Angst und Liebe

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MAYA

Bevor ich abhebe, versuche ich nochmal tief ein und anschließend aus zu atmen, denn der Schreck sitzt mir immer noch in den Knochen... Beruhigt habe ich mich auf keinen Fall, jedoch muss ich jetzt die Ruhe bewahren. Dean wird davon vorerst rein gar nichts erfahren, ich hab unfassbare Angst ihn zu verlieren...

Ich schlucke den gewaltigen Kloß in meinem Hals herunter und bekomme glücklicherweise einen Ton heraus.

"H-Hallo?", spreche ich in den Hörer, meine Hände zittern vor Aufregung. Meine Stimme klingt unbekümmerter, als ich erwartet hätte. Erleichtert schließe ich meine Augen und hoffe dabei, dass Dean nichts bemerkt.

" Hey! Wie geht es dir Baby?", fragt er mich gut gelaunt, ich liebe es einfach, wenn er so gut drauf ist.

Er verdient es wie kein Anderer glücklich zu sein... Leider kenne ich seine, wie er sie so gerne und dramatisch nennt "dunkle Vergangenheit"nicht, er hat in seinem Leben wahrscheinlich edliche Fehler begangen und schließlich seine unerträglichen Schuldgefühle, die ihn innerlich auffressen, jedoch weiß ich, dass er ein phantastischer Mensch ist, noch nie war ich mir einer Sache so sicher.

Ich betrachte verstört und voller Besorgnis, dieses hässliche Stückchen Papier, auf dem die abscheulichste und Sorgen vollste Botschaft geschrieben steht. Diese eigenartige Schrift, habe ich vorher niemals gesehen, sie wirkt auf mich bedrohlich und beängstigend böse...

"HALLO? BIST DU NOCH DRAN?" Deans verwunderte Stimme, reißt mich aus meinen schwermütigen Gedanken, ich zucke zusammen und versuche mühevoll, stumm auszuatmen.

"Ja, Ja. Ich bin dran... Mir geht es gut, und dir?", erwidere ich, als ob nichts weiter wäre... Diesmal klingt meine Sprechweise irgendwie verdächtig und unnatürlich hoch... Shit! Dean wird das so was von bemerken.

Er jetzt fällt mir der Lärm auf, der von Deans jetzigen Umgebung stammt. Er hat wirklich Spaß, was mich glücklich macht, deswegen möchte ich auf keinen Fall alles mit dieser verschissenen Nachricht zerstören! Mein Gott, in meinem Schädel herrscht ein grausames Durcheinander.

"Maya? WAS IST LOS? IST ALLES IN ORDNUNG MIT DIR?", fragt er mich mit seiner tiefen und besorgten Stimme, meinen Namen hat er jedoch äußerst leise ausgesprochen, denn ich existiere in seiner Welt ja eigentlich nicht. In seiner verkorksten Welt bin ich die einundzwanzigjährige, junge und dynamische Studentin, Tina. Was für ein Dilemma!

"Ja, was soll denn sein? Alles gut. Wie läuft es bei dir so? Hast du Spaß?", frage ich ihn, mit bemüht ruhiger Stimme und schiebe aus Abscheu mit meinem Fuß so stumm wie möglich, den verfluchten Zettel weg, leider bringt das nichts, dieser grässliche Satz hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

Verzweifelt sitze ich, wie ein Stückchen Elend auf dem Boden und versuche mit aller Kraft mich auf das Telefonat zu konzentrieren.

"Ich vermisse dich. Mit dir hätte ich viel mehr Spaß Baby..." ,flüstert Dean kokett in den Hörer, ich kann sein unbezahlbares Lächeln vor mir sehen, dabei schließe ich meine Augen und lächle verlegen. Für einen kurzen Moment hat mich Dean mit seiner verführerischen Aussage in einen wundervollen Ort geführt, die ich jedoch nach Sekunden wieder verließ, denn wir leben nunmal in der verdammten REALITÄT.

"Ich vermisse sie auch Herr Lehrer.", sage ich und stelle mir sein wundervolles Gesicht vor. Seine vollen und sinnlichen Lippen, diese unbeschreiblich wertvollen smaragdgrünen Augen,  seine wohl geformte Nase, und sogar diese kleine Falte zwischen seinen Augenbrauen liebe ich.

"Ich wollte dir nur eine gute Nacht wünschen Prinzessin, wir sehen uns Morgen. Um 18:00 Uhr müssen wir im Restaurant sein, kommst du dann so gegen fünf zu mir?", fragt er mich irgendwie ein Wenig freudlos... Vielleicht hat er ja keine Lust auf das Geburtstagsessen oder hat Angst, dass uns jemand erwischen könnte...

Love Lesson Band 1 (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now