Kapitel 32

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Der Boden quietscht unter meinen nackten Füßen und trotz der Hitze draußen, umweht mich eine kühle Brise. 

Augenblicklich bekomme ich eine Gänsehaut. 

Es riecht nach Weihnachten. Nach den Plätzchen die Mum immer backte. 

Der Raum den ich dieses mal betrete, besitzt so gar keine Ähnlichkeit zu dem Rest des Hauses den ich bis jetzt zu sehen bekommen habe. Die Wände sind in einem warmen Rot verkleidet, ausgestattet mit weichen Sesseln, einem Kamin, Lampen und in der Mitte ein großer Schreibtisch aus Mahagoni mit scheinbar unzähligen Schubladen, an dem eine Frau mit grauen, langen Haaren sitzt. Vor ihr türmen sich Berge von Papierstapeln. 

Sie trägt einen schwarzen Anzug, mit steifem Kragen, hohen Schuhen und einer goldenen Kette, die sich wie eine Schlange um ihren schlanken Hals windet.Trotz ihrer Größe ist ihr Gesicht erstaunlich klein, mit einer fein geschnittenen Nase und dünnen Augenbrauen die hoch über ihren blauen Augen sitzen. Ihr breiter Mund steht im krassen Gegensatz zu den hohen Wangenknochen. Doch gerade mit diesen Unstimmigkeiten ist sie auf irgendeine Art und weise schön und besitzt eine ungeheure Ähnlichkeit zu ihren Kindern. 

Ich bleibe im erzeugten Dämmerlicht stehen. 

 Die Fraulächelt, als sie mein Zögern sieht „Tritt näher. Ich beiße schon nicht." als ich ein paar Schritte in ihre Richtung gelaufen bin, weist sie auf einen der Sessel. „Setzt dich doch." sagt sie.„Tee?" 

 Perplex schüttle ich den Kopf. 

 „Ich mache dir trotzdem einen." sie steht auf und schenkt mir aus einem dampfenden Behälter, der auf ihrem Schreibtisch steht,eine Tasse ein und reicht sie mir. 

Es riecht nach einer süßen Frucht, die ich nirgends zuordnen kann. Vorsichtig nehme ich einen kleinen Schluck. Die Frau, Eddarain, betrachtet mich dabei. 

 „Erdbeere?"frage ich „Das... das gab es in meiner Zeit glaube ich noch nicht als Teesorte."

 „In meiner auch nicht." 

 Abschätzend starre ich ihr in die Augen. Macht sie sich über mich lustig? 

 „Dies ist kein herkömmlicher Tee, musst du wissen." wirft sie hinterher. „Um genau zu sein ist es eigentlich gar kein Tee." 

 „Und was dann?" frage ich. 

 „Ein Stoff den man mit Wasser aufkocht. Er ist darauf spezialisiert den Geschmack an zu nehmen, den sich der Trinkende am meisten wünscht. Bei mir schmeckt es nach einer Note Haselnuss und Preiselbeere und...", sie schüttelt den Kopf. "Aber genug davon, weshalb, denkst du, habe ich meinen eigenen, leiblichenSohn all den Gefahren der Wüste ausgesetzt, um dich, hierher, an diesen Ort zu bringen?" 

 Ich stelle meine Tasse auf die gepolsterte Sessellehne. „Sie haben Emmett dazu beauftragt?"

„Was denkst du denn?" sie lacht leise. 

 Obwohl ich weiß, dass sie darauf keine Antwort erwartet, bringe ich trotzdem mühsam hervor :"Gar nichts." 

 „Das ist interessant." sie sieht mich abschätzend an.

 „Um ehrlich zu sein, war bis jetzt jede Minute der letzten Wochen, eine Unmöglichkeit.„ fahre ich fort. „Das auch nur irgendetwas von dem geschehen ist, was geschehen ist. Ich habe aufgehört darüber nachzudenken." 

 „Eine kluge Entscheidung" sie nickt. „Doch weshalb hast du dann dazu eingewilligt, meinem Sohn bis nach North zu folgen.?"

„Um Antworten zu bekommen."

EdenWhere stories live. Discover now