich so betrunken bin? Okay, dumme Frage.

„Ich würde ja gerne weiter reden, aber ... ich befürchte, dass das du mich gleich voll kotzt. Außerdem kriegst du ja kaum, einen vernünftigen Satz raus", sagt sie und ihre Stimme klingt belustigt.

„Ich muss außerdem wieder zu Sydney", sagt sie und nimmt die zwei Getränke vom Barkeeper entgegen. Mein Atme stockt. Sydney ist hier? Und ich bin total abgefüllt und kann kaum sprechen.

„Keine Angst, ich sage ihr nicht, dass ich dich so betrunken gefunden habe", sagt Hailey aufmunternd, als sie meinen panischen Blick sieht. Ich nicke, zumindest hoffe ich, dass es wie ein Nicken für Hailey aussieht.

„Also dann", sagt sie und verschwindet durch die Menge. Ich blicke ihr nach, um einen Blick auf Sydney zu erhaschen, aber Hailey verliert sich in der tanzenden Menge.

Was soll ich jetzt machen? Die Partylaune ist mir vergangen und ich will eigentlich am Liebsten zu Sydney. Ich könnte den Kopf gegen die Wand schlagen, wie kann ich nur so doof sein?

Als die Menge der Tanzenden ein bisschen weniger wird, sehe ich sie. Sie sitzt ein einem Tisch und starrt vor sich hin. Sie wirkt hier so deplatziert, wie ein Hai im Nichtschwimmerbecken. Nicht, dass sie nicht gut aussieht, sie sieht wunderschön aus, aber sie ist eben einfach nicht der Typ, der feiernd geht. Sydney hebt zögerlich ihren Blick, so als würde sie der neuen Umgebung ein Chance geben und sich auf die feiernden Menschen einlassen. Gleich wird sie mich entdecken, durchfährt es mich.

Der Moment, als sie mich entdeckt und ein kleines schüchtern Lächeln auf ihrem Gesicht erscheint, lässt mich wie der König der Welt erscheinen.

Unsere Blicken verhaken sich ineinander und ich verliere ein Teil von mir an Sydney. Und ich wünscht, ich könnte sie noch einmal küssen, ihre weichen Lippen auf meinen spüren. Mehr wünsche ich mir nicht, als das Sydney Bloom meine Freundin wird. Selbst in diesem stickigen überfüllten Club, wo der Bass so laut in meinem Ohren hämmert, dass ich mich selber nicht hören kann und wo ich jede 5 Sekunden von einem Betrunken gerempelt werde, hat Sydneys Blick eine beruhigende, ja fast hypnotische Wirkung auf mich.

Leider wird unser Blickkontakt abgebrochen, da Sydney von einem Jungen oder eher Mann angesprochen wird. Sie antwortet knapp auf seine Frage und ihr Kopf wendet sich wieder mir zu. Ich frage mich, wo Hailey ist. Der Typ lässt allerdings nicht von Sydney ab und sie wendet sich von mir ab und redet mit ihm.

Schon ein paar Sekunden, nachdem sie sich von mir abgewendet hat, vermisse ich ihren Blick und bin unglaublich wütend auf diesen Typ. Die Tanzfläche wird wieder voller und ich verliere die beiden. Als ich sie wieder sehe, lacht Sydney gerade über etwas, was der Typ gesagt hat. Ein Stich in meiner Brust sagt mir, dass ich eifersüchtig bin.

Als ich das nächste Mal den Tisch sehe, ist Sydney gerade weg. Ich will schon los stürzen, weil ich denke, dass sie mit diesem Typen abgehauen ist, aber ich sehe ihn am Tisch sitzen. Was ich jedoch sehe, macht mich verdammt wütend. Der Typ packt etwas aus seiner Tasche, eine kleine Flasche und tropft etwas in Sydneys Glas. Helle Wut explodiert in meinem Kopf und obwohl ich betrunken bin, arbeitet mein Gehirn auf Hochtouren.

Ich will gar nicht wissen, was der Typ mit einer bewusstlosen Sydney machen will, das einzige was ich weiß, ist, dass ich Sydney beschützen muss. Also stürze ich mich in die Menge, werde wie ein Schiff in einem Unwetter von der Masse hin und her geworfen. Das dauert zu lange, denke ich verzweifelt, ich darf nicht zu spät kommen!

Doch als ich endlich an Sydneys Tisch angekommen bin, ist das Glas, in den der Arsch die K.O.- Tropfen gefüllt hat, leer und von Sydney und dem Typen keine Spur. Verdammt!!

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