Kapitel 11

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MAYA

Nachdem ich Dean meine Adresse geschickt habe, springe ich hastig von der Couch und haste ins Bad, um mich fertig zu machen. Im Austausch zu den Kopfschmerzen bin ich jetzt total aufgeregt und mein Herz klopft wie wild. Trotzdem muss ich versuchen ruhig zu bleiben. Ich wasche mir mein Gesicht, schmiere mir Concealer unter die Augen, um meine Augenringe abzudecken und tusche meine Wimpern. Zu guter Letzt trage ich noch Libbalm auf.

Jetzt sind meine Haare an der Reihe. Was mach ich nur mit denen? Nach dem Bürsten sehen sie zum Glück nicht mehr ganz so schlimm aus. Vorsichtshalber streife ich mir noch einen Haargummi ums Handgelenk. Das nächste Problem: WAS ZIEHE ICH AN? Am liebsten würde ich Jo anrufen und sie fragen, aber darauf muss ich wohl oder übel verzichten müssen. Nach zehnminütigem herumsuchen ziehe eine dunkelblaue Jeans aus dem Schrank und schlüpfe in sie hinein. Die sitzt echt super. Es ist warm also entscheide  ich mich für ein gestreiftes Shirt  und ziehe es mir eilig über. Okay, ich bin eigentlich ganz zufrieden, es wirkt sportlich und nicht zu aufgetakelt, was gut ist. Hauptsache ich fühle mich darin wohl.

Nachdem ich mir meinen Schmuck angelegt habe, schicke ich meiner Mutter eine Nachricht, in der ich ihr Bescheid gebe, dass ich heute bei Jolina schlafe... Sie ist einverstanden. Ich freue mich so sehr ihn gleich zu sehen! Oh, ich habe vergessen Parfüm aufzutragen! Gut, dass es mir noch rechtzeitig eingefallen ist.


DEAN

Ich kann das nicht glauben, ich bin allen Ernstes auf dem Weg zu ihr. Das ist doch total verrückt. Ich weiß, dass ich das nicht tun sollte. Eigentlich sollte ich sofort beim Absatz kehrt machen und Heim fahren. Doch das Verlangen nach ihr ist übernatürlich. Meine Vernunft hat keine Chance. Die Fahrt dauert knapp eine halbe Stunde. Maya wohnt in einem Vorort.  Die entscheidende Frage ist, was werden wir tun? Uns bleibt ja keine große Auswahl an Möglichkeiten, denn uns darf nunmal niemand zusammen sehen. Das Risiko ist einfach viel zu groß. Später werde ich sie dann wieder nach Hause fahren. Es ist mir einfach wichtig mit ihr darüber zu reden und sie aufzuwühlen. In der Schule können wir uns nicht ungestört unterhalten. Aus diesem Grund muss ich die Gelegenheit jetzt nutzen und das mit ihr klären.

Mein Navigationssystem sagt mir, dass mein Ziel auf der rechten Seite liegt. Es ist ein schönes Haus mit zwei Stockwerken. Der Garten ist sehr schön gepflegt. Trotzdem hasse ich Vororte. Sie sind langweilig, jeder kennt jeden, und es gibt viel zu viele spießige Wichser, die denken sie wären etwas Besseres nur, weil sie sich ein Haus mit Garten leisten können und regelmäßig ihr Unkraut zupfen. Der ausschlaggebenste Grund, warum ich niemals in einem Vorort leben werde, ist, dass alles, aufregende, was eine Großstadt zu bieten hat verdammt weit weg liegt.

Ich schreibe ihr : Ich bin da. 

Als Antwort schickt sie mir ein Daumen nach Oben-Emoji. Unwillkürlich fange ich an zu Lächeln. Während ich auf sie warte, schließe ich die Navigations-App und durchsuche meine Playlist. Ich wähle das Album Black in Black von AC/DC aus. 

Dann schaue ich aus dem Fenster und entdecke Maya. Sie hat diese besondere Ausstrahlung, die mich so fesselt. Diese Mädchen bringt mich um den Verstand und im schlimmsten Fall sogar um meinen Job als Lehrer. Nachdem sie die Haustür abgeschlossen hat kommt sie auf mein Auto zu. Ich steige aus und komme ihr entgegen.

MAYA

Wow, Er fährt einen Range Rover. Diese Autos sind echt cool. Er sieht mal wieder zum Anbeissen aus. Er trägt ein Denimshirt, es steht ihm super und bringt seine breiten Schultern zur Geltung. Mein Grinsen kann ich nicht  vor ihm verbergen. Er steht nun dicht vor mir.

" Hallo." Ich höre mich an, wie ein Kleinkind. Wieso zum Teufel schäme ich mich so? Ruhelos streiche ich mir eine Strähne aus dem Haar.

"Hallo, Lamaya." Er  begrüßt mich mit einem verschmitzten Grinsen. Hundertprozentig spürt er, wie nervös ich bin und findet es auch noch amüsant. Es ist so ungewohnt, dass er mich mit meinem vollen Namen anspricht, das macht sonst keiner. Außer meine Mutter, wenn sie wütend auf mich ist.  

Dann umarmt er mich, ich schmiege mich genüsslich an seine starke Brust. Ich nehme den herrlichen Duft in mir auf. Seine Umarmung überrascht mich, weil er vorhin noch so besorgt und distanziert was. Als er sich von mir löst, um mir die Tür aufzuhalten, werde ich auf einmal ganz unruhig, weil ich keinen blassen Schimmer habe, was mich erwartet. Es ist falsch, verboten und gefährlich, doch wir tun es trotzdem. Komischerweise sagt mir mein Gefühl, dass ich das Richtige tue. Ich will es und vertraue ihm, was total abgedreht ist, weil ich so ziemlich nichts über ihn weiß.  Außer, dass er gerne Kaffee trinkt, ziemlich viel Sport treibt und ein sehr lockerer Lehrer ist, der sich intensiv mit seinen Schülern beschäftigt. Aus diesem Grund mag ihn auch jeder aus der Klasse. 

 Er schaltet den Motor an. "Ist alles in Ordnung?", fragt er mich.

Ich nicke deutlich. "Ja, es ist alles gut. Mir gefällt dein Auto!" Ich schaue mich nochmal mit großen Augen um.

"Danke. Ich finde es ganz Okay. Als ich hergezogen bin, habe ich es einem Kumpel abgekauft.", erzählt Dean, indem er langsam ausparkt.  "In Amerika, da hatte ich ein wunderschönes Auto. Einen 67 Impala Chevrolet. Ich kann dir ein Bild zeigen. Das war ein erstklassiges Auto. Ein Oldtimer." Seine Augen funkeln ja förmlich, wenn er von seinem alten Auto spricht, was ich echt süß finde.

Er greift nach seinem Iphone und stöbert in seiner Galerie. Das alles tut er, während er mit 180 km/h über die Autobahn düst. Es läuft Musik, so weit ich es beurteilen kann ist das AC/DC aber ich bin mir nicht hundertprozentig sicher. Es gefällt mir, ist mal etwas anderes.

Mr. Winchester hält  mir sein Handy hin. Ich nehme es vorsichtig aus seiner Hand. Auf dem Bild sieht Dean jünger aus, neben ihm steht ein großer Mann, der aber noch jünger aussieht als er. Ist das etwa sein Bruder? Ein wenig Ähnlichkeit kann ich bei den Beiden schon erkennen. Das Auto ist schwarz und sieht sehr klassisch aus. Es ist bestimmt so ein Klassiker.

"Wow, ein echt schönes Auto. Wer ist das neben dir?" , frage ich interessiert und mustere Dean. Am liebsten würde ich all seine Bilder angucken. Das wäre aber natürlich unhöflich und total unangebracht also gebe ich ihm es wieder zurück.

" Das ist mein kleiner Bruder Sam. Er lebt auch in Berlin." Er steckt sich sein Smartphone wieder in die Hosentasche. Irgendwie wirkt er auf einmal so ernst. Hoffentlich bin ich ihm mit meiner  Frage nicht zu nahe getreten.

"Ach so. Ich habe auch einen Bruder. Aber er ist vier Jahre älter als ich. Wie alt ist Sam?" Diese Fragen platzen einfach so aus mir heraus. Andererseits sind das übliche Fragen, die man Menschen stellt, die man näher kennen lernen möchte.

" Sam ist fünfundzwanzig. Er wird dieses Jahr heiraten." Er überholt einen Taxifahrer. Sein Blick ist starr auf den Verkehr gerichtet. Wieso ist er plötzlich so angespannt?

"Oh, das ist toll! Und deine Eltern? Leben die auch hier?", Ich spreche zögerlich meine Frage aus. Meine Stimme ist nun leiser. Ich fühle mich momentan irgendwie unwohl.

"Meine...meine Eltern leben nicht mehr... Lamaya, bitte, frage nie wieder nach meinen Eltern... Hast du mich verstanden?", sagt er monoton ohne mich anzusehen.

Unerwartet fährt mir ein eisiger Schauer über den gesamten Rücken. Seine Antwort verschlägt mir die Sprache. Outch. Was habe ich nur getan? Ich habe den wundervollen Moment des Kennenlernens versaut. Trotzdem hätte ich ja nicht wissen können, dass seine Eltern tot sind und er nicht darüber spricht. Ich fühle mich schuldig und es tut mir wirklich leid. Es ist seltsam ihn so zornig zu erleben. Mühevoll versuche ich, den fetten Kloß in meinem Hals herunter zu schlucken.

Als Antwort nicke ich nur. Denn nach dieser groben Antwort, bekomme ich nicht einmal ein einfaches "Ja!" zustande...

Love Lesson Band 1 (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now