13. Kapitel

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Sydney

Ich verdiene einen Preis. Ich bin die dümmste Person der Woche, des Monats, des Jahres, nein des ganzen Jahrtausends!

Nach meinem heftigen Anfall ging es mir so schlecht, dass ich nichts machen konnte, außer im Bett zu liegen, fernzusehen, Musik zu hören und zu lesen. Klingt zwar an sich nicht schlecht, aber ich mach nichts anderes. Nachts lag ich wach und habe nachgedacht. Über Nate. Und ich habe beschlossen, dass ich endlich ein bisschen was wagen kann. Vielleicht sollte ich mich noch einmal mit ihm treffen, gucken ob er Interesse an mir hat oder nicht. Und ob es zwischen uns überhaupt passt.

Ich habe sogar schon mit dem Gedanken gespielt, meine Schwester zu fragen, ob sie Nates Nummer hat, oder sie mir beschaffen kann. Aber meine Schwester würde wahrscheinlich nur schnauben und einen Kommentar ablassen wie: Ich bezweifle, dass er will, dass ich dir seine Nummer geben oder etwas ähnliches.

Auf jeden Fall habe ich gehofft, dass vielleicht irgendwas zwischen uns passieren könnten, obwohl ich nicht so richtig glaube, dass er auch wirklich Interesse an mir hat. Aber es bringt mich nicht um, es zu versuchen. Nein, meine Krankheit bringt mich um.

Und diese dummen kindischen Gedanken führten dazu, dass ich ihn in der Mittagspause anguckte – nein, es war eher anstarren. Und er blickt zurück und es hätte die Welt stehen bleiben können und ich hätte es nicht mitgekriegt. Nates intensiver Blick erschreckt und fasziniert mich gleichzeitig. Und dann macht meine Schwester genau das, mit dem man mich am meisten verletzt kann. Sie küsst Nate und es fügen sich die Puzzleteile zusammen.

Gestern Nacht habe ich sie gehört, wie sie mit einem Typen geschlafen hat. Oh Gott, ihhh. Mein Mittagessen kommt hoch. Sind die beiden zusammen? Sieht ganz so aus. Und ich hatte gedacht, Nate kann auch mal ein paar Tage warten, ohne gleich das nächste Mädchen anzubaggern. Anscheinend war ich nur ein weiteres Ziel, dass jetzt Geschichte ist und von dem nächsten Hübscheren abgelöst wurde.

Syd, ihr habt euch noch nicht mal geküsst!, meldet sich eine kleine Stimme. Stimmt, haben wir nicht.

Und wieso tut es dann so weh, ihn mit einer anderen zu sehen?

Ich drehe mich weg, wische mir eine kleine Träne aus dem Augenwinkel und bringe mein Tablett weg. Was habe ich den gedacht? Das Nate gefallen an mir findet? Ich lache kurz verbittert auf, nein, ich glaube nicht, dass das in diesem Jahrtausend passieren wird.

Damit ist meine Jungserfahrung auf eine eingebildete Beziehung mit Nate gestiegen, der mich nach ein paar Tagen ausgewechselt hat. Super, ich komm ja richtig rum.

Der Rest des Tages verläuft normal, ich höre Musik und halte meinen Blick gesenkt. Würde ich aufblicken, würde ich vielleicht sehen, wie das neue Superpärchen Hand in Hand mit einem teuflischen Lächeln mich auslachend würde. Ich habe ja gesagt, dass ich zu meiner Schwerster nicht die beste Beziehung habe.

Und als ein Klingeln ertönt, denke ich, dass letzte was ich will, ist jetzt mit Paris nach Hause zu fahren. Aber nach Hause laufen kann ich auch nicht, das würde mich überanstrengen. Deswegen setzte ich mich auf eine der Bänke und drehe die Musik voll auf, um das Gerede über mich nicht zu hören.

Mein Selbstbewusstsein ist eh im Keller und muss nicht noch von Möchtegern-Tussis verprügelt werden. Das tu ich mir nicht an. Ich lehne mich zurück, schließe die Augen und genieße die warme Sonne auf meiner Haut. Hoffentlich werde ich ein bisschen braun, mit meiner blassen Haut könnte ich als Vampir durchgehen. Nein, Vampire sehen gut aus ... wer ist noch alles blass? Werwölfe sind immer braun gebrannt und meist sexy Jungs, Trolle sind grün und Feen hübsch und zart. Vielleicht ein sehr komischer, besonders hässlicher Troll? Ja, das passt zu mir.

Remember me Where stories live. Discover now