Erinnerungen

2K 85 45
                                    




New York City, November 2011

"Sammy ist total angepisst weil ich seine billige Freundin geknallt habe!", rief ich völlig belustigt und kippte einen weiteren Wodkashot in mich hinein, der Alkohol brannte in meiner Brust und nahm mir alle Hemmungen.

Toby verdrehte seine geröteten Augen und prustete los.

"Du bist so ein verdammter Wichser Dean, weißt du das eigentlich?", lallte er und sah mich verurteilend an.

"Ich weiß.", erwiderte ich trocken. Ich hatte ein abscheuliches schlechtes Gewissen, welches ich mit Alkohol zu unterdrücken versuchte aber diese Tatyana war einfach nichts für Sam, das erkannte ich sofort. Die Bitch hat mich total angemacht, ich war wie so oft besoffen und hab sie eben gevögelt. Caroline und ich hatten uns am Tag davor so furchtbar gestritten, sie sagte, es wäre vorbei und ich solle mich nie wieder blicken lassen. Ich hasste mich dafür, jedoch wollte ich es nicht nach Außen hin zeigen. Zu dem Zeitpunkt, wusste sie noch nichts von meinem Betrug, ich Feigling redete mir ein, da sie ja kurzfristig "Schluss" machte, es nicht als Betrug galt, jedoch war es sogar viel schlimmer und armseliger.

"Wie geht es Caroline? Also ich meine deine schwangere Freundin?", fragte er leichtsinnig und betonte die letze Frage mit Sarkasmus. Ich kann mich genau an diesen Augenblick erinnern, ich weiß heute noch wie sehr ich ihn für diese freche Frage den Kopf abreißen wollte. Warum mussten mir alle immer wieder vor Augen führen, was für ein mieser Arsch ich war? Sogar die Witzfigur Toby wagte es, zu betonen, was für ein erbärmlicher Versager ich tatsächlich bin. Früher verstand ich es nicht richtig, heute jedoch, kann ich all das nachvollziehen...

"Verpiss dich!", zischte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen und warf ihm meinen allbekannten drohenden Blick zu.

Toby schluckte den vor Angst entstandenen Kloß herunter und verzog sich mit schnellen Schritten, er verschwand in der tanzenden Menschenmenge, die Musik dröhnte laut, ich spürte die vertrauten Bässe, es war der Ort an dem ich mich jeden Tag aufhielt, obwohl meine wundervolle Freundin alleine zu Hause sehnsüchtig auf mich wartete. Es war der Tag an dem ich vor Selbsthass den größten Fehler meines Lebens begann, der grässliche Fehler, der das Leben meiner ganzen Familie zerstört hat, der Fehler, den ich mir nie im Leben verzeihen kann, ich verlor alles. Meine große Liebe, die engelsgleiche Frau, die mir das Leben schenkte, die Anerkennung meines Vaters und mein unschuldiges Baby. Ich war nicht in der Lage meine Familie zu beschützen, ich selber war es, der sie ausgelöscht hat. Mit jedem Blick in den Spiegel hasse ich mich immer mehr.

Dean Winchester du bist tot, keiner kann deine Seele schreien hören, deine Hülle bleibt bestehen aber Innerlich ist nichts mehr weiter als unendliche Dunkelheit...

Heute

"DEAN! Hörst du überhaupt zu man?", brüllt Sam aufgebracht und starrt mich fragend an.

Ich zucke kurz zusammen, die schmerzhaften Erinnerung lassen mir keine Ruhe, sie spuken in meinem Kopf umher und schnüren mir die Luft zum atmen ab, ich  hatte einen kleinen verzweifelten Funken Hoffnung, Hoffnung, dass meine wunderschöne Mutter aus ihrem friedlichem Schlaf erwachen würde, ich ihr zauberhaftes Lächeln sehen könnte, wieder in ihren warmen und liebevollen Umarmung liegen würde und dass ich noch die Möglichkeit hätte, ihr jeden Tag zu sagen, wie unendlich Leid mir all das tut...

Wie leichtsinnig bin ich eigentlich? Wie kann ich erneut riskieren einer Frau das Herz zu brechen und sie zu zerstören, der Egoismus in mir ist ein böser Dämon, der mich immer wieder  hinterhältig manipuliert. Ich darf der wunderschönen Lamaya nicht das selbe antun, ich muss einmal in meinem verkorksten Leben das Richtige tun und sie davor bewahren...

"Ja! Komm runter.Wir finden eine Lösung...", erwidere ich leise und blicke auf meine Tasse Kaffee, ich spüre förmlich Sam's unnahbaren Blick auf mir.

"Sam, ich glaube John als Ehemann hat doch das Recht zu entscheiden?", verkündet Kim ihre Behauptung unsicher.

Meine arme Maya, sitzt da vollkommen erschüttert und betrachtet diese Misere, ich muss sie gehen lassen, es ist nur zu ihrem besten...

Sam blickt konzentriert aus dem Fenster.

"Nicht direkt. Die Patientenverfügung ist der wichtigste Aspekt und wird in erster Linie berücksichtigt...", teilt er uns in seinem juristischen Fachjargon mit.

"Sam! Sie hat aber keine verdammte Patientenverfügung!", schreie ich und haue mit voller Fucht auf den Tisch, sodass der Kaffee überschwappt Maya erschreckt sich und fängt unmittelbar an zu zittern.

Cas mustert mich kopfschüttelnd.

"Ich weiß! Dann haben wir keine andere Wahl...Dean... ich meine, es sind vier Jahre vergangen. Vielleicht sollten wir sie endlich gehen lassen...", flüstert er mit gesenktem Kopf und gebrochener Stimme.

Nein! Verflucht, nein! Diese Aussage nimmt mir nun endgültig den letzten Hoffnungsschimmer. Es schmerzt unerträglich, grässlich, abscheulich. Meine Brust droht zu zerspringen. Mein Kopf, der mit Vorwürfen, Schuld und Erinnerungen verseucht ist, pocht hämmernd. Ich muss hier raus, bevor ich explodiere.

Der vernünftige Teil in mir, weiß dennoch, dass die Zeit gekommen ist, um Abschied zu nehmen...

Love Lesson Band 1 (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now