Kapitel 43

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Kapitel 43

In der neunten Klasse war Jordan Bail einmal mit einem Gewehr in die Schule gekommen. Sein Vater hatte es ihm für Vorzeigezwecke geliehen, nicht ohne sie vorher zu entladen und vor allem weil er wollte, dass sein Sohn eine bessere Mitarbeitsnote bekam. Wir hatten in Geschichte den zweiten Weltkrieg durchgenommen, und das Gewehr, das Jordan an diesem Tag mit brachte und im Unterricht herumreichen ließ, war ein Sammlerstück.

Ich hatte noch nie in meinem Leben, eine Waffe gesehen, geschweige denn sie berührt. Patricia neben mir hatte sich fast in die Hose gemacht und mich jedes mal an der Schulter angestubst und nervös aufgekichert, wenn jemand aus spaß abdrückte.

Den Revolver den ich jetzt in den Händen halte, ist viel leichter als das Gewehr von Jordasn Bails Vater, damals in der neunten Klasse.

„Das Allerwichtigste beim Schießen, ist die Haltung." Sagt Emmett und stellt sich neben mich. „Du musst deine Füße parallel halten und dich in den Schuss lehnen, also nach vorne. Sieh zu." Er macht es mir vor und ich versuche es ihm nach zu tun.

„Nein, du musst einen wirklich festen Stand haben." er schubst mich von hinten, dass ich fast ein paar schritte stolpere. „Siehst du? Der fegt dich sonst weg."

Ich bin versucht ihn zurück zu schubsen.

„Dann musst du unbedingt darauf achten, dass dein Griff ebenfalls stabil ist." Er legt seine Hand auf meine Faust, drückt sie zusammen. „Guck? Nicht einfach lose hin und her wedeln."

„Ich wedle das nicht einfach nur hin und her" sage ich und gebe mir großartig mühe nicht zu stottern.

„Wie auch immer. Greife die Waffe so hoch wie möglich, die Finger müssen sich berühren." Er drückt meine Hände in die richtige Position. „Und strecke deine Arme, es sollte sich immer auf Kopfhöhe befinden."

Er stellt sich hinter mich „Schieße auf den Baum da vorne und vergiss nicht ruhig zu atmen. Der beste Zeitpunkt ist immer wenn du die komplette Luft aus den Lungen lässt und dann abfeuerst."

„Was?" ich lasse meine Hände zu Boden sinken. „Ich soll einfach schießen?"

„Es gibt immer ein erstes Mal." Sagt er trocken. „Und jetzt schieß."

Ich atme einmal tief durch umklammere den Revolver so fest ich kann, schließe für einen Moment die Augen und drücke den Hebel herunter. Der Druck wirft mich ein bisschen nach hinten aber Emmett hält mich aufrecht. Ich keuche auf.

Er lacht „Du hast auf den Boden gezielt." Sagt er. „Der Baum steht drei Meter entfernt."

„Tut mir leid."

„Muss es nicht. Sind nur Platzpatronen."

„Das hättest du auch sagen können." Ich lasse den Revolver auf den Boden fallen.

„Aber dann wärst du nur halb so aufgeregt gewesen. Versuch es nochmal."

„Sicher dass du willst dass ich schießen kann? Ich könnte dir ja eine Kugel in den Kopf jagen, nur so aus spaß." Ich hebe die Waffe wieder hoch und lasse sie von einer Hand zu nächsten fallen.

„Wie du willst, dann ab zurück in die Stadt. Straßenarbeiten machen natürlich viel mehr Spaß."

„Naja, wenn ich es mir jetzt so überlege, ist es vielleicht doch besser, lieber erstmal abzuwarten und dich nicht in meine Pläne einzuweih..."

„Duck dich." Emmett unterbricht mich indem er mich zu Boden stößt. Ich drehe meinen Kopf. Vor mir steht ein Vogel. Er sieht fast genauso aus, wie das Exemplar dass mich vor Las Vegas angergriffen hat.

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