Take Fifteen

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Illenium - Fractures


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Für den Rest des Tages hatte ich mich von allen und jeden abgeschottet. Ich hatte mich in meinem Apartment buchstäblich eingesperrt und es nicht mehr verlassen, seit Joshua gegangen war.

Ich konnte es nicht. Ich schaffte es einfach nicht mehr mich irgendwie zu bewegen. Er war weg. Der einzige Mensch, der mir in meinem Leben Liebe gezeigt hatte, der mich diese fühlen ließ. Und nur durch meine eigene Dummheit hatte ich das alles zerstört.

Nun fühlte ich mich wie damals - als Kind - als mein Leben über Nacht auf den Kopf gestellt wurde. Als ich von allen verlassen wurde. Doch dieses mal war es anders. Damals kannte ich das Gefühl von Liebe nicht, da es mir nie geschenkt wurde. Dieses mal hatte Joshua mir dieses Gefühl gegeben und es hatte sich so wunderschön angefühlt. Und nun war es weg und ich fiel erneut in diese kalte Welt, aus der er mich damals herausgeholt hatte.

Aus reiner Verzweiflung hatte ich ihn mehrmals angerufen, versucht ihn zu erreichen, damit ich es ihm erklären konnte. Doch er reagierte auf keines meiner Anrufe und auch nicht auf die Nachrichten, die ich hinterlassen hatte. Verübeln konnte man es ihm nicht. Ich verstand, dass er wütend auf mich war, dass er mich vielleicht sogar hasste, denn ich hasste mich im Moment selbst dafür.

Dennoch konnte ich ihn nicht gehen lassen. Ich durfte es nicht, denn ich brauchte dieses Gefühl, welches er mir gegeben und auch beigebracht hatte. Ich brauchte es, um nicht erneut in dem kalten und gefühllosen Meer zu ertrinken, in dem ich mich erneut befand. Ich durfte Joshua nicht verlieren.

Zusammen gekauert saß ich auf dem Boden und lehnte mit dem Rücken an der Couch. Meine Augen starr auf den dunklen Parkettboden gerichtet und meine Arme um die angezogenen Beine geschlungen. Nur so schaffte ich es nicht vollkommen auseinanderzufallen. Auch, wenn es dafür wahrscheinlich bereits zu spät war.

Ich wusste nicht, wie lange ich bereits so saß, aber es waren anscheinend Stunden, denn ich merkte jenseits meiner trostlosen Gedanken, wie die Sonne am Himmel unter ging und dieser mit der Dunkelheit der Nacht überzogen wurde. Und mit der Dunkelheit dort draußen, herrschte auch Dunkelheit um mich herum. Genauso wie in mir.

Ich versank in meine Gedanken, hörte nicht einmal mehr, wie mein Handy zu läuten begann, nachdem der Bildschirm aufleuchtete. Jedenfalls ignorierte ich es einfach und zog mich in mein Innerstes zurück.

Ich stellte mir vor, wie es wäre, wenn Joshua bei mir wäre; wenn Colin nie wieder ein mein Leben zurückgekehrt wäre. Joshua und ich wären dann noch glücklich gewesen. Ich hätte mich nie in der Dunkelheit dieser beinahe schwarzen Augen, in seinen leidenschaftlichen Blick und auch in seinen sanften und dennoch begehrenden Berührungen verloren.

Unwillkürlich erschien Colins Gesicht vor meinem inneren Auge. Ich hasste ihn dafür, wozu er mich gebracht hatte. Und doch spürte ich wieder seine Hände auf meinem Körper und seinen Blick, der sich in mich hinein brannte, als würde er direkt vor mir stehen. Ich schüttelte den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden, doch ich schaffte es einfach nicht dieses Gefühl abzuschütteln. Genauso wenig, wie das Kribbeln meiner Haut, welches mich erfasste, als ich mich an seine Berührungen erinnerte.

Was passierte hier nur? Ich hatte vor wenigen Stunden meine glückliche Beziehung zerstört und doch konnte ich meine Gedanken nicht von dem Mann ablenken, dem ich diesen ganzen Schmerz zu verdanken hatte.

Sogar nachdem alles in die Brüche ging, beherrschte Colin noch immer meine Sinne und meine Gedanken. Ich war verloren und ich war machtlos dagegen, um diese Gefühle zu ändern oder sie einfach verschwinden zu lassen. Ganz egal, wie sehr ich mich darum bemühte, es klappte nicht.

Until The Sunrise ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt