Take Thirty-Nine

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Linkin Park - Numb

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Stundenlang saß ich in meiner Küche. Mit angewinkelten Beinen und starrte einfach so vor mich hin. Ich merkte nicht einmal, wie die Sonne unterging und es dunkel wurde.

Es war nicht lange her, seit ich aufgehört hatte zu weinen, doch mein Körper fühlte sich noch immer kraftlos an, sodass ich mich kein bisschen rühren könnte. Ich fühlte mich, als würde ich wieder einmal in diesen kalten und dunklen Loch sitzen, wie damals als Kind, nachdem mich meine Mutter verlassen hatte. Dieses mal jedoch fühlte es sich tausendmal schlimmer an. Der Schmerz war unerträglich und nicht mal der Alkohol, der vor mir auf dem Tisch stand konnte mir helfen.

Ich war verzweifelt, fühlte mich irgendwie gedemütigt. Meine Gefühle für Colin waren viel zu stark, das war mir bewusst. Ich war dazu bereit so vieles für ihn zu tun, doch die Tatsache darüber, dass er verlobt war, fühlte sich an, wie tausende Tode dicht hintereinander.

Er hatte mir gesagt, das er mich liebte, wollte mit mir sein Leben verbringen. Doch wie es aussah, was das alles eine Lüge gewesen. Es war nie echt.

Das Bild, wie sich diese verfluchte Frau an ihn schmiegte und ihre Lippen auf seine legte, hatte sich in mein Gehirn so sehr eingebrannt, dass ich es jedes Mal sehe, wenn ich auch nur die Augen schließe. Und jedes mal war ich kurz davor mich zu übergeben.

Mein Handy klingelte beinahe ununterbrochen. Cedric hatte mich mehrmals angerufen, mir Nachrichten hinterlassen, das er sich Sorgen um mich machen würde. Genauso wie Val. Aber ich wollte mit keinen von ihnen sprechen. Ich wollte alleine sein. 

Immer wieder fragte ich mich, ob Cedric über diese Verlobung bescheid wusste. Und wenn ich so darüber nachdachte, über bestimmte Momente, Blicke, würde mir immer bewusster, dass er es wusste.

Ich erinnerte mich an das Gespräch hinter der verschlossenen Tür zwischen ihn und Colin. Damals hatten sie nicht nur über die Arbeit gesprochen. 

>Wenn es soweit ist, wird es sie zerbrechen<, hatte er damals gesagt. Alles erschien mir mit einem mal so klar. Er meinte damals die Verlobung, das wusste ich jetzt. Und er hatte vollkommen Recht gehabt.. es hatte mich zerbrochen.

Als es erneut klingelte und ich zum gefühlt hundertsten Colins Namen auf der Anzeige sah, wurde es zu viel für mich. Unzählige Nachrichten hatte er mir geschickt, auf meine Mailbox gesprochen, doch jedes mal hatte ich die Nachrichten gelöscht, ohne sie auch nur gelesen oder abgehört zu haben. 

Vielleicht hätte ich ihm zuhören sollen, aber ich hatte Angst davor. Was hätte er mir auch schon sagen sollen? Dass es ihm leid tat? Dass es nicht so war, wie es aussah und ich alles falsch verstanden hatte? All das wollte ich nicht hören, denn der Schmerz in meiner Brust war ohnehin schon viel zu stark. 

Wie konnte das alles nur so aus dem Ruder laufen? Gerade noch hatte ich die Sache mit meiner Mutter abschließen können, ich hatte mich so sehr darauf gefreut endlich einen Neuanfang zu startet. Mit Colin zusammen. Aber jetzt.. jetzt war ich wieder alleine. Vom Leben getäuscht und von dem Mann, den ich liebte belogen. Ich war ratlos, wusste nicht mehr weiter. 

Ich war so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich stark auf dem Stuhl zusammenzuckte, als es an der Tür klingelte. Dennoch rührte ich mich nicht und hoffte nur, dass derjenige gleich wieder gehen würde. Allerdings tat es derjenige nicht, sondern klingelte erneut. Einmal.. zweimal.. dreimal. Er gab nicht auf. 

Schwer und erschöpft stand ich letztendlich auf und schleppte mich beinahe zur Tür. Doch je näher ich kam, umso größer wurde dieses gewisse Gefühl in mir. Kurz vor der Tür wurde ich langsamer, bis ich schließlich stehen blieb. 

Until The Sunrise ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt