Liebeskummer

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MAYA

Ich habe mich schon seit meiner Kindheit vor der Dunkelheit gefürchtet, auch heute noch bereitet sie mir Angst. Früher ließen meine Eltern für mich immer die Tür offen, damit mir ein kleiner Lichtschein beim einschlafen hilft. Es fühlt sich so an, als wäre ich wieder die kleine sechsjährige Lamaya, die hilflose und ängstliche Lamaya. Mühevoll versuche ich meine Augen zu schließen und einzuschlafen, doch es gelingt mir nicht. Sofort spielen sich die letzten sechs Wochen vor meinem geistigen Augen ab. Diese wunderschönen und zugleich schmerzhaften sechs Wochen. Neben mir liegt Kiana, sie trägt eine Schlafmaske, weil ich sie bat, das Licht im Flur an zulassen. Genau wie Früher. Auf eine eigenartig Art und Weise tröstet mich diese kleine Lichtquelle, sie erhellt die Dunkelheit in meinem Innerem. Die Dunkelheit, die er erschaffen hat. Dean. Ein Mann, der mein Herz und meine Seele gefangen hält.

Es ist mittlerweile schon vier Uhr Morgens. Erst um drei haben wir uns ins Bett gelegt. Marcel ist auf einer Geschäftsreise, was echt passend ist. Ich hab ihn sehr gern aber ich bin mehr als glücklich darüber, dass er genau heute nicht hier ist. Mir fällt es immer besonders schwer in neuen Umgebungen einzuschlafen. Obwohl ich schon sehr häufig hier übernachtet habe, ist es dennoch befremdlich. Als ich jedoch das erste mal bei Dean geschlafen habe, fühlte ich mich auf Anhieb wohl. In seinen schützenden Armen fiel ich in Sekundenschnelle in einen tiefen seligen Schlaf.

Mit meiner dramatischen Heulattacke habe ich Kiana einen großen Schrecken eingejagt. Sie hat sogar mit dem Gedanken gespielt, mich ins Krankenhaus zu fahren. Sie stellte die Behauptung auf, es könnte ein Nervenzusammenbruch sein, was eigentlich gar nicht so unwahrscheinlich ist. Als ich ihr die gesamte Geschichte erzählt habe, schmerzte es sogar noch mehr als in dem Moment, in dem es passiert ist. Meine arme Cousine war wie gelähmt vor Schock. Noch nie hatte sie mich so gebrochen erlebt. Man kann die tiefe Feindseligkeit, die Kiana, Dean gegenüber empfindet kaum in Worte fassen, was furchtbar ist. Ich wünschte es wäre alles so viel einfacher.

Von einem perversem Instinkt geleitet starre ich auf den Chat von mir und Dean, überwache wann er online ist und lese mir die unzähligen Nachrichten der letzten Tage durch. Die heißen Tränen auf meinen Wangen brennen sich in meine Haut ein. Er hat mich verlassen, nach allem was wir gemeinsam durchgemacht haben. Warum hat er es denn überhaupt so weit kommen lassen? Er hat mich verdammt nochmal ausgelaugt, mir die ganze Lebenslust geraubt, mich alleine zurückgelassen. Es sind nur noch die Erinnerungen, die mir bleiben.

Die ersten Tage habe ich mich wie ein Zombie gefühlt, ohne jegliche Gefühle. Am Montag konnte ich nicht zur Schule gehen, mir fiel die Kraft und der Mut dazu. Kiana nahm sich frei und wir verbrachten den ganzen Tag auf ihrer Couch. Redeten hundertmal darüber, was geschehen war. Sie versuchte mich zu trösten, mich aufzubauen. Erfolg hatte sie damit jedoch nicht. Sobald ich alleine war, brach ich in Tränen aus. Ich fühlte mich so schwach und erbärmlich. Jede Minute, Sekunde immer, war ich in Gedanken bei Dean. Es schnürte mir die Luft ab, nicht zu wissen, ob er gut angekommen ist. Mein Appetit verschwand. Sogar bei dem Duft von frischem Apfelkuchen, kahm mir die Galle hoch. Meinen Augen, konnte man den Verlust ablesen. Jeder wunderte sich über meine Traurigkeit. Keiner in der Schule hat mich jemals auf diese Weise erlebt. Meine beste Freundin versteht die ganze Welt nicht mehr, ich lasse mich zwar von ihr trösten aber die Wahrheit verheimliche ich vor ihr und das nur Dean zur Liebe. Sie denkt immer noch ich sei wegen meinem Fahrlehrer so am Boden zerstört. Sie hat anfangs nicht aufgehört nachzuhacken, doch als ich sie endlich davon überzeugen konnte, lies sie es bleiben und war einfach für mich da. Diese Ungewissheit macht mich krank. Wie geht es ihm? Konnte er sich von seiner geliebten Mutter verabschieden? Ist seine Mutter jetzt an einem besserem Ort? Fragen über Fragen und keine Antwort. Heute ist Freitag, das heißt er müsste am Montag wieder da sein. Wir werden uns früher oder später in der Schule begegnen. Diese Trennung ist viel realer und schmerzhafter als die erste. Damals hatte ich meine Hoffnung nicht aufgegeben und gekämpft. Um uns, um ihn um unsere verbotene Liebe.

Love Lesson Band 1 (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now