Der Knall

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MAYA

"Du kannst ihn haben!", ächze ich so leise, wie möglich. Diese Bitch bringt mich auf die Palme in wenigen Sekunden könnte ich vor Wut explodieren. Ein verschmitztes Lächeln umspielt ihre Lippen. Für sie ist es eine Genugtuung mich so wütend zu erleben.

"Er steht auf dich. Das weißt du." Ihre Stimme klingt plötzlich weinerlich. Warum hat sie mir das nicht schon früher gesagt?

"Er weiß aber, dass ich nichts von ihm will. Also musst du dir doch keine Sorgen machen." Mit Mühe versuche ich sie zu überzeugen aber im Innerem weiß ich bereits, dass ich keine Chance habe.

"Das reicht aber nicht. Er muss dich hassen.", flüstert sie ausdruckslos und blickt mir dabei tief in die Augen. Das Blau ihrer Augen wirkt so kalt. Es tut unglaublich weh, sich so sehr in einer Person getäuscht zu haben. Fassungslos mustere ich sie. Das kann sie doch nicht Ernst meinen?! Hassen? Verdammt bin ich hier im falschem Film?

Ihre Aussage ist einfach nur lächerlich, deshalb fange ich unkontrolliert an abfällig zu Lachen.

"Du bist krank!"

Sofort verfinstert sich ihr Gesichtsausdruck. "Du erzählst ihm, dass du mit Pascal geschlafen hast. Er wird dich dafür hassen, dass du mit seinem besten Freund in der Kiste warst. Das wird dazu führen, dass er erkennt, dass ich die Richtige für ihn bin." Sie schildert mir ihren psychopathen Plan als wären ihre Worte nicht total abgedreht. Als wäre es normal, so etwas gelogenes und abscheuliches zu verbreiten. Sie dreht vollkommen durch und ich kann das alles einfach nicht glauben. Seit wann ist mein Leben so den Bach runter gegangen?

"Sag mal, bist du eigentlich total durchgedreht? Das stimmt doch gar nicht und außerdem wird es Pascal abstreiten. Sie sind beste Freunde. Dein verfickter Plan ergibt keinen Sinn, Tanya." Ich packe sie grob an den Schultern und versuche sie wieder zur Vernunft zu bringen. Zum Glück sind wir alleine im Flur, die Anderen sind bereits im Klassenraum und warten auf Dean, der jeden Moment auftauchen könnte.

"Glaub mir, Süße. Pascal ist mir etwas schuldig und, dass die beiden "Beste Freunde" sind, hat heutzutage gar keine richtige Bedeutung mehr. Jeder denkt nur an sich. Genau so wie du! Zudem möchtest du doch sicherlich nicht, dass dein verehrter Lehrer im Gefängnis landet, oder?" Ihre Augen sind zusammengezogen. Den letzten Satz flüstert sie mir herausfordernd ins Ohr.

Mir ist kotzübel. Das Universum, Gott und das Schicksal lassen mich im Stich. In meinem Innerem herrscht ein Sturm. Mein Gehirn ist überfordert es ist mir einfach zu viel. Sie erpresst mich. Meine Freundin, die ich schon seit fünf Jahren kenne, erpresst mich. Wie will sie es jedoch beweisen? Sie hat doch nichts gegen mich in der Hand, oder etwa doch?

Als könnte sie meine Gedanken lesen, sagt sie: "Ich habe Beweise, Maya." Anschließend streicht sie sich zufrieden ihre gepunktete Bluse zurecht. "Komm, wir haben Unterricht!", ruft sie fröhlich. Ihr Sarkasmus ist so offensichtlich, dass ich ihr auf der Stelle eine reinhauen könnte. Diese verlogene Schlampe!

Ich will nicht mehr, ich sein. Warum lässt Gott das geschehen? Was habe ich so furchtbares in meinem Leben getan, dass ich so hart bestraft werde? Sie lässt mich im Flur zurück. Wie angewurzelt bleibe ich stehen. Ich schließe meine Augen, um der Realität nur für wenige Sekunden zu entkommen. Was soll ich bloß machen? Wie mit einem Schlag höre ich schwere, mir vertraute Schritte. Ohne es zu sehen, weiß ich, wer gleich vor mir stehen wird.

Als ich meine Augen öffne, sehe ich Dean. Mein Herz hämmert gegen meine Brust und droht herauszuspringen. Die Sehnsucht nach ihm war unerträglich. Der Schmerz entsetzlich, doch ihm seit unserer Trennung gegenüberzustehen bringt das Faß zum überlaufen. Nicht zu wissen, wie es in New York gewesen ist, wie es ihm ergangen ist oder was mit seiner Mutter geschehen ist, lässt meine Seele bei lebendigem Leib verbrennen.

Love Lesson Band 1 (wird überarbeitet)Where stories live. Discover now