Kapitel 1

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"Kannst du mir mal bitte die Haarbürste geben?", fragt mich meine beste Freundin Jolina während sie versucht sich ihre dünnen blonden Haare zu einem Pferdeschwanz hochzubinden.

"Da liegt sie doch genau vor deiner Nase!", antworte ich leicht genervt und muss über ihre chaotische Art kichern. Manchmal ist sie so unachtsam, aber ich wüsste nicht was ich ohne sie machen würde, denn sie ist mein Anker in jeder hoffnungslosen Situation in meinem Leben, dafür bin ich ihr unendlich dankbar. Warum muss ich immer gleich so emotional werden, wenn ich meine Tage habe, das nervt!

"Oh ups, habe ich gar nicht gesehen." Ihr typisch dümmliches Lächeln bringt mich nur noch mehr zum Lachen.

"Hast du dich jetzt endlich mal für ein Outfit entschieden?" Sie rollt ihre Augen und betrachtet sich dann im Spiegel. Sie ist so hübsch.

"Nein, nicht wirklich ich finde irgendwie gar nichts, vielleicht sollte ich einfach nackt gehen.", erwidere ich sarkastisch und zucke mit den Schultern.

"Man Maya, du siehst in allem toll aus, dir steht irgendwie alles, du bist ja auch schlank wie ein Stock. Ob du nun ein Kleid, Hotpants oder Jeans trägst. Du hast eine tolle Figur, die du öfter mal betonen solltest. Das sage ich dir ständig aber du hörst ja wie immer nicht auf mich und entscheidest dich dann wieder für deine langweiligen schwarzen Jeans, die du dann mit einem öden top kombinierst, anschließend ziehst du dir deine weißen Chucks an und gehst los!", meckert sie während sie zu mir herüberkommt und mich vom Schrank weg schubst.

Jolina wühlt wild in meinem Kleiderschrank herum und kramt das weiße schulterlose Kleid, dass ich mir diesen Sommer in Barcelona gekauft habe, heraus. Es ist sehr luftig und hat diesen "Bohemian- Style. Es geht knapp über die Knie und somit hat es meines Erachtens die perfekte-Maya-Länge.

"Oh nein, ist das dein ernst dieses Kleid soll ich anziehen? Ist das nicht zu overdressed?" Ich starre sie mit großen Augen an.

"Mein Gott, Maya du ziehst dieses Kleid jetzt an! Bitte vertrau mir, probiere es wenigstens an.", sagt sie bestimmerisch und hält es mir vor die Nase.

"Okay, Okay gib her" Ich gebe auf, sie wird mich sowieso nicht in Ruhe lassen bis ich das Kleid anprobiert habe. Warum muss sie immer so hartnäckig sein? Was solls, ich ziehe es einfach an. Unmotiviert tausche ich meinen gemütlichen Pyjama gegen das Kleid aus.

"WOW, Maya du siehst richtig sexy aus! dieses Kleid steht dir so gut, es passt perfekt zu deiner gebräunten Haut. Lass es bitte an!" Ihr Mund steht ihr offen. Jo übertreibt nur um ihren Willen durchzusetzen.

"Sexy?", hake ich schmunzelnd nach.

"Ja sexy, nicht bitchy!, versichert sie mir mit großen Augen und wackelt dabei mit ihren schön geformten Augenbrauen.

"Okay, überredet. Du hast gewonnen! Aber du musst auch ein Kleid anziehen, welches ich aussuche. Einverstanden?", sage ich ich indem ich mich in meinem ganzkörper- Schrankspiegel betrachte und an meinem Kleid zupfe. Kompromisse stehen bei unserer Freundschaf auf der Tagesordnung. Meine dunkelbraunen Haare sind sehr lang geworden, sie gehen mir fast schon bis zum Po, meine Mutter würde weinen, wenn ich sie mir abschneiden würde.

Dennoch nerven sie mich manchmal. Hinzu kommt noch, dass ich fast eine halbe Ewigkeit warten muss, bis sie nach dem duschen trocken werden, denn wenn ich meine schon von Natur aus trockenen und zugleich gewellten Haare föhne, werden sie nur noch trockener. Man, es ist ein ewiger Teufelskreis.

"Meinetwegen Maya, es ist nur der erste Schultag, nicht meine Hochzeit. Aber nichts weißes, weiß macht mich immer so fett.", erklärt sie mir ausführlich, als ob ich das nicht schon tausendmal von ihr gehört hätte.

"Ja, Ja aber auf deiner Hochzeit wirst du doch hoffentlich weiß tragen oder?" Ich binde mir meine Fossil Armbanduhr um und schaue fragend zu meiner besten Freundin. Das lachen kann ich mir nicht verkneifen.

"Mal sehen..." , antwortet sie halbherzig während sie das Lied auf Spotify wechselt. Jetzt hören wir zum gefühlten Tausendsten mal "Irreplaceable" von Beyoncé an diesem aufregendem Montagmorgen.

"Jolina, wie spät ist es?", frage ich leicht aufgebracht, dabei tusche ich mir achtsam meine Wimpern wir haben eine menge Zeit mit unserer typischen Outfit-Suche verschwendet. Eigentlich lege ich mir meine Kleidung am Vorabend immer schon raus, um Zeit am Morgen zu sparen, jedoch konnte ich mich diesmal einfach nicht entscheiden und war auf Jo's Hilfe angewiesen.

"Bleib locker, wir haben noch eine halbe Stunde Zeit, unser Bus kommt erst in vierzig Minuten.", teilt sie mir mit Gelassenheit mit und macht eine unbekümmerte Handbewegung.

Ich atme erleichtert aus. Ich liebe Jo's  spontane Art, manchmal wünsche ich mir, ich selbst wäre ebenfalls so  locker wie sie. Leider bin ich das genaue Gegenteil. Ich neige zum Perfektionismus, den ich hunderprozentig von meiner Mutter geerbt habe.

"Das ist gut. Also wie wäre es mit diesem Kleid hier?", frage ich unentschlossen und zeige ihr ein Kleid, welches ich von meiner Tante geschenkt bekommen habe, doch leider nur sehr selten anziehe. Es ist ein türkises Maxikleid mit Blumenprint. Ich weiß wie sehr Jolina Maxikleider liebt. Sie sagt immer damit will sie ihre dicken Beine verdecken, die meiner Meinung nach überhaupt nicht dick sind. Sie hat einen schönen weiblichen Körper. Zum Glück haben wir, trotz unserer unterschiedlichen Proportionen die selbe Kleidergröße.

"Das gefällt mir, gib her!", sie nimmt es mir hastig aus der Hand und zieht es sich über. Es steht ihr sehr gut.

"Du siehst toll aus! " Ich strahle sie an.

"Maya, Jolina, kommt jetzt endlich frühstücken!" , ruft uns meine Mutter ungeduldig aus der Küche zu.

"Ja Mama wir kommen ja schon!" , schreie ich zurück so nett ich kann, um sie nicht zu verärgern.


Love Lesson Band 1 (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt