Kapitel 17

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"Scheiße."

"Blutet sie etwa?"

"Ist sie tot?"

"Warum ist sie noch nicht aufgewacht?"

Ein Wirrwarr von Stimmen ertönt neben mir und überschattet das Rauschen des Windes. Ich rieche Trockenheit, spüre Hitze und Sand, der sich in all meinen Klamotten zu befinden scheint. Ich traue mir nicht die Augen zu öffnen.

"Leute... LEUTE.", es ist Colin seine Stimme klingt ruhig und klar, "Sie atmet und hat einen Puls, also lebt sie logischerweise noch. Schiebt bitte nicht eine solche Panik. Außerdem, bluten tut sie nur ein bisschen am Bein und am Kopf. Alles halb so schlimm."

Ha ha. Denke ich. Hier liegt sie also: die "ach so kerngesunde" Meggie, mit rasenden Kopfschmerzen und mit verdammt noch mal BLUT in ihrer Fresse.

Ich hebe meinen Kopf.

Hazel, Melanie, Colin, Bug und Miller, starren mich mit ihren, allesamt riesengroßen, Augen an.

"Ähm..." gebe ich geistreich von mir.

Hazel umarmt mich stürmisch. "Meggie, oh Meggie... Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Ich dachte... Da war dieses... Dieser Vogel und er hat... Er hat..." Sie schluckt heftig. Ihr Adamsapfel rutscht zwei Etagen höher.

Ich richte mich benommen auf und schiebe sie ein Stück von mir.
"Was ist passiert?"

Colin setzt sich im Schneidersitz neben uns auf den Boden "Weist du das nicht mehr...?"

"Doch, schon aber...", Ich verstumme kurz und runzle die Stirn, "Wieso wart ihr plötzlich weg? Was... was war das? Woher ist es gekommen? Und wie lange seid ihr schon hier?"

Bug fährt sich über sein stoppeliges Kinn "Wir sind eben erst hier angekommen.
Als dieses Wasauchimmereswar, auf dich zu gerannt ist, sahen wir, um ehrlich zu sein, keine Hoffnung mehr... Wir haben uns dort hinter den Hügeln in Sicherheit gebracht." Er macht ein betroffenes Gesicht. Auch in den Augen der Anderen, sehe ich Scham.

"Es tut mir so leid..." Stammelt Hazel.

Ich weiche ihren Blicken aus.
"Dann habt ihr es... ihn also nicht gesehen?"

"Was gesehen? Wen meinst du " Miller stemmt seine Arme in die Seite. Ein komischer Name, für ein komisches Aussehen, denke ich.

"Ein Junge."

"Das ist unmöglich." Melanie schnaubt.

"Nein, ist es nicht. Er hat das Tier verjagt und mich gerettet. Ich habe es gesehen. Direkt vor meinen Augen."

"Dann musst du dir das eingebildet haben, so was... Ist absolut unmöglich." Collins Augen zucken nervös. Ich denke an die feinen Narben, die meinen so gleichen, an seinen Handgelenken und daran, dass er es immer wieder schafft, mich mit seinem Verhalten zu beunruhigen.

So leicht konnte ich vergessen, so leicht die Tatsachen verdrängen.

Und wieder einmal, hämmert es sich mir eiskalt in den Kopf:
Du kannst ihm nicht trauen.

"Und wie bitte erklärt ihr euch dann die Tatsache, dass ich immer noch am Leben bin und nicht schon längst zerfressen?"

"Vielleicht hat es sein Interesse verloren und du bist gestolpert, hast dir wehgetan und dir während deiner Ohnmacht Dinge eingebildet, die so, nie wirklich passiert sind." Bug kratzt sich am Kinn.

"Ich habe mir NICHTS eingebildet, versteht das doch endlich." Ich stehe mittlerweile wieder auf beiden Beinen und klopfe mir den Sand vom Körper.

In den Gesichter der Anderen kann ich nun echte Besorgnis und Mitleid erkennen.

EdenWhere stories live. Discover now