Ich bin immer für dich da!

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"He...Hey Kim!", stottere ich wie ein aufgeregtes Kind. Ich spüre förmlich, wie sich mein Gesicht verkrampft, die Situation ist einfach zu viel für mich. Mit weichen Knie versuche ich mich vor ihr hinzustellen. Besorgt beäugt sie mich. Anschließend umarmen wir uns zögernd, dabei schaue ich erneut zu Kiana herüber. Sie macht mit entsetztem Gesichtsausdruck eine Handbewegung. Durch die Umarmung, kann Kim sie nicht sehen. Ich reiße warnend meine Augen auf, damit sie checkt, dass sie gefälligst mitspielen muss. Widerwillig nickt sie mir zu, genau in dem Moment löst sich Kim aus unserer Umarmung.

"Woher kennt ihr euch?", frage ich und greife nach einer Haarsträhne, um meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Kim setzt sich ihr schönstes Lächeln auf und blickt zu meiner völlig verwirrten Cousine.

"Wir haben uns hier beim Fitness kennen gelernt!" Sie zeigt mit ihrer Sportflasche nach oben. In der dritten Etage gibt es ein Fitnessstudio für Frauen. Kiana schweigt, die Alte soll was sagen, bevor Kim Verdacht schöpft. "Ehm, Ja genau. Wir kennen uns schon seit fast einem halben Jahr, stimmt es?" Sie stubst Kim an und kaut dabei auf ihrer Unterlippe herum.

Kim neigt nachdenklich ihren Kopf zur Seite. "Ja, allerdings. Und ihr beiden?" Bevor Kiana etwas entgegnen kann übernehme ich das Ruder. "Wir...Wir kennen uns schon ewig. Wir waren zusammen auf der Oberschule.", erwidere ich so glaubwürdig, wie möglich. Kim hebt interessiert ihre Augenbrauen. "Cool, die Welt ist klein!" Wir fangen alle an zu lachen aber ich könnte genauso sehr auf der Stelle in Tränen ausbrechen. "Oh ja, sehr klein.", fügt Kiana kopfnickend hinzu, während ihre Augen mich durchbohren. Ich kann mich gleich auf etwas sehr unangenehmes gefasst machen.

"Gut, ihr Hübschen, ich würde mich euch jetzt gerne anschließen aber das Bedürfniss zu duschen ist stärker.", flötet sie und schickt uns Beiden Luftküsse. Erleichtert atme ich aus. Doch bei dem Gedanken gleich mit der Wahrheit rauszurücken kommt mir die Galle hoch.

Sie wendet sich Kiana zu. "Wir sehen uns doch am Mittwoch beim Zumba?" Kiana lächelt ihr zu und sagt: "Genau, dann bis Mittwoch, Kim." Scheiße, Kim, verschwinde doch jetzt einfach bitte ohne Dean's Namen zu erwähnen. "Und Tina, wir sehen und Morgen früh am Flughafen!", ruft sie und wirft sich ihre Tasche über die Schulter. Fuck, ich bin offiziel am ARSCH! Mir hat das gerade eben die Sprache verschlagen. Also nicke ich nur. Wir haben mit Dean noch gar nicht sicher ausgemacht, ob ich ihm zum Flughafen begleite. Wie soll ich das auch hinbekommen? Morgen ist Montag und ich muss eigentlich zur Schule. Natürlich will ich ihn begleiten aber welche Lüge soll ich meinen Eltern diesmal auftischen?

"Super, na dann Ciao!" Das Plappermaul geht von Dannen und lässt mich mit meiner feurigen Cousine zurück. Was ich jetzt gezwungen bin zu tun, wird alles verändern.

Kiana schaut nochmal prüfend nach Hinten, um sicher zu stellen, dass Kim bereits verschwunden ist. Doch dann wird es ernst und sie dreht sich wieder zu mir um. Ich kaue aufgeregt auf meiner Unterlippe herum, mein Herz hämmert gegen meine Brust. "Tina? Flughafen? Was zum Teufel läuft hier, Maya?" Viel zu laut stellt sie mir diese Frage. Sie wirkt hysterisch, was ich ihr nicht verübeln kann. Mit geweiteten Augen starrt sie mich an. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Wo soll ich bloß anfangen? Sie stellt fest, dass ich keine Anstalten mache ihr zu antworten. Also greift sie sich mein Arm und zieht mich näher an sich. Wir stehen hier genau in der Mitte des Einkaufszentrums. Unsere Speisen sind inzwischen kalt und der Appetit schon lange vergangen.

Ihre grünen Augen sind nun mit Besorgnis erfüllt. Ich spüre plötzlich heiße Tränen auf meinen Wangen. Mein Gesicht verzerrt sich, die Situation ist einfach von tiefster Verzweiflung erfüllt.

"Maya, was ist denn los?", fragt sie mich und wischt mir mit ihren Daumen die Tränen weg.

"Kiana, ich stecke tief in der Scheiße! Bitte, hilf mir! Ich brauche deine Hilfe. Ich kann das nicht mehr alleine!" Ich flehe sie heulend an, mir bei zu stehen. Obwohl ich eine Grenze überschritten habe, bin ich auf ihre Unterstützung angewiesen. Sie muss mich verstehen und darf mich nicht verurteilen. Endlich kann ich mit jemanden darüber reden. Kiana steht der Schock ins Gesicht geschrieben. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Sorgenvoll drückt sie mich an sich. Wir verharren eine Weile in der Umarmung. "Süße, was ist denn bloß geschehen? Du weißt doch, dass ich immer für dich da bin." Nun hat auch sie Tränen in den Augen, die sie versucht vor mir zu verbergen. Sie ist so stark, doch mich so zu sehen zerreißt ihr das Herz. Sonst war sie von uns beiden immer das Wrack mit Liebesproblemen und ich die Unbeschwerte, die ihr stets bei alles Lebenskrisen zur Seite stand.

Love Lesson Band 1 (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now