Take Thirty-Four

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Julia Brennan - Inner Demons

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Blinzelnd öffnete ich die Augen, da mich die Sonne zu blenden begann. Ich mochte es am Morgen von der Sonne geweckt zu werden. Es war viel besser als der nervtötende Wecker, der mich immer aus meinen Träumen riss. Laut gähnend streckte ich mich und riss schließlich die Decke von mir, nur um dann meine Beine über die Bettkante zu schwingen und aufzustehen.

Müde fuhr ich mir durch die Haare und tapste langsam aus meinem Zimmer heraus. Im Flur jedoch blieb ich abrupt stehen und lauschte. Es war still. Viel zu still sogar. Ob sie wieder rausgegangen ist, ohne Bescheid zu sagen?

Seit sich mein Vater vor sechs Jahren, vor der Familienverantwortung gedrückt hatte und abgehauen war, hatte sich meine Mutter sehr verändert. Sie war distanzierter und kälter geworden. Sie war am Boden zerstört und verfiel in Depressionen. Sie sprach sehr selten mit mir. Und das letzte mal wo wir zusammen gegessen hatten, war vor Wochen gewesen und auch da hatten wir uns nur angeschwiegen. Immer wieder verließ sie das Haus, ohne Bescheid zu sagen oder wenigstens eine Nachricht zu hinterlassen. Zurück kam sie dann erst spät am Abend nach Hause, als ich meistens schon im Bett lag.

Tief durchatmend versuchte ich den stechenden Schmerz in meiner Brust zu verdrängen und setzte meinen Weg weiter in die Küche fort, um mir etwas zum Frühstück zu machen. Aber als ich dort ankam und den weißen Zettel auf dem Küchentisch sah, erstarrte ich. Hatte sie mir doch noch eine Nachricht hinterlassen?

Langsam ging ich zu dem Tisch und streckte meine Hand aus, um nach dem gefalteten Zettel zu greifen. Meine Augen weiteten sich, als ich diesen las. Das hatte nicht getan.

Mit dem Zettel in der Hand drehte ich mich um und rannte in ihr Schlafzimmer. Ohne darüber nachzudenken, dass sie vielleicht doch noch dort drin sein könnte, öffnete ich schwungvoll die Tür und stürmte hinein. Alles sah ziemlich gewöhnlich aus. Das Bett war gemacht, als hätte sie keine Sekunde darin geschlafen. Die Bilder von meinem Vater und ihr standen noch immer auf dem Nachtschränkchen. Bilder von ihnen hingen an der Wand. Doch keines dieser Bilder zeigte mich. Aber daran war ich bereits gewöhnt.

Weiter sah ich mich um und bemerkte, dass ihr Kleiderschrank ein Stück offen stand. Langsam ging ich darauf zu, während sich der Druck auf meine Brust verstärkte und meine Atmung immer flacher wurde. Angsterfüllt schob ich die Schranktüren auf, nur um die Leere darin vorzufinden. All ihre Sachen waren weg. Sie hatte alles eingepackt.

Fest umschloss ich den Zettel in meiner Hand. Sie war weg. Sie war gegangen und hatte ihre dreizehnjährige Tochter ganz alleine gelassen. Und alles was ich noch von ihr hatte, waren diese drei kleinen Wörter, die sie mit ihrer schönen und geschwungenen Schrift hinterlassen hatte. >Tut mir leid.<

Ich bekam keine Luft mehr und drohte zu ersticken. Meine Hände zitterten und meine Beine fühlten sich mit einem mal ganz weich an, währen mich meine Erinnerungen überrannten. Warum? Warum war sie hier?

Ihre grünen Augen strahlten mich liebevoll und dennoch voller Reue an. Zwölf Jahre war es nun her, seit ich sie das letzte mal gesehen hatte. Seit sie mich ganz alleine in unseren Haus gelassen hatte. Ohne Geld, ohne irgendetwas. Sie war einfach nur weg gegangen. Und nun stand sie hier, nach so langer Zeit und lächelte mich an.

>>Isabella<<, sagte sie schließlich mit ihrer weichen Stimme. Eine Stimme die ich so lange nicht mehr gehört hatte. Schlagartig nahm mich ein Schwindelgefühl ein und ich hatte Schwierigkeiten mich auf den Beinen zu halten. Einzig und allein der Arm, der sich nun um meine Taille geschlungen hatte, stützte mich. Das Handy wurde mir vor einiger Zeit von ihm aus der Hand genommen und das Gespräch beendet.

Until The Sunrise ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt