15. Kapitel

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Sydney

Der Kuss vergeht viel zu schnell. Eigentlich hatte ich keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, seine Lippen war einfach zu ... SYDNEY, DU HAST GERADE DEN FREUND DEINER SCHWESTER GEKÜSST! Nein, falsch, der Freund meiner Schwester hat mich geküsst, das ist ein großer Unterschied.

Ich löste mich von ihm, so schwer es mir auch fällt und drücke mit meiner Hand auf sein Brust. Seine eine Hand liegt auf meinem Rücken, die andere in meinem Nacken.

Wir starren uns einfach nur an, seine Augen erinnern mich an einen endlosen Ozean. Du hast gerade die Lippen geküsst, die heute schon deine Schwester geküsst haben und was weiß ich, in der Nacht noch, meldet sich meine Vernunft. Wieso muss ich mir diesen perfekten Moment zerstören?

Aber meine Selbstbeherrschung reicht nicht aus, mich zu bewegen und den Augenkontakt zu unterbrechen.

Hinter mir räuspert sich jemand und tippt mir verlegen auf die Schulter. Das war wohl das Zeichen, dass ich brauche, um mich umzudrehen. Irgendwie habe ich erwartet, dass Nate verschwindet, aber er bleibt hinter mir stehen und hält den Körperkontakt. So kann ich kaum klar denken ...

„Hier deine Tabletten", sagt eine leicht errötete Krankenschwester, ich nehme sie schnell entgegen und packe sie in meine Tasche.

„Danke", murmle ich peinlich berührt und würde Nate am liebsten anfahren, dass er seine Hand von meinem Rücken nehmen soll, damit ich nicht so nervös bin.

„Schönen Tag noch Schätzchen und Ihnen auch junger Mann. Sie sind ein ziemlich süßes Paar", sagt sie und verschwindet. Ich nicke nur, nicht fähig zu sprechen. Was habe ich nur getan? Paris wird mich umbringen.

„Sydney, komm", sagt er, nimmt meine Hand fest in seine und zieht mich zu einem etwas ruhigeren Teil. Er sucht die richtigen Worte und ich starre nur auf meine zitternden Hände. Und mir ist kalt. Zögerlich greife ich nach dem Pullover und auf Nates Gesicht erscheint ein sanfter Ausdruck.

„Das ist mein Pullover", sagt er und lächelt. Wie habe ich das nicht mitgekriegt? Ich werde rot und will ihm den geben, aber er wehrt mit einem siegessicheren Lächeln auf den Lippen ab.

„Behalte ihn. Zieh ihn ruhig an, ich sehe doch, das dir kalt ist", sagt er und er begutachtet mich genauer. Es war doch nicht eine so super Idee eine kurze Hose anzuziehen.

Ich streife ihn schnell über und bin froh, dass er mir bis knapp über die Knie geht. Nate ist im Gegensatz zu mir echt groß.

„Also ... ich ...", beginnt er und stoppt. Ich weiß auch nicht sicher, was ich sagen soll, weswegen ich einfach nur auf den Boden starre. Was besseres fällt mir nicht ein.

„Es tut mir Leid", sagt er plötzlich, dreht sich um und verschwindet. Wie bitte? Hat er sich eben für den Kuss entschuldigt oder dafür abzuhauen? Ich glaube, die Entschuldigung galt für beides. Und was habe ich bitte erwartet? Aber er hatte kein verdammtes Recht, mich zu küssen. Wütend balle ich meine Hände zu Fäusten und mache mich auf den Weg nach Hause. Wieso habe ich ihn nicht einfach weg gestoßen und bin gegangen, dann würde jetzt nicht dieses schmerzhaft pochende Gefühl in meiner Brust sein. Aber selbst Schuld, Sydney, es ist immerhin Nate Simmons. Und gegen Paris habe ich nun einmal keine Chance.

Die nächsten Tage verlaufen wie immer, ich halte meinen Blick gesenkt, rede nicht mit Nate, Paris oder sonst irgendwem. Aber manchmal im Gang spüre ich Nates Blick und muss mich dazu zwingen, denn Blick gesenkt zu halten. Ich unterwerfe mich wie ein armseliges Tier, fährt es mir durch den Kopf, als wir in Geschichte sitzen.

„Leute, ich will eure ganze Aufmerksamkeit. Wir werden mit einem neuen Projekt beginnen. Da werdet ihr mit jemanden aus der Oberstufe zusammen in Teams gepackt und ihr müsst zu verschiedenen Themen Aufsätze schreiben. Dieses Projekt wird 40 % eurer Endnote ausmachen, also erwarte ich Glanzleistungen", ruft die Lehrerin und ein Stöhnen fährt durch die Klasse. Auch ich bin nicht besonders begeistert.

„Wir werden die Paare verlosen, damit es fair bleibt", sagt die Lehrerin. In diesem Moment klopft es an der Tür.

„Sie kommen genau richtig, wir werden nämlich heute schon beginnen", sagt die Lehrerin erfreut. Ein paar Oberstufenschüler kommen rein. Ich starre auf den Tisch, hoffentlich kriege ich jemand nettest. Denn das letzte das ich will ist Stress. Noch mehr Stress.

Die Lehrerin hat zwei Beutel und zieht immer zwei Namen.

„Sydney Bloom und Nate Simmons", ruft die Lehrerin. Mein Blick schießt zu der Lehrerin und dann in die Oberschülermenge, die sich schon geteilt hat. Einige sind schon zu ihren Partnern gegangen. Nate blickt mich geschockt an und mein einziger Gedanke ist, dass mich doch irgendjemand gerade gewaltig auf den Arm nimmt. So mies kann nicht einmal das Schicksal sein ...!

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