38. Kapitel

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Nate

Hektisch blicke ich um mich. Sydney hat das Bewusstsein verloren. Oh Gott, was passiert hier? Ich nehme Sydney hoch, ihr Gesicht sieht fahl aus und ich höre sie leise atmen. Panisch drücke ich sie fester an mich und meine Angst lähmt mich. Was soll ich nur machen?
„Ich brauche Hilfe", brülle ich und gehe auf die Tür zu. In diesem Moment ist es mir egal, dass London mich hören könnte.

„Hilfe", schreie ich noch einmal laut und öffne etwas ungeschickt die Tür. Der Flur ist hell erleuchtet und Sydneys Eltern kommen auf mich zugelaufen. Ihre Mutter ist blass und ihr Vater starrt mich wütend an. Beide sehen ziemlich müde und fertig aus.
„Was ist passiert?", fragt Sydneys Mutter geschockt. Sie fährt mit der Hand über das Gesicht ihrer bewusstlosen Tochter.

„Ich ... Sie ... Sie hat angefangen zu husten und ich... Ich habe schon einen Krankenwagen gerufen", flüstere ich und starre aus Sydneys Gesicht. Sie sieht so klein und gebrechlich aus, dass es mir das Herz bricht.

„Nein, meine Kleine", murmelt Sydney Mutter und ich verstehe gar nichts mehr. Schnell erzähle ich was passiert ist, dass ich aufgewacht bin und sie einen ... eine Art Husten hatte, dass nicht aufhört und schlimmer wurde. Im Gesicht von ihren Eltern breitet sich Besorgnis aus.
„Was ist den hier los?", höre ich die genervte Stimme von London. Er hat normale Klamotten an und mustert mich mit einem vernichtenden Blick. Erst als er Sydney entdeckt wird er ebenso bleich, wie seine Eltern.

„Oh Gott, was ist passiert?", fragt London und stürzt zu seiner Schwester.
„Der Krankenwagen ist gleich da", meldet sich Sydney's Vater und ich drücke sie fester an mich. Was hat sie bloß?
„Hatte sie einen Anfall?", fragt London und sein Gesicht hat einen gequälten Ausdruck angenommen. Anfall? Das klingt, als wäre das hier nicht das erste Mal, dass Sydney gesundheitliche Probleme hat.
„Ich weiß nicht wovon du redest", sage ich etwas verzweifelt und wir gehen schnell nach unten, denn in der Ferne höre ich den Krankenwagen. Sydneys Körper ist so leicht und ich mache mir so verdammte Sorgen ... aber immerhin höre ich sie leise und langsam atmen. Aber besonders gut hört sich das auch nicht an.
„Sie hat eine Krankheit, Lungenversagen gehört dazu, ihre Organe arbeiten nicht richtig. Sie ... sie hat das öfters, manchmal kommt sie nach Hause und bricht zusammen. Oft ist sie einige Stunden weggetreten und ... aber so schlimm? Sie atmet kaum noch", murmelt London verzweifelt und streicht seine Schwester zärtlich übers Gesicht. Die Worte sickern erst langsam zu mich durch. Wieso hat sie mir nichts erzählt? Anscheinend ist die Krankheit schlimm und ... ich will gar nicht darüber nachdenken.
Der Krankenwagen hält mit quietschenden Reifen und ein Sanitäter kommt auf mich zu. „Was ist passiert?"

„Sie ... sie hatte einen Anfall." Mehr bekomme ich nicht raus, denn mein Hals ist wie zugeschnürt.

„Sie hat Mukoviszidose", übernimmt London und ich sehe, wie Sydney auf eine Liege gelegt wird und an ein Atemgerät genommen wird. Kann sie nicht mehr alleine atmen?

„Komm Nate, du weißt was passiert ist und ich kenne Sydneys Krankheit, wir fahren im Krankenwagen mit", beschließt London und zieht mich mit in den Innenraum des Wagens, bevor ich auch nur etwas sagen kann. Meine Gedanken sind eh ein Wirrwarr.

„Wir kommen zum Krankenhaus", sagt Londons und Sydneys Vater und ich bin kaum in der Lage zu nicken.
„Was genau ist passiert?", fragt der Sanitäter und schnallt Sydney an eine Liege fest. Ich greife nach ihrer Hand, die kühl und unbeweglich in meiner liegt.

„Ich bin aufgewacht und sie hat sich irgendwie komisch angehört, sie hat geröchelt und dann hat sie angefangen zu husten, immer lauter und stärker. Sie ist fast umgekippt, als sie aufstehen wollte und hat wenig später das Bewusstsein verloren", erzähle ich und verhindere krampfhaft das meine Stimme nicht zittert. Ich habe Angst um Sydney.

„Sie hat schon seit der Geburt Mukoviszidose, aber in den letzten Monaten hatte sie kaum Anfälle", fügt London hinzu und mustert seine Schwester schweigend.
„Ihr voller Name?"
„Sydney Ariola Padelewig."
„Mir ist ihr Fall bekannt. Wir wollten in einigen Tagen eh operieren, aber anschneidend müssen wir die OP vorverlegen. Ich bin jetzt ehrlich, sie hört sich nicht gut an und die Bedingungen sind nicht ideal um so eine Operation durchzuführen, aber ich denke, dass den Ärzten keine Wahl bleibt. Sonst wird sie das nicht überleben", klärt uns der Sanitäter auf und ich muss schlucken. Die Worten nicht überleben jagen mir verdammte Angst ein.

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